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Brücke geht auf Fahrt Straßenbrücke für Bernburger Saaleschleuse wurde im Unternehmen an Roßlauer Elbe gefertigt und verladen

115 Tonnen Stahl hängen an zwei Riesenkränen.

Von Silvia Bürkmann 29.10.2021, 10:00
Hier soll die Brücke an die Krantraversen angeschlagen werden für die Verschiffung per Ponton und Schubschiff.
Hier soll die Brücke an die Krantraversen angeschlagen werden für die Verschiffung per Ponton und Schubschiff. Foto: Thomas Ruttke

Bernburg/Rosslau/MZ - Noch ist der große Hof neben Elbufer und Schiffbauhalle fast leer. An der Kaimauer sammeln sich erste Menschengruppen in Arbeitskluft und unter Helmen. Das Bild beherrschen zwei große Mobilkrane mit weit ausgefahrenen Teleskopauslegern.

Weit über den Köpfen baumeln die Anschlagketten an den Spreiztraversen leicht im Wind. Noch tragen sie keine Last. Auf der Roßlauer Schiffswerft soll am frühen Dienstagnachmittag die im Unternehmen gefertigte neue Schleusenbrücke für Bernburg verladen werden. Über die Kaikante auf einen Ponton, der ein Schubschiff über Elbe und Saale ans Ziel bringen soll.

Behutsam wird die Brücke auf den Ponton herabgelassen.
Behutsam wird die Brücke auf den Ponton herabgelassen.
Foto: Thomas Ruttke

Die Fracht aus purem Stahl wiegt insgesamt 115 Tonnen. Verteilt auf 28 Meter Länge und sieben Meter Breite mit einer Bauhöhe von 1,50 Meter. Die zwei 500-Tonnen-Kräne sollen das sperrige Stück sicher auf den Ponton hieven. Jetzt öffnet sich das Tor der großen Schiffbauhalle. Und heraus rollt im nahezu erhabenen Schritttempo der ferngesteuerte Transporter und Unterflurförderer mit der nigelnagelneuen Brücke auf dem „Buckel“. Die ist jetzt an den Kran anzuschlagen.

„Mensch, jetzt stört doch tatsächlich der Adapter. Den hatten wir angebracht, als wir die Brücke umgedreht haben“, runzelt der technische Projektleiter Kevin Seltz die Stirn. Die Brücke wurde ja nicht in flacher Ebene, also plan, gefertigt, sondern mit einer leichten Überhöhung und Aufwölbung um 80 Zentimeter. In der Werkhalle lag sie quasi „auf dem Rücken“ und musste nach Fertigstellung in die Bauchlage gedreht werden.

Hier bringt der Förderer die Brücke aus der Schiffbauhalle.
Hier bringt der Förderer die Brücke aus der Schiffbauhalle.
Foto: Thomas Ruttke

115 Tonnen - da brauchte es die vier Adapter. Und jetzt passen Bolzen und Schäkel der Traversenketten nicht durch den Zusatzadapter. Verflixte Chose.

„Dann nehmen wir die Adapter jetzt wieder ab.“ Projektleiter Helge Nuß von der Roßlauer Schiffswerft bleibt ruhig. Das sei doch nur eine winzige Schwierigkeit. „Wenn es die einzige bleibt, läuft alles gut.“ Gemeinsam packen die Werftler mit den Kollegen der Kran- und Schwertransporttechnik Mammoet aus Leuna das überraschende Problem an. Binnen einer Viertelstunde sind die Sicherungssplinte gelöst, Bolzen und Adapter abgeschraubt. Dann hängt die Brücke an den zwei Kränen und wird behutsam herabgelassen auf den Ponton.

Warum passt hier der Schäkel nicht?
Warum passt hier der Schäkel nicht?
Foto: Ruttke

„Wir haben schon ganz andere Lasten gestemmt“, sagt Projektleiter Nuss in einer ruhigen Minute. Die größte Brücke war die 78 Meter lange Straßenbrücke für die Arubis AG an der Norderelbe in Hamburg: „500 Tonnen schwer. Aber für den Bernburger Saale-Schleusenkanal ist das hier schon ein Riesending.“ Am Nachmittag dann ist die Fracht auf dem Ponton der Binnenreederei für dien Transport gesichert. Am Mittwoch hat das Schubschiff TR15 unter tschechischer Flagge und mit Schiffsführer Dalibor Kouba aus Usti nad Laben abgelegt. „In dieser Richtung bin ich die Saale noch nicht gefahren“, sagt der Kapitän.