Wirtschaft in Brehna Wirtschaft in Brehna: Der Meisterkoch in der Kunststoff-Küche

Brehna - Das, was Maik Weber in seinem Unternehmen „Compraxx“ in Brehna macht, ähnelt - mal grob gesehen - dem, was man in einer Küche macht. Nur, dass Weber und sein Team es mit Kunststoffen zu tun haben. Kurz: Sie mischen die mit speziellen Hilfsstoffen und bearbeiten sie unter Hitze, Druck oder mit anderen Verfahren so, dass letztlich etwas Edleres als die ursprünglichen Zutaten herauskommen. Klöße statt Kartoffeln zum Beispiel. Oder Roulade statt rohem Fleisch.
Natürlich sind die Prozesse viel komplizierter und manchmal auch recht langwierig. Maik Weber, Inhaber der 2014 gegründeten Firma, erklärt gern bildlich, was in seinem Unternehmen passiert.
In dieser Kunststoff-Küche ist der Kunde König. Er bringt sein Rezept meist schon mit und bestimmt so, was in der Halle im Brehnaer Industriegebiet hergestellt wird: Kunststoffe, die schwer entflammbar oder besonders schlagfest sind, biegsam wie Weichgummi oder hart wie Metall, die eine bestimmte Farbe bekommen und behalten oder die vielleicht extrem leicht sind.
Oftmals, sagt Weber, ist auch das Knowhow seiner Mannschaft gefragt. Dann, wenn die Kunden auf der Suche nach etwas Neuem, noch nie Dagewesenem, sind. Dann gehen sie gemeinsam ans Werk, besprechen Ideen, entwickeln Projekte. Was und vor allem wie, das bleibt natürlich geheim. Nichts wäre für den Ruf der Firma schlimmer, als Betriebsgeheimnisse zu verraten.
Testlabor für Firmen
Für Projekte von Externen stellt Compraxx auch seine eigenen Maschinen zur Verfügung. Übrigens können sogar Kunden kommen, die mit Compraxx nichts entwickeln, sondern nur für eine gewisse Zeit die Anlagen nutzen wollen. „Sie können hier Versuche machen und Projekte entwickeln oder sogar kurzzeitig produzieren. Wir bieten ihnen an, Langzeittests zu fahren oder auch mal große Mengen herzustellen. Das bietet weit und breit keiner.“ So können Firmen ausprobieren, ob funktioniert, was sie sich vorgestellt haben. Zum Beispiel, ob sich der Werkstoff mit den neuen Eigenschaften für das Rohr eignet, das der Kunde produzieren will. Oder ob man das Material, mit dem er produzieren will, auch auf großen Maschinen verarbeiten kann. Wo der Werkstoff seine Grenzen hat, wann er kaputt geht. „Das ist praktisch wie ’ne Probefahrt mit dem neuen Auto“, erklärt der Mann aus Bitterfeld, der unlängst für seine Geschäftsidee den Rainer-Lemoine-Gründerpreis des Landkreises Anhalt-Bitterfeld bekam. „Manchmal haben Firmen keine Zeit oder Möglichkeit, etwas selbst zu machen. Diese Freiräume bieten wir mit dem Technikum.“
Hinter der Unternehmens-Idee steht eine lange, lange Erfahrung. Weber hat viele Jahre auf dem Gebiet Kunststoffe in Leuna gearbeitet, später als Handelsvertreter für Verfahrenstechnik. Da hatte er Einblick in viele Firmen und also gesehen, wo manchmal die Säge klemmt.
Welche Projekte Maik Weber angehen will, um die Natur zu schonen, lesen Sie auf Seite 2.
In Bio liegt die Zukunft
Zehn Fachkräfte arbeiten bei Compraxx, Experten auf ihrem Gebiet. Sie begleiten nicht nur die Prozesse, sie beraten, schätzen Risiken ab, optimieren, entwickeln mit den Kunden ganz praxisorientiert Ideen und Projekte - für Kunststoffe quasi vom Stecknadelkopf bis zum Carbon-Fahrrad. „Die ganze Bandbreite“, sagt Weber, „gigantisch.“ Ein Schwerpunkt sind Materialien, die die Produkte immer leichter und strapazierfähiger machen. Eingesetzt werden sie unter anderem im Flugzeug- und Autobau, in der Medizintechnik, in der Freizeitindustrie. „Die sind Trend“, sagt Weber. „Wir haben das Know How, wie man die entwickelt.“ Eine Carbonfaser in einen Kunststoff einzuarbeiten, meint er, das höre sich einfach an, sei es aber nicht. „Der Teufel steckt im Detail“, meint er und lächelt schelmisch. „Nehmen sie Schokolade von einem bekannten deutschen Hersteller und von einem Schweizer Chocolatier. Da gibt es einen feinen Unterschied. Der hat zu tun mit der Art der Verarbeitung.“ Klar, wo Weber seine Produkte sieht. „Das kostet allerdings mehr Zeit und Aufwand. Das nehmen wir in Kauf.“
Kunststoffe sind sein Metier. Und da ist es schon von Vorteil, dass die Welt heute nicht mehr ohne sie auskommt. Doch Weber sieht durchaus auch das Problem: „Nicht alles, was machbar ist, sollte man auch tun.“ Blumentöpfe aus Plastik herstellen zum Beispiel, meint er, oder diese Unmengen an Verpackung oder Spielzeug. Doch gerade auf diesem Markt gibt es offenbar kein Halten. „Wir sind jetzt stark dran, Materialien, die biobasiert sind, die aus Altholz oder Landwirtschaftsabfällen kommen, zu entwickeln. Da arbeiten wir mit einer Handvoll Kunden zusammen.“ (mz)