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Darstellung des Unsichtbaren Daten für Klimaforscher, Mediziner und Autobauer: Firma aus Pouch kann messen, was in der Luft ist

Grimm Aerosol Technik Pouch: Anbietern von Geräten zur Darstellung von Partikeln in der Luft, gelingt sensationelle Entwicklung. Was das Besondere an der Technik aus Pouch ist und wofür die Daten genutzt werden.

Von Christine Färber 02.10.2021, 12:00
 Eric Merker (l.) und Steffen Müller im Elektronik-Labor. Beide sind fasziniert von der Elektronik und dem, was sich damit machen lässt.
Eric Merker (l.) und Steffen Müller im Elektronik-Labor. Beide sind fasziniert von der Elektronik und dem, was sich damit machen lässt. (Foto: André Kehrer)

Friedersdorf/MZ - Sie sind überall. Doch zu sehen sind sie nicht. Zumindest mit dem bloßen Auge. Sie sind zu winzig. Doch die super Technik der in Friedersdorf ansässigen Grimm Aerosol Technik Pouch macht sie sichtbar: Feinstaubpartikel. Und mehr noch - die Computer gewinnen die Daten ununterbrochen, stellen sie grafisch dar und sofort online.

Seit Jahren gehört das Unternehmen zu den weltweit führenden Anbietern von Geräten zur Messung von Partikeln in der Luft. Bislang konnte man die in einer Größe bis zu maximal drei Nanometern mit optischen Methoden sichtbar machen und also feststellen. Jetzt geht mehr.

„Es gibt derzeit kein Gerät mit einer ähnlichen Messperformance“

Das junge, 45 Mitarbeiter starke Team in Friedersdorf hat zusammen mit einem finnischen Partner noch eine Schippe draufgelegt. Und ein Messgerät entwickelt, das Partikel aufzeigen kann, die gerade mal 50 Nanometer messen. Verrückt, wenn man bedenkt, dass ein menschliches Haar einen Durchmesser von rund 50.000 Nanometer hat. Und das Allerbeste: Das kann weltweit kein anderer. „Es gibt derzeit kein Gerät mit einer ähnlichen Messperformance“, erklärt Geschäftsführer Torsten Straßburger.

Was vorher Theorie war, kann jetzt sichtbar nachgewiesen werden. Straßburger zeigt auf den Computerschirm: Der zeigt das Ergebnis von früher und von heute - ein Unterschied, der sogar den Laien staunen lässt. „Diese Innovation ist revolutionär“, sagt er. „Sie schafft völlig neue Möglichkeiten.“ So könne man beispielsweise nun genauestens untersuchen, was in der Atmosphäre passiert, wie aus Bestandteilen der Luft tatsächlich Partikel werden.

Die Daten, die die hochsensiblen Geräte ausspucken, geben Aufschluss darüber, wie die Partikel in der Luft beschaffen sind

Diese Leistung wurde belohnt. Für dieses Nano-Mobilitätspartikelgrößenspektrometer gab es den Reiner-Lemoine-Innovationspreis, der alle zwei Jahre von der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) Anhalt-Bitterfeld ausgeschrieben wird. Ob in der Sahara oder der Antarktis, in tiefsten Schluchten und auf höchsten Bergen, auf dem Ozean oder am Straßenrand, in Büros, Industrieanlagen, Forschungsschiffen oder anderswo -Geräte von Grimm Aerosoltechnik, die sowohl Feinstaub als auch Aerosole messen, stehen überall auf der Welt.

Messgeräte der  Firma Grimm Aerosol Technik
Messgeräte der Firma Grimm Aerosol Technik
(Foto: André Kehrer)

Die Daten, die die hochsensiblen Geräte ausspucken, geben Aufschluss darüber, wie die Partikel in der Luft beschaffen sind. Und sie lassen Rückschlüsse zu, woher sie kommen und wie man ihnen beikommen kann. Um zum Beispiel die Feinstaub-Konzentration zur Rushhour in den Griff zu kriegen oder die Luft-Belastung am Arbeitsplatz oder in einer Industrieregion. Interessant und wichtig sind die Daten für Klimaforscher und Vulkanologen, für Mediziner, Autobauer, für Technologen, die Produktionsprozesse für Reinsträume entwickeln, sowie für andere Fachgebiete.

Zwei der neuen Geräte sind bereits im Einsatz - unter anderem beim Deutschen Wetterdienst

„Mit Corona hat das nichts zu tun“, nimmt Straßburger die Antwort auf eine in der Luft schwebende Frage vorweg. „Aber dass wir das in der Corona-Zeit hingekriegt haben!“ Das Lob geht an sein Team, das während all der Monate viele innovative Ideen verwirklicht hat. „Das zeigt, wie die Mitarbeiter hinter dem Unternehmen stehen“, sagt er lächelnd und erfreut. Denn parallel zu dem preisgekrönten Gerät haben sie ein weiteres entwickelt. Das wird gerade vom TÜV geprüft. „Das bringen wir zum nächsten Wettbewerb“, meint er fröhlich.

Klasse statt Masse: Vieles wird hier in Manufaktur-Arbeit erledigt.
Klasse statt Masse: Vieles wird hier in Manufaktur-Arbeit erledigt.
(Foto: André Kehrer)

Zwei der neuen Geräte sind bereits im Einsatz - unter anderem beim Deutschen Wetterdienst. Immerhin: Eine sechsstellige Summe ist da schon zu investieren. „Das ist auch für uns schon ’ne Hausnummer. Wir bieten das Beste vom Besten“, sagt Straßburger. Seit 2018 ist der Elektroingenieur hier der Chef und von Mal zu Mal mehr fasziniert davon, was in diesem technischen Bereich alles geht.

Qualität übrigens wird hier nicht nur groß sondern ganz groß geschrieben

Und da geht es nicht um Masse sondern um Klasse. Das meiste, was hier entsteht, entsteht in feinster Handarbeit. Da sind Erfahrung gefragt, Kreativität und Wissen. Und natürlich Begeisterung. Die hat auch Eric Merker. Nach Praktika in der Firma und seinem Studium in Köthen zog es ihn wieder zurück zu Grimm. Weil ihn die Elektronik so begeistert, sagt er. „Sachen selbstständig mit Kollegen entwickeln, das ist es, was die Sache interessant macht“, sagt er, der zusammen mit Steffen Müller gerade im Elektronik-Labor zu tun hat.

Der junge Mann ist genauso Feuer und Flamme. Ursprünglich hat er für eine Firma rund um die Welt medizinische Roboter gewartet, später an der Entwicklung medizinischer Geräte mitgearbeitet. Seit 2016 ist er hier im Unternehmen. „Mich faszinieren Elektronik und Optik. Hier hab ich alles beieinander“, sagt er und meint lachend: „Es ist schön, wenn man die Elektronik bearbeitet und am Ende macht sie, was sie soll und ich will.“

Qualität übrigens wird hier nicht nur groß sondern ganz groß geschrieben. Ehe ein Messgerät die Firma verlässt, hat es harte Prüfungen absolviert. Schließlich hat das Unternehmen einen Namen. Und zwar weltweit.