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Ideen für den direkten Draht Bürgermeister Egert zieht Bilanz: War 2021 ein gutes Jahr für Zörbig?

Corona stand häufig auf der Tagesordnung - doch in der Gemeinde Zörbig wurde auch vieles angepackt. Worauf Bürgermeister Matthias Egert zurückblickt.

04.01.2022, 10:57
Das Aktuarhaus in Zörbig soll im kommenden Jahr fertig gestellt werden. Es ist eines der großen Projekte von Bürgermeister Matthias Egert.
Das Aktuarhaus in Zörbig soll im kommenden Jahr fertig gestellt werden. Es ist eines der großen Projekte von Bürgermeister Matthias Egert. (Foto: André Kehrer)

Zörbig/MZ - Zwischen Lockdown und Sommerfesten war es ein bewegendes Jahr 2021, in dem viel passiert ist. Wie es für Zörbig weitergehen soll, erklärt Matthias Egert (CDU) im Gespräch mit Andrea Dittmar.

War 2021 ein gutes Jahr für Zörbig?

Matthias Egert: So gut, wie es in Coronazeiten sein kann. Wir haben viele Bauvorhaben endlich vorangebracht, haben das ein oder andere abschließen können. In den neuen Wellen haben wir, auch mit Angeboten für die Bürger, guten Zusammenhalt bewiesen. Wir hatten einen guten Sommer mit Festen, die wir feiern konnten. Im Großen und Ganzen kann man das Jahr als durchwachsen, aber gut betrachten.

Wie ist das Fazit des Jubiläums? Die Feiern zu 1060 Jahren war kleiner als geplant…

Wo wir Abstriche machen mussten, war die Kooperation mit den anderen Gemeinden, die auf der Urkunde von 961 ebenfalls genannt sind. Dafür haben wir den Bürgern gute kulturelle Angebote machen können, wir konnten ein Bewusstsein schaffen. Groß wollten wir sowieso nicht feiern, sondern viele Streiflichter über das Jahr anbieten, weil es auch keine 1050 oder 1075 Jahre sind. Wir haben 880 Jahre Spören nachgefeiert und ich denke, das Jubiläumsjahr ist angekommen.

Wurde es von den Einwohnern gut angenommen oder hätten Sie sich mehr Beteiligung gewünscht?

Ja! Wir haben im Sommer auch Feste veranstaltet, die unter diesem Rahmen gelaufen sind, „Zörbig tanzt“ hat auch darauf hingewiesen. Ich glaube, das Bewusstsein, dass wir eine alte Stadt sind, ist bei allen da. Die Vereine haben sich beteiligt, die Einzelheiten waren gut. Ich weiß nicht, ob die Bürger das alles im Rahmen der 1060-Jahr-Feier wahrgenommen haben - oder ob sie einfach gedacht haben: „Gott sei Dank, die machen was.“ Der Drang, zusammen zu kommen und was zu tun war größer als alles, was dann Begründung ist. Diesen Wunsch haben wir erfüllen können.

Die Coronapandemie begleitet uns im zweiten Jahr. Worauf sind Sie dabei stolz, was war positiv?

Was mich dabei stört, ist, dass wir gesellschaftlich immer noch nicht weiter sind. Ich habe das Gefühl, wir wiederholen den Winter vom letzten Jahr. Wir diskutieren darüber, wie wir überhaupt noch zusammenkommen können. Es ist wieder viel Angst da, ich hätte mir mehr gewünscht, dass ein gewisses Selbstbewusstsein im Umgang mit der Krankheit und den Risiken da ist. Man soll aufeinander aufpassen. Wir hatten die Schloßweihnacht geplant mit 1G-Maßnahmen, die dann allerdings nicht stattfand, weil viele Sorgen und Angst hatten.

Was funktioniert: Wir sind in der Kinderbetreuung besser dran als vor einem Jahr. Ich bin stolz darauf, wie meine Verwaltung die Impfaktionen geplant hat. Das zeigt sich auch in der Dankbarkeit der Bürger, wenn geimpft wird und sie in 20 Minuten dran sind, statt anderswo stundenlang anzustehen. Und ich bin stolz darauf, dass viele im Sommer den Mut hatten, Veranstaltungen durchzuführen. Als die Zahlen niedrig waren. Diese Freude, was zusammen unternehmen zu können, war viel wichtiger als alles andere. Da waren weder Wut noch Aggression.

Was hätten Sie denn gern noch geschafft, wobei Corona im Weg stand?

Geschafft haben wir – mit dem Stadtrat, mit unserem Bauamt – ziemlich viel. Zurückgeworfen hat uns dann nur die Materialknappheit. Wir wollten mit der ein oder anderen Baumaßnahme deutlich schneller fertig sein und die nicht ins nächste Jahr mit reinnehmen. Da fehlen Fachkräfte und Material, was uns gerade hemmt. Ansonsten muss ich sagen, dass Corona eben mitgelaufen ist, wir haben damit gelebt und gearbeitet. Wir haben uns nicht stilllegen lassen, es ist viel entstanden in der Zeit. Natürlich gibt es immer noch Projekte, die man sich wünscht. Das ist teilweise hinten angestellt, auch durch den harten Winter, den wir hatten.

Zwei weitere große Themen der Zeit sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wo steht Zörbig da?

Digitalisierung wird im nächsten Jahr für uns wichtig werden, aber auch für alle um uns herum. Allerdings gibt es immer noch kein gebündeltes Vorgehen. Ich habe die vergangenen Monate stark dafür genutzt, Kontakte zu finden, um das voranzubringen. Mittlerweile sind unsere Ortsfeuerwehren digitalisiert und mit Laptops und Tablets ausgestattet. Die Stadträte und Ortsbürgermeister bekommen Möglichkeiten, auf Sachen zuzugreifen.

Wir müssen die Homepage dringend überarbeiten – da stehen noch viele falsche Daten drauf. Mit unserem Ratsinformationssystem müssen wir besser umgehen. Noch suchen wir händeringend eine sinnvolle App, die wir für die Bürger einsetzen können. Wir brauchen nicht noch ein Postfach, sondern etwas, um Prozesse zu optimieren. Ich möchte anbieten, dass der Bürger von der Couch aus die Baugenehmigung schicken oder das Kind für die Kita anmelden kann.

Zwar können wir ein Messengersystem aufbauen, das ist aber nicht mit den Fachverfahren verknüpft. Und dann bringt das allen relativ wenig. Ein Account, bei dem ich auf Bund-, Land- und kommunale Themen zugreifen kann, gibt es nicht. Wenn Daten nicht gleich weiterverarbeitet werden, ist es nur massiver Mehraufwand bei den Mitarbeitern.

Zurückgeworfen wurde das sicherlich auch, als der Kreis Ziel von Hackern wurde?

Meine Hoffnung als Kreistagsmitglied und Bürgermeister ist hier, dass man die Prozesse und Technik durch diese Tabula rasa optimiert und gleich die Kommunen mitnimmt. Aber auch daran hapert es. Wir müssen uns noch besser miteinander abstimmen – das Vorgehen muss in Zörbig, Bitterfeld oder Zerbst das Gleiche sein.

Und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?

Das Windkraft-Repowering in Löberitz ist relativ weit fortgeschritten, dort wird in den nächsten zwei Jahren etwas umgesetzt. Das Sondergebiet zwischen Zörbig und Großzöberitz ist auch gerade im Gespräch. Wir werden eine absolut nachhaltige Region. Einerseits durch das Repowering, das muss gesteuert werden. Andererseits hat der Landkreis gerade eine Studie herausgegeben, wo noch Dachflächen sind, die mit Photovoltaik genutzt werden sollten, bevor es in die landwirtschaftlichen Flächen geht, denn die sind zu kostbar dafür.

Was die chemische und industrielle Entwicklung angeht, werden wir über kurz oder lang ein nachhaltiger Standort werden: wo grüner Wasserstoff produziert wird, wo Biogas hergestellt wird, wo vielleicht CO2-Zertifikate entstehen, die dann veräußert werden können.

Wie wird versucht, Jugendliche in Zörbig zu halten?

Was wir bieten können, sind Ausbildungsbetriebe nach der Sekundarschule. Was wir nicht bieten können, ist ein Studium. Und wer im Kleinstädtischen oder Dörflichen aufwächst, möchte vielleicht erst einmal etwas von der Welt sehen. Die Frage ist: Wie kriegen wir die jungen Menschen dazu, nach einer gewissen Zeit zurück zu kommen? Sie müssen die Kommune für lebenswert halten, wenn sie Familien gründen. Da ist der Trend in den letzten drei Jahren zu unseren Gunsten entschieden wurden. Die Leute ziehen wieder aufs Land. Wir haben noch günstige Grundstückspreise und gute Infrastruktur. Daran müssen wir aber auch weiterarbeiten: mit Vereinsleben, mit freiwilligen Aufgaben, Schulen und Gastronomie.

Was steht im kommenden Jahr an?

Wir werden viel investieren: Gewerbegebiete entwickeln, Feuerwehrfahrzeuge anschaffen, Radwegebau wird kommen. Die Bundesstraßen werden wir uns angucken müssen, weil durch das hohe Verkehrsaufkommen ein Kollaps passiert ist. Wir hoffen, dass wir das Stadtbad nach fast 90 Jahren mit Fördermitteln sanieren können. Unsere beiden Beiräte für Jugend und Senioren arbeiten ab nächstem Jahr. Wir werden den Wettiner Weg aufsetzen und uns Gedanken machen, wie es mit dem Kulturquadrat weitergeht, wenn das fertig gebaut ist. Quetzdölsdorf wird den Tag der Ortschaften ausrichten und wir hoffen, dass wir wieder viel feiern werden.