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Hochwasser in Jeßnitz/ Bitterfeld Hochwasser in Jeßnitz/ Bitterfeld: Schäden in Millionenhöhe

Von lisa garn 13.06.2013, 07:25
Vom Hochwasser betroffene Gebiete in der Region
Vom Hochwasser betroffene Gebiete in der Region MZ/VOLLMER Lizenz

jessnitz/bitterfeld/MZ - Das Hochwasser zieht sich zurück - was bleibt, sind die immensen Schäden. Allein für das Stadtgebiet von Raguhn-Jeßnitz werden sie auf mehrere Millionen Euro geschätzt. „Schon im kommunalen Bereich kommen wir auf diese Summe“, sagt Tilo Hörtzsch von der Bürgerinitiative Hochwasserschutz Raguhn. „Die Reparaturliste wird lang.“ Bisher steht dort neben der Raguhner Straße, die wegen der Unterspülung gesperrt ist, auch ein neuer Deich in der Schloßstraße drauf. Der ist während der Flut teilweise abgerutscht und musste mit Sandsäcken stabilisiert werden. Auch die Deiche, Brücken und Straßen in allen betroffenen Ortsteilen werden nun unter die Lupe genommen.

Die Stadt hat dafür eine Kommission gebildet, die seit Montag die Schäden erfasst. Besonders die Jahnturnhalle in Jeßnitz-West hat unter den Fluten gelitten. „Das ist deprimierend, aber da müssen wir durch“, sagte Christoph Gründig, Vorsitzender bei der SG Jeßnitz, die die Halle genutzt hatte. Das alte, beschädigte Parkett wurde bereits herausgerissen. Auf 32 000 Euro wird der Schaden in der Halle geschätzt. Gründig hat bereits viele Hochwasser erlebt. „Aber was 2002 und jetzt 2013 passiert ist, das hat alles überschritten.“

Möllring vor Ort

Der Kanu-Club Jeßnitz/Anhalt ist ebenfalls vom Hochwasser schwer betroffen. Hier belaufen sich erste Schätzungen auf notwendige 12 000 Euro, um alles am Bootshaus herrichten zu können. „Sechs Boote sind uns flöten gegangen, in allen Räumen stand das Wasser drin“, sagt Klaus Kieseler vom Kanu-Club. Dennoch bleibt er zuversichtlich: „Es ist nicht so, dass für uns jetzt die Welt untergeht. Andere hat es schlimmer erwischt.“ Das trifft zum Beispiel auf das Musikhotel „Goldener Spatz“ in Jeßnitz-West zu. Dort schätzt Inhaberin Angela Novotny die Schäden auf über 300 000 Euro. Am Donnerstag will sich der Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Hartmut Möllring (CDU), im Musikhotel ein Bild von der Lage machen.

In Bitterfeld sind die Schäden auch noch nicht voll abschätzbar. Klar ist schon jetzt, dass übergelaufene Flüsse und das angestiegene Grundwasser die Bitterfelder noch lange beschäftigen werden. Mehrere hundert Grundstücke seien betroffen, schätzt Stefan Hermann, Geschäftsbereichsleiter Bauwesen. „Wenn das Wasser weg ist, wissen wir genau, wo welche Schäden entstanden sind.“ Die sind in der Stadt vor allem entlang der Leine und des Strengbachs deutlich. Im Pflegeheim Kursana in der Parkstraße stand das Wasser 1,50 Meter hoch im Erdgeschoss. Schadenshöhe unbekannt.

Warnung vor alleinigem Abpumpen

Im Bitterfelder Tiergehege, das durch den zurückgestauten Strengbach betroffen war, wird der Schaden auf 7 000 bis 10 000 Euro geschätzt, teilte Pepe-Vereinsvorsitzender Rolf Kiy als Betreiber mit: „Wir hätten nicht gedacht, dass das Wasser so hoch kommt. Das Sozialhaus stand unter Wasser, die Klärgrube ist übergelaufen.“

Am Stadthafen werden Schäden am Auslaufbauwerk von der Goitzsche befürchtet, es drohen Teile der Hafenmauer abzubrechen, auch Schäden an Versorgungsleitungen sind möglich. Außerdem müssen alle Leine-Brücken untersucht werden. Aber auch andere gewässernahe Gebiete sind betroffen: Greppin in der Auensiedlung, östliche Bereiche in Wolfen-Steinfurth und Teile in Bobbau entlang der Bahnlinie beispielsweise. Neben bestehenden Grundwasserproblemen ist dort teilweise über die Muldeauen Wasser in die Gebiete geflossen.

„Derzeit sind keine Häuser einsturzgefährdet“, sagt Hermann. Er weist darauf hin: Wer als Privatperson Wasser aus den Kellern pumpen will, sollte dies auf keinen Fall zu schnell und in Abstimmung mit der Wasserwehr. „Es kann zu Gebäudeschäden kommen.“ Wie lange die Keller noch unter Wasser stehen, kann nicht vorhergesagt werden. „Es gibt keine Garantie, ob es eine oder zwei Wochen dauert.“