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Hochwasser in Bitterfeld Hochwasser in Bitterfeld: Warten auf Goitzsche-Gäste

Von Christine krüger und Michael Maul 19.06.2013, 18:33
Krasser können die Sichten nicht sein: Der Sandsackwall passt so gar nicht in die Idylle unterm Sonnensegel des Restaurants „Seaview“. Die Bilder sind quasi zwei Seiten einer Medaille.
Krasser können die Sichten nicht sein: Der Sandsackwall passt so gar nicht in die Idylle unterm Sonnensegel des Restaurants „Seaview“. Die Bilder sind quasi zwei Seiten einer Medaille. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld/MZ - Materielle Schäden und finanzielle Ausfälle - das sind Begleitumstände des Hochwassers. Die Anbieter rund um die Goitzsche kämpfen mit den Folgen. Doch die Gastronomen haben die Ärmel hochgekrempelt, sie stehen in den Startlöchern und empfangen schon wieder Gäste.

Der Goitzsche-Ruder-Club wollte eigentlich jetzt mit seinen Booten ständig auf dem Wasser sein. Der Saisonhöhepunkt für die Ruderer steht unmittelbar bevor: die Deutsche Meisterschaft. Doch die Boote bleiben an Land, die Goitzsche ist gesperrt. Ein riesen Handicap nennt das Lars Schindler, Vereinsvorsitzender des Goitzsche-Ruderclubs Bitterfeld. „Das ist bestes Ruderwetter. Da stehen einem schon die Tränen in den Augen.“

Er hofft auf die kommende Woche, am Montag soll es von offizieller Seite aus eine Begehung geben. Vielleicht fällt die Entscheidung, dass die Ruderer wieder aufs Wasser dürfen. Das ist jetzt Schindlers größte Sorge nach der Flut. Der Strand, an dem die Sportler ihre Boote einsetzen, ist vom Hochwasser nur marginal beschädigt, sagt er. „Der Sand am Stegzugang hat sich verflüchtigt. Vielleicht können wir neuen aus den Sandsäcken bekommen.“ Im Vereinshaus allerdings steht das Wasser noch im Keller, wo Gartenmöbel und Rudermaterialien gelagert sind.

Bei Unternehmer Ingo Jung, der auf der gegenüberliegenden See-Seite am Pegelturm sein Domizil hat, sieht das anders aus. Er rechnet summa summarum mit einem wirtschaftlichen Schaden zwischen 30 000 und 40 000 Euro. Mindestens. Denn alles schon einschätzen und benennen, das könne er noch nicht, weil noch gar nicht alles zutage getreten sei. Die Bootsanlegestege zum Beispiel sind alle noch unter Wasser. Doch sagt er: „Ich bin froh, dass nur so wenig passiert ist. Und jetzt normalisiert sich auch langsam wieder der Betrieb. Jammern bringt nichts.“

Längst stehen die Tische und Stühle seiner beiden Restaurants wieder draußen, haben sich die Gäste eingefunden. „Wir wollen, dass jeder Gast merkt, dass er kommen kann und willkommen ist. Auch die Radtouristen können bis auf den Rundweg ihre Touren durch die Goitzsche problemlos machen.“

Am Bitterfelder Strand darf man mit einem Sprung ins kühle Wasser seine Tour durch die Landschaft nicht krönen. Trotzdem sieht Klaus Gatter vom Schwimmverein Bitterfeld da „viele Unvernünftige“. „Das vorübergehende Verbot ist ja nicht umsonst ausgesprochen worden“, meint er. Die Schäden, die Gatter am Strandbad am Fritz-Heinrich-Stadion feststellt, halten sich im Rahmen. Der Steg für die Rettungsschwimmer ist ramponiert und Sand hat sich der See dort auch geholt.

An der Bernsteinvilla bei Pächter Nico Eisenmann ist alles heil geblieben. Auch der wunderbare Ausblick hat keinen Schaden genommen: Die Boote schaukeln schon wieder an der Marina. Natürlich hat auch er die Hochwasserzeit wirtschaftlich nur mit Blessuren überstanden. Doch darüber will er nicht jammern. Er und sein Team sind für seine Gäste da.

Die Gaststätte „Trattoria al Faro“ an der Mühlbecker Seite der Goitzsche ist beim Hochwasser mit einem blauen Auge davongekommen. „Genau am Fußweg ist das Wassers stehen geblieben“, sagt Chefin Korinna Heß. Aus diesem Grunde könne man auch den Restaurantbetrieb aufrecht erhalten. Anders sieht es an der Strandbar und am Badestrand aus. Wasser auf dem Spielplatz, versumpfte Liegewiesen und ein nicht benutzbarer Strand sind die negative Bilanz der Flut. Wie es mit dem Sand am Badestrand aussehe, könne sie derzeit noch nicht sagen. Vielleicht müsse dort auch noch etwas getan werden.

Im Tauchlehrerausbildungszentrum Goitzsche hat Frank Kleeblatt eigentlich immer mit dem Wasser zu tun. Er ist der Chef des Stützpunktes, hat aber mit den Folgen des Hochwassers genauso zu kämpfen wie die anderen Goitzsche-Anlieger. „Wir haben rechtzeitig unsere wichtigen Geräte aus dem Stützpunkt geholt“, sagt er. Dennoch habe man am Haus an sich eine ganze Menge Schaden zu verzeichnen. Genaues könne er sagen, wenn das Wasser weg ist. Ausfall gebe es bei der Ausbildung. Solange die Goitzsche noch zum Katastrophengebiet erklärt ist, könne und dürfe man nicht tauchen.

Das Restaurant Marinapark kämpft wie viele andere um jeden einzelnen Gast. „Vom Wasser sind wir nie betroffen gewesen“, sagt Inhaber Sven Buhrandt. Solange die Infrastruktur, das heißt die Promenade und der Wassersport, noch nicht wieder funktionieren, kommen auch die Gäste nicht so, dass man zufrieden sein könnte. „Wir rechnen mit ungefähr 75 Prozent Umsatzeinbuße“, sagt Buhrandt.

Im Restaurant Seensucht fehlen wie auch bei anderen die Gäste. „Solange der Weg an der Marina nicht begehbar ist, kommen auch die Leute nicht zu uns hoch“, weiß Seensucht-Chef Andreas Beuster. Die materiellen Schäden halten sich bei Beuster in Grenzen.

Krasser können die Sichten nicht sein: Der Sandsackwall.
Krasser können die Sichten nicht sein: Der Sandsackwall.
André Kehrer Lizenz