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Berufsschulzentrum Bitterfeld Berufsschulzentrum Bitterfeld: Hunderte machen sich selbst ein Bild

Von Dennis Lotzmann 11.03.2001, 19:24

Bitterfeld/MZ. - Von der technischen Ausstattung her topp - architektonisch gesehen aber höchst gewöhnungsbedürftig. So ließe sich die Meinung sehr vieler Besucher auf den Punkt bringen, die zum Tag der offenen Tür erstmals Gelegenheit hatten, das neue Bitterfelder Berufsschulzentrum in Augenschein zu nehmen. Nachdem das größte Niedrigenergiehaus Deutschlands zuvor bereits viele Monate lang für zuweilen kontroverse Debatten gesorgt hatte, nutzen am Sonnabend weit über 1000 Besucher die Chance, sich selbst ein Bild zu machen.

Schon in der ersten Stunde hatte Vize-Schulleiter Udo Reinecke einen überraschenden Ansturm konstatiert. So um die 500 Besucher seien es bis 10 Uhr wohl schon gewesen, die neugierig in die Fachkabinette, Klassenzimmer und Werkstätten strömten, meinte Reinecke. Tatsächlich hatten Lehrer und Lehrlinge reichlich zu tun, um zu zeigen und zu erklären.

Immer wieder bestaunt wurden die modernen Maschinen in der Lehrtischlerei und die umfangreiche Sammlung von Lehr- und Prüfständen im Kfz-Kabinett. Im Neubau, so Ausbilder Thomas Arnold, könnten nun sogar Autos auf den Prüfstand gefahren und alle erdenklichen Fehler simuliert und behoben werden. Alles in allem eine feine Sache. "Technisch sind wir voll zufrieden", sprach er auch für seine Kollegen. Anders als früher in der Schleswiger Straße, wo alles beengt war, seien Bremsentests heute möglich, selbst Achsvermessungen seien kein Thema. Doch mitunter habe es bei den Absprachen mit dem Architekten schon Probleme gegeben. "Wieso sucht der nicht die Nähe zu den Nutzern?" Vieles hätte unkomplizierter laufen können in der Bauphase.

Obwohl diese nun seit Monaten Geschichte ist, fühlten sich viele Besucher am Sonnabend noch immer auf einer Baustelle. Der schwarze Fußboden einfach dreckig, die nackten Betonwände zu kahl, "vom Optischen her einfach fürchterlich", meinte Martina Bothur aus Sandersdorf. Und ihre Tochter Susanne aus der 9. Klasse des dortigen Gymnasiums brachte ihren Gesamteindruck so auf den Punkt: "Als ob das noch nicht fertig ist. Hier möchte ich nicht lernen." Das energetische Gesamtkonzept des Baus freilich "ist prima" und auch das Ausbildungsangebot sei sicherlich okay, meinten beide.

Insbesondere die massive Kritik am schwarzen und fast flächendeckend schmutzig-grauen Fußboden war auch Landrat Horst Tischer (SPD) nicht verborgen geblieben. "Der muss mit Pflegemitteln behandelt werden", sagte er. Gerade zum Anfang habe es da noch Probleme gegeben. Doch mittlerweile spiele sich das genauso ein wie die Temperaturregelung, die aufgrund zu gering empfundener Werte lange für Kritik sorgte.

Bei Siegfried Seidel aus Wolfen indes überwog nach dem Besuch der kritische Eindruck: Zu groß und zu kahl, meinte der Ingenieur und sprach ein generelles Problem an: "Was nützt die gute Ausbildung, wenn die jungen Leute dann doch nur abwandern?" Reinhard Goedecke aus Bitterfeld machte seine Kritik vor allem am Standort fest: "Viel zu weit weg vom Bitterfelder Stadtzentrum, da geht Kaufkraft verloren", meinte er. Zudem sei zu viel Luft umbaut, vor allem die Flure seien zu groß. Während er hier mit dem nackten Beton leben kann, sollten vor allem die Klassenräume etwas mehr Farbe bekommen. Wie Seidel könne auch er nach dem Besuch den kritischen Presseberichten nun überwiegend zustimmen.

Einerseits und andererseits - so ist auch die Bilanz von Lehrern. Für Sportlehrer Frank Börner beispielsweise ist die neue Turnhalle im Vergleich zur alten im Diesterweg zweifelsohne ein Gewinn. "Wir Lehrer hätten uns aber gewünscht, in die Planungen stärker einbezogen zu werden", sagte er und zeigte auf die Turngerätschaften. Alles Standardausführung - "viele davon sind gar nicht nötig, dafür hätten wir uns viel lieber eine Kraftsportecke gewünscht". Die sei aber genauso Fehlanzeige wie ein guter Außenbereich.