Salzlandkreis Salzlandkreis: Katze an Badesee fast zu Tode gequält

aderstedt/gröna/MZ - Wie ein Häufchen Elend liegt der kleine Kater erschöpft und schläfrig auf der wuscheligen Decke im Zimmer der Aderstedter Tierarztpraxis. Eine Fleischwunde an seiner linken Seite verrät, dass dem sechs bis neun Monate alten Tier Schlimmes widerfahren sein muss. Einige Stunden zuvor wäre er fast Opfer eines skrupellosen Tierquälers geworden. Nur dem couragierten Einschreiten von mehreren Frauen hat der Kater sein Leben zu verdanken.
Es ist Freitag kurz nach 17 Uhr an der Taiga bei Gröna, als sich ein Mann mit zwei unangeleinten Hunden und einem Kater im Fahrradkorb dem Badesee nähert. „Plötzlich zog er das Tier, das eine Kette um den Hals trug, aus dem Korb, tauchte es mehrmals unter Wasser, verpasste ihm einen Schlag und warf es achtlos zur Seite. „Ich war erstmal sprachlos und geschockt“, berichtet Augenzeugin Anke Nöhrhoff, die gerade in unmittelbare Nähe badet, der MZ. Mehrere Badegäste - ausschließlich Frauen - seien daraufhin von ihren Liegeplätzen aufgesprungen und hätten den Mann angesprochen, der ausfallend und beleidigend geworden sei. „Dann ging er mit seinen Hunden erstmal seelenruhig baden. Den blutenden und triefnassen Kater ließ er am Ufer zurück“, schildert die Bernburgerin. Während der folgenden Wortgefechte mit dem Mann, den Anke Nöhrhoff auf ein Alter von 40 bis 45 Jahren schätzt, habe dieser behauptet, den Kater am Straßenrand gefunden zu haben.
Der Tierquäler machte sich davon, Anke Nöhrhoff und zwei jüngere Frauen versuchten, telefonisch Hilfe zu organisieren. Nach dem Wählen des Notrufs 110 seien sie von der Polizei an die Kreisleitstelle (112) verwiesen worden. Dort müsse jemand das Tierheim verständigt haben. Von diesem habe es aber ebenso wenig Unterstützung gegeben wie von diversen Tierarztpraxen. Erst in der Praxis von Dirk Große in Aderstedt fanden die drei Frauen, die auch die Rechnung für die Behandlung übernahmen, ein offenes Ohr. Tierärztin Linda Katzer sei extra in die Praxis zurückgefahren, um das Tier zu versorgen. Sie verabreichte dem unterkühlten Kater ein Schmerzmittel und versorgte die Wunde. Eine Röntgenaufnahme verdeutlichte, dass der Stubentiger glücklicherweise keine Knochenbrüche davongetragen, aber ordentlich Wasser in der Lunge hatte.
„Er ist unter Schock, fix und fertig. Aber wir gehen davon aus, dass er durchkommt, wenn keine unvorhersehbaren Komplikationen auftreten“, sagte die Tierärztin am Samstag der MZ. Nach der intensivmedizinischen Betreuung wird der Kater wohl bald ein neues Zuhause finden. Eine Kundin der Praxis, die von seinem Schicksal erfahren hatte, wolle ihn aufnehmen.
Nachdem der Fall bei Facebook die Runde machte und für großes Entsetzen sorgte, hat sich auch die Polizei eingeschaltet und nun von Amts wegen Ermittlungen gegen den Mann aufgenommen, zu dessen Identität erste Hinweise vorliegen.
Es blieb nicht der einzige Verstoß gegen das Tierschutzgesetz am Wochende in der Region: Eine Frau fand am Samstag gegen 15 Uhr an der Südstraße in Bernburg einen an einen Zaun gebundenen Hund. Sie versorgte ihn mit Wasser und alarmierte die Polizei. Erste Ermittlungen ergaben, dass ein 24-jähriger Bernburger den Vierbeiner dort vier Stunden zuvor festgebunden und in der Gluthitze zurückgelassen hatte. Tierheim-Mitarbeiter holten den Hund ab, gegen den Täter wurde Strafanzeige erstattet.