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Hochwasser in Bitterfeld Hochwasser in Bitterfeld: Gerangel um Kompetenz am Deich?

Von lisa garn 06.06.2013, 21:00
Krisensitzung am Mittwoch: Ministerpräsident Reiner Haseloff und Vize-Landrat Bernhard Böddeker.
Krisensitzung am Mittwoch: Ministerpräsident Reiner Haseloff und Vize-Landrat Bernhard Böddeker. kehrer Lizenz

bitterfeld/MZ - Vor der ersten Sprengung am Deich bei Löbnitz bereits am Dienstag gab es offenbar ein Kompetenzgerangel. Das Problem: Es sind verschiedene Behörden involviert - in zwei Bundesländern. Ursprünglich sollte früher gesprengt werden. Die Verzögerung brachte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wohl auf die Palme. Er soll nach MZ-Informationen im Krisenstab in Bitterfeld getobt haben. Auch Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) war vor Ort. Dann sollen bei Anrufen bei Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sowie Innenminister Markus Ulbig (beide CDU) deutliche Worte gefallen sein. Gegen 21 Uhr schließlich wurde am Deich kontrolliert gesprengt.

Verzögerte Sprengung

Es sei zu viel Zeit vergangen, liest man zwischen den Zeilen. Offiziell gibt es dazu aber keine Äußerungen. „Die Sprengung sollte um 10 Uhr stattfinden, das verzögerte sich Stunde um Stunde. Ob man nicht wollte oder nicht konnte, wissen wir nicht“, sagte am Mittwoch der stellvertretende Landrat Bernhard Böddeker. „Wir konnten aber nicht mehr warten und haben dann den Durchstich geschaffen.“ Damit sollte verhindert werden, dass der Seelhausener See bricht und dieser in Richtung Mulde entlastet werden.

Aus den beiden Innenministerien der Bundesländer gab es am Mittwoch nur spärlich Auskunft. „Der Ministerpräsident und der Innenminister wollten Tempo machen“, sagt Susanne Bethke vom sachsen-anhaltischen Innenministerium auf MZ-Nachfrage. „Bei ihrem Vor-Ort-Besuch und nach Gesprächen mit Experten sahen sie dringenden Handlungsbedarf und waren an einer schnellen vertretbaren Lösung interessiert.“ Die Zusammenarbeit mit Sachsen sei gut, beide Regierungschef stünden in Kontakt.

"Engagiert und entschlossen"

Im sächsischen Innenministerium sieht man ebenfalls keine Probleme in der Zusammenarbeit. „Es besteht nicht der Eindruck, dass es zu Unstimmigkeiten gekommen ist“, sagte am Mittwoch ein Sprecher. Der Grund für die Verzögerungen läge in verschiedenen komplexen Prüfungen und rechtlichen Genehmigungen, die für eine Sprengung nötig seien. „Um 10 Uhr morgens haben wir die Anfrage aus Sachsen-Anhalt bekommen. Danach erfolgte ein sehr komplexer und vielschichtiger behördlicher Austausch auf mehreren Behördenebenen. So etwas dauert seine Zeit.“ Es sei „engagiert und entschlossen daran gearbeitet“ worden. „Das gemeinsame Ziel war immer, Bitterfeld zu schützen“, so der Sprecher.

Vom Landratsamt in Nordsachsen war dazu am Mittwoch auf MZ-Anfrage keine Stellungnahme zu bekommen.