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Wildwechselfestival Kultur zum Mitmachen in Bernburg

Saalestädter wirken an der Installation an der Wachgasse mit und kommen ins Gespräch mit dem Künstler.

Von Andreas Braun 21.10.2021, 10:00
Markus Bauer (li.)  steuerte auch etwas zum Garten der Demokratie bei und übergab eine Broschüre an Fred Pomerehn. Anita Bader zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf des Festivals.
Markus Bauer (li.) steuerte auch etwas zum Garten der Demokratie bei und übergab eine Broschüre an Fred Pomerehn. Anita Bader zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf des Festivals. Foto: Andreas Braun

Bernburg/MZ - Dass Kultur nicht nur etwas für eine ausgewählte Gruppe von Menschen ist, will der gebürtige Amerikaner Fred Pomerehn zeigen. An der Wachgasse in Bernburg hat er Stühle platziert, die keiner Ordnung zu folgen scheinen. Doch es hält sie trotzdem zusammen.

Die Stühle, die die Bernburger spendeten, sind das Grundgerüst und jeder, der etwas zum Werk beitragen möchte, kann das mit Alltagsgegenständen oder Dingen, die er mit Erinnerungen verbindet, tun. Das Werk, das entsteht, wird ein Gemeinschaftswerk vieler Menschen, die sich mit einbringen, werden. Wie eben in eine Gesellschaft, die die Demokratie praktiziert. Darum nennt der in Berlin lebende Künstler seine Installation auch „Garten der Demokratie“. Sie ist eingebettet in das bis zum Donnerstag, 21. Oktober, gehende Festival „Wildwechsel“ der ostdeutschen Kinder- und Jugendtheater. Nicht nur Theateraufführungen sollen es kennzeichnen, sondern die ganze Stadt soll nach Vorstellungen der künstlerischen Leiterin Karola Marsch daran teilhaben. Und so bleiben doch einige an den sonst leeren Läden an der Wilhelmstraße stehen, die mit Leben oder Kunstobjekten gefüllt sind.

Für Peter Scollin hat das alles seinen eigenen Reiz. Der Australier lebt seit 1982 in Berlin. Die Liebe hatte ihn in das damals geteilte Berlin verschlagen. Zusammen mit Anja Scollin gründete er 1985 das „Englisch Theater Platypus“. Hier spielte er zwischen 1985 und 1991 hauptsächlich für Kinder. Seitdem und bis heute spielt er in vielen Platypus-Stücken, von denen er selbst zehn geschrieben hat. Darunter sind „Ben and the Smugglers“, „Top Card Camilla“ und „See You Later Navigator and the Tortilla Curtain“. Durch das Festival ist er nach Bernburg gekommen und von der Stadt beeindruckt. Er schlendere gern durch die Straßen. Die Häuser faszinieren ihn und er könne sich durchaus vorstellen, dass es nicht sein letzter Besuch war. Vor allem die Menschen, die so offen seien, gefallen ihm.

„Die Menschen hier sind sehr direkt. Sie sagen einem gleich, was ihnen nicht gefällt. Damit muss man umgehen können“, hat Pomerehn festgestellt. „Was soll denn das?“ „Wer braucht denn das?“ Das habe er öfter gehört. „Wenn man mit den Menschen aber ins Gespräch kommt, haben 90 Prozent eine andere Sicht auf das, was wir machen. Solche Gespräche mag ich“, sagt der Installationskünstler. Das habe zum Kultursommer, als man für das Festival warb, anders ausgesehen. Da habe gut die Hälfte nicht gerade freundlich und aufgeschlossen reagiert. Doch Anita Bader, Geschäftsführerin der Bernburger Theater- und Veranstaltungs GmbH, die Ausrichter des Festivals ist, ist zufrieden. Die Bernburger machen mit. Die vielen Stücke für die Installation, die sie bisher mitbrachten, zeigen das. Dadurch könne man Kultur erlebbar machen, so Landrat Markus Bauer, der eine Broschüre über die Demokratie beisteuerte. Kultur sei immer ein so großer Begriff, aber es stecke eben sehr viel mehr dahinter, als beispielsweise Museumsbesuche, so Bauer.