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AfD-Abgeordneter im Verdacht Wahlkampfauftritt in Bitterfeld-Wolfen: Wollte Merkel-Kritiker aus der AfD vom Wasser aus stören?

Von Detmar Oppenkowski 07.09.2017, 10:06
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft patrouillierte beim Besuch der Bundeskanzlerin im Hafenbereich.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft patrouillierte beim Besuch der Bundeskanzlerin im Hafenbereich. Detmar Oppenkowski

Bitterfeld - Die Vorwürfe klingen schwerwiegend: Der AfD-Landtagsabgeordnete Volker Olenicak soll sich vor der Rede von Angela Merkel in Bitterfeld als Angler getarnt haben, um vom Wasser aus die CDU-Veranstaltung am Stadthafen zu stören.

Das vermuten Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste, die am 29. August zugegen waren und Olenicak beobachtet haben. Er soll ein Boot mit einem Verbrennungsmotor benutzt haben, um sich dem gesperrten Hafenbereich zu nähern. Diese Antriebe sind auf dem Goitzsche-See strengstens untersagt.

Volker Olenicak ist von Sicherheitsmitarbeitern mit seinem Boot am „Spargelfeld“ gesehen worden

Olenicak, der am Tag des Besuchs der Bundeskanzlerin eine Demonstration unter dem Titel „Merkel muss weg“ angemeldet hatte, bestreitet die Vorwürfe. Er hat nach eigenen Angaben vielmehr eine Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Der Grund hierfür: Dem AfD-Mann sei sein Boot in der Nähe des Stadthafens gestohlen worden.

Doch was hat sich nun genau ereignet? Nach Aussagen von Beobachtern soll Olenicak zunächst versucht haben, sein Boot vom Parkplatz am so genannten „Spargelfeld“ auf’s Wasser zu bringen.

Auf Nachfrage von Sicherheitsmitarbeitern vor Ort, was er denn vorhabe, soll der Landtagsabgeordnete entgegnet haben: „Ich will demonstrieren.“ Als er darauf hingewiesen wurde, dass es sich um einen Sicherheitsbereich handelt, soll er mit seinem Auto, Anhänger und Boot in Richtung Goitzsche-Camp, also auf die andere Seeseite gefahren sein, um einzuslippen.

In diesem Bereich bemerkte wenig später der Verantwortliche eines privaten Sicherheitsunternehmens ein Boot, das mit „hoher Geschwindigkeit“ auf dem Wasser unterwegs war.

Kam unerlaubt ein Benzinmotor auf der Goitzsche zum Einsatz?

Mehrere Zeugen haben den Vorgang ebenfalls beobachtet und vermuten, dass ein Benzinmotor zum Einsatz gekommen sein könnte.

Auch deshalb sei die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die für die wasserseitige Absicherung zuständig war, informiert worden. Zusammen mit zwei Polizisten an Bord folgten sie dem Boot und fanden es kurze Zeit später „führerlos“ im Uferbereich in der Nähe des Veranstaltungsgeländes vor. Dieser Vorgang wird auch von polizeilicher Seite bestätigt.

Die für den See verantwortliche Goitzsche Tourismusgesellschaft (GTG) sicherte nach eigenen Angaben danach den Kahn und informierte die Behörden. Darüber empört sich nun Olenicak und fordert sein Boot über einen Anwalt zurück. Die GTG zeigt sich davon unbeeindruckt.

Das herrenlose Boot wurde bislang nicht vom Eigentümer abgeholt

„Es wurde ein herrenloses Boot mit Verbrennungsmotor samt frei zugänglichen Benzintank am Goitzscheufer gefunden und im Rahmen der Gefahrenabwehr in Verwahrung genommen“, bestätigt ein GTG-Sprecher.

Derzeit sei es sicher eingelagert. „Der rechtmäßige Eigentümer kann es mit einem Eigentumsnachweis jederzeit bei uns in Empfang nehmen.“ Dies sei bislang allerdings noch nicht erfolgt. Was den womöglich eingesetzten Verbrennungsmotor angeht, prüfe man derzeit alle Aussagen der Zeugen und behalte sich rechtliche Schritte vor.

Derweil muss sich Olenicak unangenehme Fragen gefallen lassen. Abgesehen von der Sache mit dem Benzinmotor ist auch von Interesse, warum sich der Anmelder einer Demonstration gegen die Bundeskanzlerin mit einem Boot überhaupt in der Nähe des Veranstaltungsgeländes befand?

Volker Olenicak, warum er den Hafenbereich kreuzte: „Das ist doch Privatsache“

Zum ersten Punkt meint Olenicak, dass er sowohl einen Verbrennungs- als auch einen erlaubten Elektromotor an Bord gehabt, aber nur letzteren genutzt habe. Zum zweiten Aspekt sagt er: „Als ich mich auf dem Boot befand, war die angemeldete Demonstration wegen der Behördenauflagen von mir bereits beendet worden.“

Auf nochmalige Nachfrage, warum er mit dem Boot den Bereich zwischen Hafen und Spargelfeld kreuzte, erwidert der Merkel-Kritiker: „Das ist doch Privatsache.“ Er könne nur sagen, dass er am Goitzsche-Camp eingeslippt sei, den gesperrten Hafenbereich nicht passiert und den Anweisungen der DLRG Folge geleistet habe. „Um einen Mitfahrer zu suchen, habe ich am Spargelfeld angelegt und mein Boot gesichert. Als ich zurückkam, war es weg.“ (mz)

Angela Merkel bei ihrem Besuch am 29. August in Bitterfeld
Angela Merkel bei ihrem Besuch am 29. August in Bitterfeld
Detman Oppenkowski