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Bundestagswahl 2021 Nur 0,7 Prozent Vorsprung: AfD-Mann Ziegler geht für den Wahlkreis Anhalt in den Bundestag

Aktualisiert: 28.09.2021, 14:27
Kay-Uwe Ziegler will für die AfD in den Bundestag.
Kay-Uwe Ziegler will für die AfD in den Bundestag. (Foto: Ziegler)

Anhalt-Bitterfeld/MZ - Lange Zeit sah es nach einem Start-Ziel-Sieg für Kay-Uwe Ziegler aus. Mehr als 250 der insgesamt 317 Wahlbezirke im Wahlkreis 71 - Anhalt - waren bereits ausgezählt, da behauptete der Kandidat der AfD für das Direktmandat zum neuen Bundestag aus Bitterfeld-Wolfen einen sicheren Vorsprung von rund sechs Prozent der Stimmen. Am Ende sollte es noch einmal knapp werden.

Denn ganz plötzlich erfuhr die Auszählung eine dramatische Zuspitzung. Wahlbezirk für Wahlbezirk holte Frank Wyszkowski von der CDU auf. Erst verkürzte er den Rückstand auf drei Prozent und dann scheibchenweise immer weiter auf 2,5, dann auf 2,0 und 1,6. Vor dem Auszählen der letzten 14 Wahlbezirke um 22.25 Uhr waren es nur noch 1,2 Prozent.

Am Ende sind es nur 0,7 Prozent bzw. 933 Stimmen Vorsprung für Kay-Uwe Ziegler

Am Ende sind es nur 0,7 Prozent bzw. 933 Stimmen Vorsprung. Kommentieren wollte Ziegler den Sieg allerdings noch nicht. „Wir haben in der Vergangenheit bereits ganz schlimme Dinge erlebt. Und ich werde mich erst äußern, wenn der letzte Wahlbezirk auch wirklich ausgezählt ist“, sagte er am Sonntagabend der MZ.

Sein ärgster Kontrahent Frank Wyszkowski hatte da bereits tief enttäuscht im Gewitterregen von Bernburg die Wahlparty verlassen. „Ich gehe jetzt nach Hause. Das Ding ist verloren“, erklärte er.

In beiden Lagern wurde es in den späten Abendstunden noch einmal richtig hektisch

In beiden Lagern wurde es in den späten Abendstunden noch einmal richtig hektisch. Schweißperlen auf der Stirn und schwitzende Hände waren an der Tagesordnung. Das große Hoffen und Bangen hatte gegen 21.30 Uhr überraschenderweise erst richtig eingesetzt.

Der AfD-Politiker sieht die Zeit gekommen für Leute wie sich. „Weil es einfach zu wenig kleine Unternehmer und Mittelständler im Bundestag gibt. Die Stimme fehlt“, sagt er und kündigt im Falle eines Wahlerfolgs schon mal klare Kante an. „Ich werde nicht ruhig sein. Ich werde ans Mikro gehen.“ Anders als vor vier Jahren sieht sich der Inhaber mehrerer Textilläden jetzt gut aufgestellt. Ortschaftsrat, Stadtrat, Kreistag: Überall ist er dabei. Im Bitterfeld-Wolfener Stadtrat ist er sogar Fraktionsvorsitzender der AfD. „Ich habe viel gesehen. Auch in Aufsichtsräten und Verbandsversammlungen.“

„Wir haben nach dem Mittag angefangen, die Wahlplakate bereits wieder abzunehmen“

Funktionierender Mittelstand und lebensfähige kleine Unternehmen mit kaum mehr als einer Hand voll Mitarbeiter, Einzelkämpfer: Das ist für Ziegler die Basis. Dafür setze er sich ein, engagiert sich als Vorsitzender des Bitterfelder Innenstadtvereins. Und im Falle eines Wahlsieges wolle er auch Mitglied im Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen bleiben.

Wyszkowski lenkte sich am Wahltag anderweitig ab. „Wir haben nach dem Mittag angefangen, die Wahlplakate bereits wieder abzunehmen. Heute ist dafür die Zeit“, sagte der 34-Jährige, der sich dann am Nachmittag noch via Facebook an seine Helfer wandte. „Unabhängig vom Wahlergebnis heute Abend möchte ich mich schon jetzt bei allen bedanken.“