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Vor dem Krieg geflohen Hilfe für Ukrainer: So bereitet sich Anhalt-Bitterfeld auf ankommende Flüchtlinge vor

Gerettete Frauen und Kinder aus der Ukraine finden hier ein Zuhause auf Zeit. Der Landkreis bereitet eine Erstunterkunft in einer Bitterfelder Turnhalle vor. Der Kulturpalast wird zum Möbelspendenlager.

Von Frank Czerwonn Aktualisiert: 07.03.2022, 12:20
Im Kulturpalast Bitterfeld wurden am Wochenende Möbel, Elektrogeräte und Haushaltsgegenstände entgegengenommen.
Im Kulturpalast Bitterfeld wurden am Wochenende Möbel, Elektrogeräte und Haushaltsgegenstände entgegengenommen. (Foto: Frank Czerwonn)

Bitterfeld/Krina/MZ - Im Landkreis laufen die Vorbereitungen zur Unterbringen ukrainischer Flüchtlinge auf Hochtouren. Am Sonntag sind erneut kleinere Gruppen beispielsweise in Muldenstein, Krina, Schwemsal, Schlaitz und Radegast angekommen. Gleichzeitig wird in Bitterfeld die Brauerei-Turnhalle als Erstunterkunft eingerichtet.

Insgesamt 31 Frauen und Kinder aus der Ukraine haben am Sonntagabend in der Gemeinde Muldestausee eine neue Heimat auf Zeit gefunden. Am Donnerstag hatte Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) der Hilferuf eines befreundeten Filmteams aus Leipzig erreicht. Das organisiert die Rettung von Flüchtlingen, hat aber nicht genügend Unterkünfte.

Doch die gemeinde Muldestausee hilft: Für die Ukrainer wurden in Krina, Schlaitz und Schwemsal eine Pension und mehrere private Unterkünfte bereitgestellt. Zudem sammelte die Feuerwehr Krina haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel für Erstausstattungskartons. „Die Hilfe der Bürger ist unglaublich“, sagt Wehrleiter Mathias Schiebel. Viele Freiwillige, aber auch der Edeka-Markt Döring oder die „Seensucht“ in Bitterfeld sowie Pfarrer Albrecht Henning für die seelsorgerische Betreuung unterstützten, wo sie konnten.

Rettung von zwei Familien an ukrainisch-polnischen Grenze

Zugleich hatte am Freitagabend eine in Muldenstein lebende verzweifelte Ukrainerin die Gemeinde um Hilfe gebeten. Ihre Schwester und weitere Verwandte hätten sich aus einem umkämpften Gebiet auf den Weg gemacht, hätten alles verloren und kämen nun an der ukrainisch-polnischen Grenze nicht weiter. Giebler und vier Feuerwehrleute fuhren daraufhin mit einem Mannschaftstransportwagen und einem Transporter los, um die zehn Flüchtlinge zu holen.

„Was für ein Ritt: 2.120 Kilometer fahrt, 28,5 Stunden Autofahrt, fünf Fahrer und Helfer“, kommentierte Giebler Sonntagabend nach der Rückkehr. „Dafür zwei Familien mit sieben Frauen, drei Kindern und einem Hund in Sicherheit.“ Sie wurden nun vorübergehend in zwei von der Schachtbaude in Schlaitz bereitgestellten Bungalows untergebracht. Mitte nächster Woche sollen dann kommunale Wohnungen so weit hergerichtet sein, dass die Ukrainer dort einziehen können.

Doch das dürfte nur der Anfang sein. Der Landkreis ist darauf vorbereitet, kurzfristig eine wesentlich größere Zahl von Flüchtlingen unterzubringen, die mit Zügen in Deutschland ankommen und zentral auf die Bundesländer und Landkreise verteilt werden. „Wir wissen aber nicht, wann und wieviele kommen“, sagt Kreis-Sprecher Udo Pawelczyk. Das geschehe relativ spontan je nach der aktuellen Lage. Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) spricht von gerade mal vier, fünf Stunden Vorlauf.

Feuerwehr-Männer aus Brehna bauen Feldbetten in der Bitterfelder Brauereiturnhalle auf.
Feuerwehr-Männer aus Brehna bauen Feldbetten in der Bitterfelder Brauereiturnhalle auf.
(Foto: Michael Maul)

Deshalb wurde am Samstag die Brauereiturnhalle in Bitterfeld als Erstunterkunft vorbereitet. Mitarbeiter des Landkreises, der Feuerwehr und des DRK legten aus eigenen Beständen den Boden mit Schutzmatten aus und stellten 100 Liegen auf. „Die können wir auf 273 aufstocken“, so Pawelczyk. Vorgekocht wurden zudem 600 Essen, auch Teststation, Registrierungsstelle und Sanitäreinrichtungen sind breit. „Das ist aber nur der erste Unterbringungspunkt. Danach sollen die angekommenen Flüchtenden in Wohnungen umziehen.“ Die Verträge mit Wohnungsgesellschaften und privaten Anbietern sollen Montag unterschrieben werden.

Ausstattung für Wohnungen wir gespendet

Für die Einrichtung der leeren Wohnungen in Bitterfeld-Wolfen und Sandersdorf-Brehna wurden am Wochenende im Kulturpalast bereits zahlreiche Möbel, Geschirr, Betten, Küchen und Elektrogeräte angenommen. „Die ersten Bürger brachten schon eine Stunden vor der eigentlichen Öffnung Spenden vorbei“, sagt Kupa-Chef Matthias Goßler überwältigt.

Teils bildeten sich Warteschlangen. Freiwillige Helfer, darunter von der DLRG, sortierten die Spenden. Vor allem Küchen werden hier, aber auch in Muldestausee gebraucht. Ebenso gefragt sind Herde, Waschmaschinen, Hygieneartikel und Konserven. Spätestens am bevorstehenden Wochenende soll die Annahme von Spenden für Wohnungsausstattungen im Kulturpalast fortgesetzt werden.