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Folgen der Corona-Pandemie Mehr Vandalismus durch weniger Vereinsleben? Raguhn-Jeßnitz sorgt sich um Zukunft der Vereine

Die Stadt sorgt sich, dass Clubs nach der Corona-Pandemie auf der Strecke bleiben.

Von Tim Fuhse 18.09.2021, 12:00
Ein Kutschengespann beim Pfingstfest der Thurländer Pfingstburschen - wie geht es mit der Vereinsarbeit weiter?
Ein Kutschengespann beim Pfingstfest der Thurländer Pfingstburschen - wie geht es mit der Vereinsarbeit weiter? (Foto: Kehrer)

Raguhn-Jeßnitz/MZ - Anderthalb Jahre Corona-Pandemie haben auch in Raguhn-Jeßnitz Spuren hinterlassen. Die Stadtverwaltung ist besorgt darum, ob das hiesige Vereinsleben wieder richtig in Fahrt kommt. Das hat Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos) bei der Stadtratssitzung am vergangenen Mittwoch geäußert. Nach den teils langen Pausen sei eine aktive Vereinslandschaft „ganz schwer wieder aufzubauen“, befürchtet er.

Besonders die Jugendlichen hat der Bürgermeister dabei im Blick. Denn zuletzt habe der Vandalismus vor Ort stark zugenommen. Marbach sieht einen Zusammenhang mit den coronabedingten Einschränkungen, wegen denen Sport und Vereinsaktivitäten lange ausgesetzt werden mussten. „Das ist ein Ergebnis. Die Jugendlichen haben keinen Bezug mehr zu den Vereinen“, sagt er.

Wegen der Zwangspause sei es nicht möglich gewesen, Heranwachsende neu für den Sport zu begeistern

Sportvereine wie die Raguhner Finken können das nur zum Teil bestätigen. Viele junge Mitglieder freuen sich, dass es mit dem Handball wieder losgehe, berichtet Präsidentin Kathleen Löbel. Alle für einen konstanten Trainingsbetrieb zu mobilisieren, sei derzeit aber tatsächlich noch etwas schwierig. „Die Motivation ist durchwachsen und schwankend“, sagt Löbel. Neuanmeldungen gab es zuletzt keine. „Wo soll das auch herkommen?“, fragt die Präsidentin. Wegen der Zwangspause sei es nicht möglich gewesen, Heranwachsende neu für den Sport zu begeistern.

Auch bei den Thurländer Pfingstburschen ist die Vereinsarbeit ins Stocken geraten, weiß Ortsbürgermeister Nils Naumann (Pro8). „Durch Corona haben sie einen herben Rückschlag erhalten“, sagt er. Über Pfingsten sei man durch das Ehrenamt für gewöhnlich voll eingespannt gewesen. Während der Zwangspause hätten viele Mitglieder nun aber die Vorzüge von Feiertagen mit der Familie schätzen gelernt.

Kommunalaufsicht hat den knapp 14.000 Euro starken Kostenpunkt Brauchtumsmittel im Haushalt für 2022 bemängelt

Ob und wie die Vereinsarbeit in den kommenden Jahren fortgeführt wird, müsse nun besprochen werden. Der Ortsbürgermeister hofft es, denn: „Jede Stunde, die mit Vereinsarbeit verbracht wird, ist Gold wert“, sagt er. Das sieht man auch bei der Stadt und im Stadtrat so. Deshalb sollen die Vereine so gut es geht unterstützt werden.

Etwa mit Brauchtumsmitteln. Trotz klammer Stadtkasse sollen jene den Ortschaften auch im kommenden Jahr zur Verfügung gestellt werden. „Wir können es uns nicht leisten, dass die Stadt sich dort komplett ausschließt“, sagt Marbach. Genau dieses Szenario steht allerdings im Raum. Denn laut Stadt hat die Kommunalaufsicht den knapp 14.000 Euro starken Kostenpunkt Brauchtumsmittel im Haushalt für 2022 bemängelt. Vergangenen Mittwoch hat der Stadtrat den Finanzplan für das kommende Jahr nun aber beschlossen - inklusive Brauchtumsmittel. „Wir lassen das drin“, sagt Marbach. „Wir können den Vereinen nicht auch noch diesen geringen Anteil streichen“.

Für das laufende Jahr sind die Brauchtumsmittel schon fix im Haushalt verankert

Für das laufende Jahr sind die Brauchtumsmittel schon fix im Haushalt verankert. Insge-samt erhalten die Ortschaften 13.767 Euro, je nach Einwohnerzahl gestaffelt. Raguhn erhält 4.205 Euro, Jeßnitz 3.866 Euro. Ein kleiner Ort wie Retzau bekommt nur 886 Euro - nicht gerade viel Geld. Die Stadt hofft dennoch, dass die Summe dabei hilft, das Vereinsleben in Raguhn-Jeßnitz wieder zu aktivieren.