EU-Beitritt EU-Beitritt: Litauen macht das Licht an
Wittenberg/MZ. - Das muss ein idyllischer Platz sein. Ein Schloss am See, wo junge Leute aus vieler Menschen Länder zusammenkommen, um voneinander zu lernen für eine bessere Zukunft. Den Aufbau dieser unter anderem von Evangelischen Akademien und Partnern aus Schweden und Irland getragenen Begegnungsstätte in seiner Heimatstadt Kursenai, 15 000 Einwohner, ist das große Projekt im EU-Mosaik von Vytenis Kviklys. Seine kleineren starten von Wittenberg aus: Im Juni und im Juli wird es Reisen zu den neuen Nachbarn geben, damit, der studierte Fachmann für öffentliche Verwaltung spricht es aus, man sich überhaupt kennen lernt.
Denn diese Erfahrung hat Vytenis Kviklys während seiner Zeit in Wittenberg gemacht: Die Vorstellungen seiner Landsleute von der Bundesrepublik mögen ja stereotyp sein (reiches Land, gute Waren, eine verstörende Regelungs- und Planungswut). Umgekehrt, in der deutschen Wahrnehmung Litauens, klaffe dagegen so eine Art schwarzes Loch, aus dem dann kuriose Dinge gekrochen kommen - etwa die Überraschung darüber, dass es doch tatsächlich eine litauische Sprache gibt (und die armen Litauer nicht alle Russisch sprechen müssen, auch wenn sie lange in einer Sowjet-Republik lebten).
Im Radio hat er kürzlich einen Witz gehört: Mit der EU-Erweiterung sei es wie mit dem Jahr 2000 - es gibt Menschen, die die Champagnerkorken knallen lassen, und solche, die den Weltuntergang erwarten. Vytenis Kviklys nennt lieber eine Zahl: 89 Prozent. 89 Prozent seiner Landsleute stimmten für den EU-Beitritt, der am Freitag um Mitternacht in Litauen mit Kerzen, Lampen und Laternen landauf landab erleuchtet werden sollte, auf dass er noch im Weltall zu sehen wäre!
Sorgsam wägt Vytenis Kviklys die Argumente. Vor allem die jungen Leute, sagt er dann, hätten den Beitritt sehnsüchtig erwartet: Erleichterungen bei Reisen, beim Studieren in Europa. Die Hoffnungen, dass sich die Dinge mit der EU zum Besseren wenden, seien enorm. Auf der anderen Seite gebe es die Angst, dass die Preise, die Lebenshaltungskosten kräftig anziehen werden - ein Prozess indes, der schon seit langem im Gange sei. Und sein eigenes Urteil? "Je weniger Hindernisse, desto besser für alle." Das Zauberwort heißt Kooperation. "Ich bin das beste Beispiel dafür", erklärt Vytenis Kviklys aus Kurenais. Im Herbst möchte er sein Studium fortsetzen. In Erfurt.
