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Strahlend schön Altar der Friedersdorfer Engelskirche ist für 20.000 Euro restauriert worden

Das Kunstwerk fasziniert und zeigt nun wieder allen Besuchern seine kraftvollen Farben.

Von Christine Färber 26.10.2021, 12:10
Jürgen Friebe, Andrea Himpel und Eckhard Baum vor dem restaurierten Altar der Friedersdorfer Engelkirche.
Jürgen Friebe, Andrea Himpel und Eckhard Baum vor dem restaurierten Altar der Friedersdorfer Engelkirche. (Foto: Michael Maul)

Friedersdorf/MZ - Wer lange nicht in der Kirche von Friedersdorf war, sollte das nachholen. Er wird sich die Augen reiben: Der Altar zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Was die halleschen Restauratorinnen Andrea Himpel und Linda Haselbach aus dem wertvollen spätmittelalterlichen Stück im wahrsten Sinne rausgeholt haben, ist sehenswert. Die Reinheit der Farben der Tafelbilder, der Glanz des Goldes der Altarfiguren - all das erfasst den Besucher.

Jürgen Friebe, der Friedersdorfer Handwerker, für den die Engelkirche eine Herzensangelegenheit ist, hat die Arbeiten aus Interesse genau verfolgt. „Ich war die ganze Zeit dabei“, sagt er. „Jeden Tag wurde ein bisschen mehr fertig: Aus unserem schon immer schönen Altar ist jetzt ein richtiges Schmuckstück geworden.“

„An so einem Objekt zu arbeiten, ist immer toll“

Die ganze Freude der Kirchengemeinde und des Förderkreises, die das Projekt in Auftrag gaben, ist Andrea Himpel und Linda Haselbach zuzuschreiben. „An so einem Objekt zu arbeiten, ist immer toll“, sagt Andrea Himpel, die seit mehr als 20 Jahren in diesem Beruf ihre Erfahrungen macht. „Das ist einfach eine Freude. Es ist ja auch ein schöner Altar.“ Das freilich wissen die Friedersdorfer und sie verweisen auch stets darauf, dass er aus bestem Hause kommt: Die Bilder sollen aus der Cranach-Schule stammen. Das würde Andrea Himpel zwar nicht so ohne weiteres unterschreiben, aber immerhin ... Nur einmal hat man den Altar verschmäht: In den 20er Jahren fanden die Friedersdorfer Protestanten das Prachtstück zu katholisch. Es wurde ausgetauscht gegen ein schlichtes Altarbild, zusammengeklappt und weggestellt. 30 Jahre lang.

Schon in früherer Zeit ist der Pfeil dieser Figur ersetzt worden.
Schon in früherer Zeit ist der Pfeil dieser Figur ersetzt worden.
(Foto: Maul)

Bis der Altar auf einer Schau in Dresden gezeigt wurde. „Dort hat man erkannt, wie wertvoll er ist“, sagt Eckhard Baum vom Förderkreis der Kirche. „Ich sag’s mal mit meinen Worten: Die wollten, dass der gleich als Kunstschatz dort bleibt, denn für eine Dorfkirche wäre er viel zu wertvoll. Da haben sie aber nicht mit den Friedersdorfern gerechnet. Die Gemeinde hat sich stark gemacht, ihn mit Macht zurückgeholt. Und ihm wieder den Platz gegeben, der ihm gebührt.“ Nie wieder wird ihnen sowas passieren. Schon damals haben sie ihm eine Grundsanierung gegönnt. Seitdem haben sie ein waches Auge auf ihr Kleinod. Und die 20.000 Euro, die die Arbeit jetzt gekostet hat, haben sie zwar nicht aus der Portokasse gezahlt, aber doch - mit dem Kirchenkreis - gern gegeben.

Die Restauratorin rät, die Festtagsansicht des Altars, die seit Jahren gezeigt wird, nur an kirchlichen Festtagen zu öffnen

Ursprünglich sollten nur die über 500 Jahre alten Scharniere, über die die vier doppelwandig gestalteten Flügel bewegt werden, repariert werden. Eine Reinigung könnte noch dabei sein und die Ausbesserung der Farbe. Unter dieser Prämisse wurden die Restauratorinnen gerufen. „Für mich waren viel wichtiger als die Scharniere die Schäden, die immer weiter gehen könnten“, sagt Andrea Himpel. Und so kitteten sie Risse, festigten die Farben und die Vergoldung, retuschierten die Bilder, nahmen die alte Firnis ab und legten neue auf, arbeiteten an den Schnitzfiguren. Und siehe da: ein faszinierendes Ergebnis.

Die Restauratorin rät, die Festtagsansicht des Altars, die seit Jahren gezeigt wird, nur an kirchlichen Festtagen zu öffnen. Weil sie etwas Besonderes ist und es bleiben soll. Nun sind auch die restaurierten Tafelbilder vorzeigbar. In ihrer wunderbaren Kraft.