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Politik Junge Frau aus Nienburg hat mit verhandelt

Johanna Engel hat für die FDP mit am Verhandlungstisch gesessen, als die erste Deutschland-Koalition in Magdeburg besiegelt wurde.

Von Andreas Braun Aktualisiert: 24.09.2021, 16:25
Johanna Engel war bei den Koalitionsverhandlungen in Magdeburg dabei.
Johanna Engel war bei den Koalitionsverhandlungen in Magdeburg dabei. Foto: Andreas Braun

Bernburg/Nienburg/MZ - Das war schon eine spannende Angelegenheit. Mit 23 Jahren hat die Nienburgerin Johanna Engel am Verhandlungstisch gesessen und gleich Geschichte mitgeschrieben. Denn am Ende der Verhandlungen entstand gemäß den Farben der Parteien (schwarz, rot, gelb) die erste Deutschlandkoalition in der wieder vereinigten Bundesrepublik. CDU, SPD und FDP fanden nach Verhandlung zusammen und schmiedeten an einem Bündnis im Landtag von Sachsen-Anhalt, das nun die Landesregierung stellt.

Semesterferien genutzt

Johanna Engel, die zu den Landtagswahlen als Direktkandidatin für die FDP angetreten war und ein gutes Ergebnis erzielte, war eine der Mitglieder der FDP-Verhandlungskommission. „Ich hatte gerade die erste Woche Semesterferien und Zeit. Mein Studium für Medizin hat bei der Auswahl sicher eine Rolle gespielt“, sagt die angehende Ärztin, die neben Stolz auch Ehrfurcht verspürte. „Darf ich denn hier einfach mit meinen 23 Jahren mitreden, wenn so viele erfahrene Menschen mit am Tisch sitzen?“, ging ihr diese Frage durch den Kopf.

Durfte und sollte sie. Denn gerade wegen ihres Medizinstudiums, das sich dem Ende neigt, habe sie das Thema Gesundheit besetzt und auch die Ideen der FDP zu diesem Thema tragen mit ihre Handschrift. „Unsere Vorschläge wurden als Diskussionsgrundlage genommen. Das war ein Erfolg und wenn solche Dinge als Grundlagenpapier genutzt werden, bleibt auch was davon hängen“, freut sie sich und ist ein wenig stolz, daran mitgewirkt zu haben. Hier sei es gelungen, dass die Forderung der SPD nach einer generellen Rekommunalisierung der Krankenhäuser einen Zusatz von der FDP bekam. Rückkauf von Krankenhäusern nur, wenn sonst eine Schließung drohe und die Grundvorsorge nicht mehr anders gewährleistet werden könne.

Dass es alles wie am Schnürchen lief, heißt das natürlich nicht. „Es wurde manchmal um Formulierungen gerungen. Das war schon echt schwierig. Schon zu Beginn ging es darum, wie viele denn von jeder Partei an den Verhandlungen teilnehmen. Schließlich einigten wir uns auf fünf“, sagt Johanna Engel.

Erste Woche zum Kennenlernen

Nach der ersten Woche hatte man sich soweit kennengelernt, dass dann die Gespräche sich immer mehr auf die Inhalte konzentrierten. Dann kam man auch vorwärts. „Wir waren als FDP natürlich Anfänger und trafen auf Profis. Aber insgesamt waren wir alle auf Augenhöhe. Das war sehr beeindruckend, hautnah mitzuerleben, wie solche Verhandlungen ablaufen“, blickt sie zurück.

Mit der Nominierung für die FDP zur Landtagswahl hatte Johanna Engel noch mehr Interesse an der Politik gefunden und sagt von sich auch, dass sie sich durch den Wahlkampf im Mai und Juni ihrer Heimat wieder näher fühlt. Für diese will sie nun auch kämpfen und dafür werben, dass sich mehr junge Menschen politisch einbringen. Wichtig sei jetzt, dass die FDP-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl ein Ministerium leitet. Lydia Hüskens ist im Kabinett um Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Ministerin für das Ressort Infrastruktur und Digitales. Das seien ja wichtige Themen der liberalen Politik im Land.

„Hier können wir mitreden und gestalten“, sagt die Nienburgerin, die sowohl im Kreis- als auch im Landesvorstand ist. Dass die junge Frau weiter machen will, das ist für sie klar und zwar in vorderster Front. Nicht nur beim Wahlkampf, sondern auch, wenn es um die Plätze für die Liste bei künftigen Wahlen geht.