Hochwasser in Anhalt-Bitterfeld Hochwasser in Anhalt-Bitterfeld: Bürger verlassen ihre Häuser

bitterfeld/MZ - Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurde am Montagfrüh der Katastrophenalarm ausgerufen. Besonders dramatisch stellte sich die Situation an der Mulde in Jeßnitz-West und Altjeßnitz dar. Dort begann am Nachmittag die freiwillige Evakuierung. Auch Niesau ist gefährdet. In Bitterfeld mussten Patienten das Krankenhaus verlassen, ebenso wurde ein Pflegeheim in der Parkstraße evakuiert.
Insgesamt hat sich die Lage zugespitzt: Der Pegel der Mulde bei Golzern in Sachsen hat am Vormittag den Höchststand von 7,83 Metern erreicht (2002 hatte der Fluss dort einen Stand von 8,68 Meter). Der Katastrophenschutzstab Anhalt-Bitterfeld rechnet damit, dass die Wassermengen im Kreis die Höhe vom Jahrhunderthochwasser 2002 übersteigen können. Am Dienstagmittag sei der Höchststand zu erwarten, sagte am Abend Stabs-Sprecher Udo Pawelczyk. „Es wird davon ausgegangen, dass alle neuen Deiche und die, die 2002 gehalten haben, auch jetzt halten werden.“
Betroffen vom Hochwasser sind vor allem Orte in Raguhn-Jeßnitz. In Altjeßnitz droht der alte Deich überzulaufen. Er wurde mit Sandsäcken gesichert und erhöht, mehr konnte man nicht tun. Wasserwehr und Helfer versuchten auch, durch einen Sandsackdamm ein Überlaufen der Mulde auf der Straße von Roßdorf nach Jeßnitz zu verhindern.
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Busse brachten am Montag erste Bürger aus Altjeßnitz und Jeßnitz-West in eine Notunterkunft in die Krondorfer Turnhalle. „Von der Maßnahme sind etwa 1 300 Menschen betroffen“, erklärte Udo Pawelczyk. Wie vom Busunternehmen zu erfahren war, seien allerdings nur wenige bereit, sich nach Wolfen bringen zu lassen. „Die Evakuierungen sind als Empfehlung zu verstehen“, sagte der amtierende Landrat Bernhard Böddeker. „Gezwungen wird niemand.“ Er empfehle jedoch jedem, der Empfehlung Folge zu leisten. Wenn das Wasser erst in den Straßen stehe, sei es schwierig, genügend Fahrzeuge für den Transport bereitzustellen.
Auch in Bitterfeld-Wolfen ist die Situation kritisch. „Ein großes Problem wird sein, dass die Mulde so voll ist, dass die Leine nicht in sie abfließen und zurück nach Bitterfeld drücken kann“, so Pawelczyk. Deshalb wurde der Leinedurchfluss am Bahndamm geschlossen. Das Technische Hilfswerk pumpte Wasser aus dem Bereich in die Goitzsche. „Andere Gefahren sind in Bitterfeld-Wolfen momentan nicht erkennbar.“
In der Gemeinde Muldestausee besteht „nach jetzigem Stand keine Gefahr für die Ortschaften. Der Polder Rösa wird geflutet.“ Er müsse, wenn auch noch nicht fertig, seine Bewährungsprobe bestehen, erklärte Böddeker. Weitere Deiche in der Kommune sind neu und würden überwacht. Im Bereich Lober-Leine-Kanal sollten Maßnahmen ergriffen werden, um das Wasser in den Seelhauser See abzuleiten.
Auch auf die Kindereinrichtungen hat das Hochwasser Auswirkungen. Am Dienstag bleiben alle Schulen in Bitterfeld-Wolfen geschlossen. Hortkinder können in Notfällen in die Grundschulen der Stadt mit Ausnahme des Ortsteils Bitterfeld gebracht werden. Kitas in Bitterfeld bleiben ebenfalls geschlossen. Eebenfalls in Notfällen stehen die Kindertagesstätten in Wolfen, Holzweißig, Greppin und Thalheim bereit. Ab Dienstag sind auch Kita und Schule in Jeßnitz geschlossen.