Hochwasser in Bitterfeld Hochwasser in Bitterfeld: Kleidung wird in früherem Archiv gesammelt
BITTERFELD/MZ - Gerade einmal eine Woche ist vergangen, seitdem das Spendenlager im ehemaligen Kreisarchiv in Bitterfeld geöffnet wurde. Und bereits gestern vermeldete der Landkreis Anhalt-Bitterfeld: „Das Spendenlager ist voll.“ Sachspenden sollen deshalb nun direkt nach Köthen gebracht werden, wo ein größerer Bedarf herrsche als in Bitterfeld.
Rund um die Uhr war das Spendenlager in den vergangenen sieben Tagen geöffnet. Im Zwei-Schicht-System à zwölf Stunden waren jeweils drei Mitarbeiter der Landkreisverwaltung im Einsatz. Gudrun Wiegandt ist eine von ihnen. Sie arbeitet normalerweise im Kreisarchiv. Doch da dieses unmittelbar vom Hochwasser betroffen war, ist sie seit Mittwoch vergangener Woche in dem seit vier Jahren leerstehenden Kreisarchiv tätig.
„Wir schauen uns jedes einzelne Stück an und sortieren die Sachen, die wir bekommen“, sagt Wiegandt. Ob Kleidungsstücke für Groß und Klein, Schuhe, Decken, Kissen oder Bettwäsche - es wird nahezu alles angenommen, außer Nahrungsmittel und Möbel. „Anfangs haben wir einige Bio-Brote bekommen, die haben wir dann direkt in die Notunterkünfte gegeben“, sagt Wiegandt. Auch Bettwäsche sei direkt weitergeleitet worden. Mehr als 70 Lieferungen von Privatpersonen sowie Firmen haben sie und ihre Kollegen angenommen, darunter zahlreiche Spielsachen und Plüschtiere. Dass die Spenden aus ganz Deutschland gekommen sind, freut Wiegandt besonders: „Sie stammen aus Konstanz, Leipzig, dem Saarland und sogar Bayern, wo die Menschen teilweise auch so stark vom Hochwasser betroffen sind. Manche Sachen wurden uns auch per Paket zugestellt.“
Besonders in Erinnerung bleibt ihr eine Familie aus Bayern. „Sie ist schon zweimal hier gewesen - einmal mit einem Lastwagen und das andere Mal mit einem kleinen Transporter voll mit Sachen“, erzählt Wiegandt. „Als Dank werden wir privat mit ihnen eine Fahrt über die Goitzsche machen, wenn sich alles wieder normalisiert hat.“
Nun erfolgt die Ausgabe der Sachen. Wie im Jahr 2002 ist dies nur bei Vorlage einer Bescheinigung der Heimatkommune möglich, die besagt, dass der Betroffene als Hochwassergeschädigter anerkannt werden kann, erklärt Uwe Holz von der Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld. Die Sachspenden, die in Bitterfeld nicht benötigt werden, kommen demnächst per Sammeltransport in das Spendenlager nach Köthen und werden von dort aus verteilt, unter anderem im Raum Aken. „Ein großer logistischer Aufwand“, sagt Holz.
Sollten später noch Sachen übrig sein, gehen diese, so wie auch 2002, an karitative Organisationen. Und dass dieser Fall eintrete, sei gut möglich, denn die Spendenbereitschaft sei enorm, wie Holz feststellt. „Wir bekommen fast zu viele Spenden, aber es gibt wohl größere Probleme als dieses.“