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Sportförderung Sportförderung: Bei der Bewerbung werden keine Extrawürste gebraten

Von HARALD VOPEL 02.09.2009, 15:45

ASCHERSLEBEN/MZ. - Im Limit bis 78 Kilogramm unterlag sie nur der späteren bulgarischen Siegerin Tereza Dzhurova. Damit konnte sie sich für die U 20-Weltmeisterschaften, die im Oktober in Athen ausgetragen werden, qualifizieren.

Zukünftig wird die Judo-Sportlerin aber nicht nur viel Zeit auf der Tatami verbringen, sondern auch im Hörsaal. Sie ist eine von insgesamt 118 jungen Frauen und Männern, die am Dienstag ein Studium oder eine Ausbildung an der Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt in Aschersleben aufgenommen haben. 45 von ihnen werden eine Ausbildung im mittleren Polizeivollzugsdienst und 73 im gehobenen Dienst absolvieren. Rektorin Christiane Bergmann ernannte die Auszubildenden und Studenten zu Beamten auf Widerruf und damit zu Anwärterinnen und Anwärtern.

"Aus insgesamt 4 695 Bewerbern mussten die geeignetsten für eine Berufslaufbahn bei der Polizei ausgewählt werden."

Die Bewerber durchliefen mehrere Eignungstests und stellten sich einer Auswahlkommission. Die, die es am Ende geschafft haben und am Dienstag die Ernennungsurkunde in den Händen hielten, kommen aus insgesamt sieben Bundesländern - die meisten aus Sachsen-Anhalt.

Für eine Premiere sorgt die Tatsache, dass unter den künftigen Polizeibeamten auch sechs aktive Leistungssportler sind. Neben Luise Malzahn sind das Weitspringerin Angelina Sattler, Speerwerferin Isabell Murawa, Ruderer Chris Hajek (alle Halle), Mittelstreckler Ronny Heck und Handballer Tobias Rindert (beide Magdeburg). Alles talentierte Nachwuchsathleten, auf die die Verantwortlichen im Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt große Hoffnungen setzen.

Damit steigt die Polizei in Sachsen-Anhalt, in enger Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und dem Olympiastützpunkt des Landes, aktiv in die Sportförderung ein. Im Rahmen einer Sportfördergruppe soll den Leistungssportlern - neben guten Trainingsbedingungen in ihren Heimatvereinen - in Aschersleben eine solide Ausbildung und damit eine berufliche Zukunft geboten werden.

"Im Bewerbungsverfahren wurden keinerlei Zugeständnisse an die Sportler gemacht", sagt Polizeidirektor Siegfried Paulick. Als Tutor der Leistungssportler unter den Auszubildenden und Studenten ist er auch für die Koordination aller an diesem Förderprojekt Beteiligten zuständig. Die Zahl der vom Olympiastützpunkt vorgeschlagenen Bewerber war bedeutend höher. Allerdings hätten nur sechs den Anforderungen einer Ausbildung an der Fachhochschule Polizei genügt, so Paulick. Und weiter: "Auch am Inhalt der Ausbildung wird es keine Abstriche geben."

Allerdings wird man bei der Organisation von Ausbildung und Studium nicht um die eine oder andere Extrawurst herumkommen. So sorgen beispielsweise Trainingslager, Zeiten der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung und die Wettkämpfe selbst für Abwesenheit der Sportlerinnen und Sportler vom Ausbildungs- und Studienort. Aber auch die täglichen Anforderungen an Ausbildung und Training müssen unter einen Hut gebracht werden. Das stellt bisher unbekannte Anforderungen an die Auszubildenden und Studenten - aber auch an die Ausbilder. Um unter diesen Bedingungen einen möglichst guten Abschluss zu sichern, besteht unter anderem die Möglichkeit, das auf drei Jahre angelegte Studium für den gehobenen Polizeidienst bis auf fünf Jahre zu verlängern, erklärt Siegfried Paulick.