Nach dem Tafeln Toiletten schrubben
WOLFEN/MZ. - "Den Januar würden wir ja noch hinbekommen, den Februar aber nicht mehr. Und die Winterferien stehen vor der Tür", sagt Doreen Freier, 1. Vorstandsvorsitzende des Vereins Club '84. Da helfe auch die Bestätigung des Landes, dass ein "vorzeitiger Maßnahmebeginn" möglich sei, wenig. "Ich gebe doch kein Geld aus, das noch gar nicht da ist", so ihr Standpunkt.
Ohne die Förderung könnte das Haus an der Jeßnitzer Wende, das 2006 von der Stadt in freie Trägerschaft des Vereins übergegangen ist, wie viele andere Einrichtungen nicht existieren. "Allein für Strom und Heizung brauchen wir für unsere sehr großen Räume ungefähr tausend Euro im Monat", berichtet Jana Herrmann, die einzige hauptamtlich tätige Mitarbeiterin in dem Haus, über dessen Baujahr der Name Auskunft gibt.
Inzwischen ist aus der Kreisverwaltung das Signal gekommen, dass jeden Tag mit der Überweisung zu rechnen sei. Doch das Bangen und Zagen im Jugendtreff hat damit noch kein Ende gefunden. Die neue Richtlinie des Kreises zur Jugendarbeit bereitet Doreen Freier einiges Kopfzerbrechen. "Vieles ist nicht mehr möglich", stellt sie fest. Zum Beispiel, Reinigungsfirmen zu beschäftigen, deren Leistungen sind nicht förderfähig. Was unter anderem bedeutet, dass die Toiletten im Jugendclub von Ehrenamtlichen oder Ein-Euro-Beschäftigten geschrubbt werden müssen.
Für Reparaturen dürfen höchstens 510 Euro, für Ausstattungen maximal 150 Euro ausgegeben werden. "Das reicht nicht mal für eine Tischtennisplatte", weiß die Vereinsvorsitzende. Was Kinder und Jugendliche wirklich interessiere, Computer mit Internetzugang oder eine Diskjockey-Ausbildung, überschreite oft die vorhandenen Möglichkeiten.
Es werde zudem immer schwieriger, den Eigenanteil aus Teilnehmergebühren oder Einnahmen aus der Gastronomie aufzubringen. Und an Dinge wie Theaterbesuche oder Jugendfahrten, für die die Teilnehmer 30 oder 40 Euro zahlen müssten, sei schon gar nicht zu denken "Die Leute haben das Geld nicht", sagt Jana Herrmann. Seit in den Räumen und auf dem Außengelände nicht mehr geraucht werden darf, kommen mehr Kinder, aber deutlich weniger Jugendliche in den Club. Was zu geringeren Einnahmen bei Diskos und anderen Veranstaltungen führt. "Wir suchen deshalb dringend Sponsoren."
Doch darauf verlässt sich der Verein nicht. Das Thema Mittelalter, seit vier Jahren Aushängeschild des Clubs, wird mit Ritter-Essen und Ritter-Spielen, Wappenkunde und Kinder-Geburtstagsfeiern mit Rittern, Burgvogt, Mägden und Knechten weitergeführt. Die Größeren können im Kuschel-Café Tischsitten und das Verhalten in Gaststätten kennen lernen - einschließlich des korrekten Bezahlens der Rechnung.