Motorprüfzentrum in Brehna Motorprüfzentrum in Brehna: Ministerpräsident Haseloff überzeugt sich von Standorterweiterung

Brehna - Patrick Hoffmann würde es wieder tun - auf jeden Fall: sich bewerben bei FEV in Brehna, der Forschungsgesellschaft für Energietechnik und Verbrennungsmotoren. „Weil man hier in die Zukunft hinein arbeitet“, wie der begeisterte Kfz-Mechaniker sagt. Er war dabei, als 2009 im Dauerlauf-Prüfzentrum zum ersten Mal der Schlüssel in einem Testmotor umgedreht wurde. Und er ist jetzt dabei, als die neue Halle, die das Unternehmen an der Autobahn 9 erweitert, für die Produktion übergeben wird.
Geschäft mit Testmotoren boomt
Das hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Montag getan und gleich angefügt, dass er in zwei Jahren hier die nächste Erweiterung in Betrieb nehmen wird.
Das Geschäft mit den Testmotoren boomt. Und zwar richtig. „Die Nachfrage steigt. Und ehe man sich versieht, ist alles ausgeplant“, meint der Geschäftsführende Gesellschafter und Vorsitzende der Geschäftsführung, Stefan Pischinger, fröhlich.
So hat sich der Standort Brehna, in den bislang 75 Millionen Euro investiert worden sind, von Anfang an gelohnt. Er ist die größte Investition, die FEV jemals getätigt hat, wie Pischinger sagt. Und er ist der Referenz- und Impulsgeberstandort. „Der Vorreiter in Sachen Messtechik“, so formuliert es der Brehnaer Geschäftsführer Stefan Kunz.
Zwölf Millionen Euro für die Erweiterung des Betriebes werden sich schnell rentieren. Die Entwicklung neuer Motoren läuft in der Automobilindustrie auf Hochtouren, vor allem die der Hybridantriebe. „Wir haben seit Jahrzehnten an der Hybridtechnik mitentwickelt“, so Pischinger. „Und so ist auch hier jeder Prüfstand so ausgestattet, dass mit Hochvolt gearbeitet werden kann.“ Für den Umgang mit 480 Volt Gleichstrom übrigens brauchen die Mitarbeiter eine spezielle Ausbildung.
Der Brehnaer Standort gehört zur FEV Group Holding GmbH (Aachen), die zu den weltweit führenden Dienstleistern in der Motorenentwicklung zählt.
Für den zweiten Bauabschnitt mit sechs neuen Prüfständen wurden zwölf Millionen Euro investiert. 35 neue Arbeitsplätze werden so geschaffen. Dadurch steigt die Mannschaft auf rund 170 Mitarbeiter an.
FEV hat in Brehna eine eigene Entwicklungsabteilung. Zudem wurde 2010 die FEV Automatisierungssysteme GmbH gegründet, die mit der Entwicklung von Antriebssträngen befasst ist. Standorte hat FEV in China, Indien, Brasilien und den USA.
300 bis 350 Motoren werden im Jahr in Brehna auf bislang 35 Plätzen getestet. Mit den sechs neuen Prüfständen, die jetzt in Betrieb gehen, werden es entsprechend mehr sein. Abgefordert wird den Motoren hier eine ganze Menge - sie laufen auf Höchstleistung, so, als würde ein Autoverrückter seinen allergrößten Spaß ausleben. Manche ziehen im Sprint, die allermeisten im Dauerlauf. „Es kommt drauf an, was der Kunde will. Verbrauch, Schadstoffemission, Haltbarkeit - das sind Themen, die immer aktuell sind“, sagt Kunz. „Es ist unsere Aufgabe, Schwachstellen und Fehler aufzudecken, lange bevor eine Serienfreigabe erfolgt.“ Diese Arbeit mit Motoren, die noch keiner richtig kennt, die noch nicht in Serie laufen, imponiert Prüfstandsingenieur Dennis Lehmann aus Leipzig ganz besonders. „Das ist echt interessant“, sagt er.
Zusammenarbeit mit Universität Magdeburg
Manche Motoren laufen über 500 Stunden, manche über 3.500 und manche so lange, bis sie aufgeben. Mit den Tests können alle Situationen simuliert werden, die ein Motor im Laufe seines Dienstes mitmachen muss: ein Kaltstart bei minus zehn Grad zum Beispiel, monatelanger Dauerstress bei Frost und Wüstenhitze, Thermoschock-Zyklen und mehr. Forschung und Entwicklung werden am Standort betrieben. Mehr noch: Die Zusammenarbeit mit der Universität Magdeburg gehört hier zum Alltag. Von jetzt insgesamt 170 Mitarbeitern sind rund 50 Akademiker.
Aber all die Daten, die bei den Tests herauskommen, die sind hier top secret. Und nicht nur die, auch die neu entwickelten Motoren selbst, die übrigens von allen Automobilherstellern aus aller Welt nach Brehna ins Dauerlauf-Prüfzentrum geliefert werden, kriegen nur die Eingeweihten zu Gesicht. Der sachsen-anhaltische Ministerpräsident macht dabei keine Ausnahme: Nicht mal für Haseloff wird der Schleier - im konkreten Fall die Plane - gelüftet. (mz)
