Tourismus mit Problemen: Personal fehlt in vielen Gaststätten und Hotels im Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Bitterfeld/MZ - Zu Beginn der Hauptreisezeit fehlt es nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in vielen Hotels und Pensionen im Kreis Anhalt-Bitterfeld am nötigen Personal. „Rezeptionistinnen, Köche, Barkeeper, Service- und Reinigungskräfte werden händeringend gesucht. Ohne sie kann die Branche in der wichtigsten Saison des Jahres nicht durchstarten“, sagt Jörg Most von der NGG. Die Gewerkschaft verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach zähle das Beherbergungsgewerbe im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Ende Juni noch 26 offene Stellen - fast viermal mehr als vor genau einem Jahr (plus 271 Prozent).

„Für viele Hoteliers ist es aktuell einfacher, Gäste zu finden als Mitarbeiter. Denn in der Folge von Lockdowns und Kurzarbeit haben etliche Beschäftigte ihre Branche verlassen. Es kommt jetzt darauf an, Fachleute mit guten Konditionen zu locken, um für die steigende Nachfrage nach Urlaubs- und Geschäftsreisen gewappnet zu sein“, so NGG-Geschäftsführer Most. Ein entscheidender Punkt sei die Bezahlung. Hier müsse sich einiges tun. Die Gewerkschaft will mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) jetzt über höhere Löhne verhandeln.

Doch auch bei den Arbeitsbedingungen müssten die Firmen nachlegen, um sich im Wettbewerb um dringend gesuchtes Personal behaupten zu können. „Hotelangestellte arbeiten oft dann, wenn andere frei haben – nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. Das geht zulasten von Familie und Freizeit“, so Most. Flexibilität dürfe keine Einbahnstraße nur für Unternehmer sein. Der Gewerkschafter mahnt zugleich die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes an: „Auf das vorhandene Personal kommt eine hohe Mehrbelastung zu. Aber die gesetzlichen Vorschriften, die die Beschäftigten schützen, dürfen nicht unterlaufen werden.“

Für die Hotelbranche im Kreis Anhalt-Bitterfeld rechnet Most mit einer hohen Auslastung für die kommenden Monate: „Nach fast zweieinhalb Jahren Corona machen viele Menschen zum ersten Mal wieder richtig Urlaub. Der Tourismus im eigenen Land steht dabei hoch im Kurs. Und auch manche verschobene Geburtstags- oder Hochzeitsfeier wird nachgeholt.“ Die Branche müsse für die Beschäftigten attraktiver werden, ist Most überzeugt. Das gelinge nur, indem sich Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten. Das bedeute zwar Kostensteigerungen gerade für kleinere Betriebe, aber nur so könne man Personal für das Gastgewerbe gewinnen.