Wettlauf mit dem WolfWettlauf mit dem Wolf in Schlaitz: Schnelle Eingreiftruppe unterstützt Tierhalter bei Übergriffen

Schwemsal - Die offiziell bestätigte Wolfsattacke auf das Damwildgehege von Gartenbauer Walter Poeschel in Schlaitz beschäftigt auch den Verein Dübener Heide.
Dort gibt es seit drei Jahren eine „Schnelle Eingreiftruppe Wolf“. Allerdings hat die vom Vorfall in Schlaitz erst im Nachhinein erfahren. Ein Versäumnis der Ämter und speziell des Wolfskompetenzzentrums in Iden? „Keinesfalls“, sagt Axel Mitzka, Chef des Heidevereins. Denn zwischen dem Verein und der Idener Einrichtung bestehe durchaus enger Kontakt. „Wir sind bereits mehrfach um Hilfe gebeten worden.“ In Schlaitz sei das Kind aber sprichwörtlich bereits in den Brunnen gefallen gewesen. Alle zwölf Stück Damwild waren tot.
Dabei hätte Walter Poeschel als Halter durchaus reagieren und spätestens nach dem ersten Übergriff mit acht toten Tieren Hilfe ordern können: über die Notfallnummer des Wolfskompetenzzentrums oder auch direkt beim Verein Dübener Heide. Er hat es nicht getan.
Wird ein vermeintlicher Wolfsübergriff gemeldet, soll ein Räderwerk greifen
„Weil ich nichts an die große Glocke hängen wollte“, wie er sagt. Wohl aber auch, weil ihm die Information über die „Schnelle Eingreiftruppe Wolf“ aus der Heide im konkreten Fall fehlten.
Das ist ein Problem. „Wir sind nicht untätig“, sagt Mitzka, räumt aber ein, dass die Eingreiftruppe mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden müsse. Denn helfen kann sie tatsächlich. Sie kann auf mehrere Hundert Meter Elektroschutzzaun zurückgreifen, die vom Wolfskompetenzzentrum zur Verfügung gestellt oder vom Heideverein angeschafft worden sind. Eingelagert sind diese in Tornau (Landkreis Wittenberg), wo auch der Materialanhänger der Eingreiftruppe - „Notfallset Wolf“ genannt - steht.
Wird ein vermeintlicher Wolfsübergriff gemeldet, soll ein Räderwerk greifen. Dem Anruf im Kompetenzzentrum folgt die Information des Heidevereins. Der wiederum rekrutiert aus dem großen Reservoir an freiwilligen Helfer für den schnellen Einsatz. Oder aber die Meldung geht direkt an den Verein. „Wenn wir von Vorfällen erfahren, sind wir da“, sagt Mitzka.
„Wenn der Wolf einmal da war, kommt er wieder“
Im Heideverein geht es nicht vordergründig um Zuständigkeiten, vielmehr um Verantwortung für die Region und schnelle, auf der Kenntnis der Situation vor Ort aufbauende Hilfe. Vor diesem Hintergrund ist auch die Schnelle Eingreiftruppe entstanden. Als in Möhlau (Landkreis Wittenberg) vor ein paar Jahren die ersten Schafe gerissen wurden, war eine Handvoll Heidefreunde ausgerückt und half beim Zaunbau. Der spontane Einsatz brachte Heidefreunde und Naturschützer zusammen. Sie bildeten sich weiter. Denn wirksamer Herdenschutz ist kein einfaches Unterfangen.
Am Waldrand in Schwemsal demonstrieren Petra Henkelmann, Annett Lindau, Marcus Groschup und Gunnar Müller den Aufbau des Elektrozauns. Der ist als Zwischenlösung gedacht. „Wenn der Wolf einmal da war, kommt er wieder“, wissen die Helfer. Deshalb würden die verbliebenen Tiere mit dem neuen Zaun umgeben. Dessen unterste stromführende Schicht darf sich kaum mehr als 15 Zentimeter über dem Boden befinden.
Sonst gräbt sich der Wolf unter dem Schutz hindurch. Auch das Gelände haben die Naturfreunde im Blick. Kleine Erdhügel werden oft zu Sprunghilfen. Das nutzen die Wölfe. „Also bitte beim Aufbau lieber uns fragen“, rät Axel Mitzka. Übrigens nicht nur bei akuten Fällen. Manches Problem würde gar nicht entstehen, wenn Zäune von vornherein fachgerecht aufgestellt würden. (mz)
Meldungen von Nutztierübergriffen sowie verletzt oder tot aufgefundenen Wölfen nimmt das Wolfskompetenzzentrum Ideen unter der Notfallnummer 0162/3133949 entgegen. Die Schnelle Eingreiftruppe des Vereins Dübener Heide ist unter Telefon 0177/4261422 erreichbar.

