Spendenbereitschaft ist hoch Ukraine-Hilfe kommt in Anhalt-Bitterfeld ins Rollen - Organisatoren lassen sich überraschen
Hilfsgüter werden an mehreren Stellen im Altkreis gesammelt. Die Resonanz ist schon am ersten Tag groß.

Grosszöberitz/MZ - Zwei riesige Packungen Windeln. Daneben Zahnbürsten in Rosa, Blau, Grün. Und unter dem Tisch lehnen gelbe Säcke voller Decken und Kissen aneinander. Doch das wird noch nicht alles sein, ist Adelheid Reiche überzeugt. Die Ortsbürgermeisterin von Großzöberitz hat Punkt acht Uhr am Dienstagmorgen die Türen geöffnet, um Spenden für die Betroffenen der Ukrainekrise zu sammeln.
Schon während der Flut im Ahrtal war die Hilfsbereitschaft groß und das Sammeln begann schnell. „Ich habe am Montag noch ein paar Flyer verteilt“, so Reiche. Was an Gütern gebraucht wird, steht auf einem Zettel vom Landkreis. Wer zur Tür hereinkommt, kann gleich noch einen Blick darauf werfen. An diesem Morgen packen auch Lucia Wiedewild und Olga Salzmann mit an. Die beiden arbeiten im Zörbiger Rathaus. Das sei eine gute Abwechslung - und bringe auch etwas Gutes. An ihrem Arbeitsplatz seien am Montag bereits Spenden abgegeben worden. „Nicht jeder schafft es hier raus nach Großzöberitz.“
Dann stehen Dagmar Ebenhan und Barbara Bludschun in der Tür. Sie haben spontan Decken und Hygieneartikel besorgt und eingepackt, um sie nach Großzöberitz zu bringen. Vom Aufruf haben sie gelesen. „Wir können ja nicht viel geben“, sagen die beiden Frauen bescheiden. Die aktuelle Situation in der Ukraine betrachten sie mit Sorge, äußern deutlich, dass sie nicht viel vom russischen Präsidenten halten. Spenden abzugeben helfe zwar gegen die Flut an Nachrichten. „Das lenkt aber nicht von der Realität ab“, so Bludschun. Die Kinder tun der früheren Erzieherin leid, die jetzt Flucht und Krieg erleben müssen.
Noch mehr Menschen laden Spenden aus ihren Autos. Das Toilettenpapier sei überall ausverkauft gewesen, berichtet eine Frau, auch Taschentücher habe sie nicht bekommen. Ein Reise-Kinderbett steht nun unter dem Tisch. Ein älteres Paar bringt Beutel vorbei, während andere Geschirr in Kartons gepackt haben. „Diese Spenden sollten schon im vergangenen Jahr ins Ahrtal gehen.“

Auch im zentralen Sammelpunkt des Landkreises der Bitterfelder Richard-Schütze-Straße, wo der Brand- und Katastrophenschutz sitzt, sind bereits Decken in blauen Säcken, Isomatten und Lebensmittel angekommen. Hygieneartikel stehen ganz oben auf der Liste - sie werden dringend benötigt und viel abgegeben. Bereits am Montag standen hilfsbereite Menschen vor der Tür und brachten Spenden. Diese werden nun in einer Halle gelagert, in der sonst die Feuerwehrautos stehen.
Einsatztechnik raus, Hilfsgüter rein. „Wir lassen uns überraschen, wie viel zusammenkommt. Das können wir noch nicht abschätzen“, so der stellvertretende Leiter Uwe Elze. Er ist seit 40 Jahren in dem Bereich tätig, erinnert sich noch gut an die große Spendenbereitschaft zur Flut 2013, die die Katastrophenschützer damals koordiniert hatten.
Bevor bereits nächsten Dienstag die Ladung in Anhalt-Bitterfelds polnischen Partnerkreis Pszczyńa gebracht wird, soll am Montag verladen und vorsortiert werden. Auch Desinfektionsmittel können dann mit nach Polen gebracht werden. „Man merkt die deutliche Hilfsbereitschaft.“
Im Dorfgemeinschaftshaus in Großzöberitz können am Donnerstag, 3. März, von 8 bis 10 Uhr und von 16 bis 18 Uhr Spenden abgegeben werden.