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Produktionsstart im Januar Richtfest für Generationenprojekt in Aschersleben

Novo-Tech Circular will im Januar die Produktion aufnehmen. Windmühlenflügel sollen hier zu Brettern werden.

Von Detlef Anders 23.10.2021, 13:04
Architekt Ronny Sasse (l.) und Firmengründer Holger Sasse stoßen nach dem Richtspruch für NOVO-TECH Circular auf das Gelingen an.
Architekt Ronny Sasse (l.) und Firmengründer Holger Sasse stoßen nach dem Richtspruch für NOVO-TECH Circular auf das Gelingen an. Foto: Detlef Anders

Aschersleben/MZ - Manche Menschen über 60 glauben ja, dass die nach ihnen folgende Generation das Leben nicht meistern könnte. So wie der Opa von Holger Sasse: „Mein Großvater meinte, dass ich lebendigen Leibes verhungern würde, weil ich keine Sense klopfen konnte.“ Doch „dengeln“, wie es korrekt heißt, wollte der heute überaus erfolgreiche Unternehmer aus Aschersleben einfach nicht, weil hinter ihm bereits die Mähdrescher über den Acker fuhren. Holger Sasse ist heute jemand, der auf die nach ihm folgende Generation setzt. Seine Söhne Ronny und Danny und seine Tochter Eileen hat Holger Sasse am Donnerstag neben Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze gestellt, als für den Neubau des Tochterunternehmens von Novo-Tech, die Novo-Tech Circular, Richtfest gefeiert wird.

Im Industriegebiet Zornewitzer Weg sollen unter anderem alte Windradflügel replastifiziert werden, um dann dosierfähig zu einem Granulat und anschließend zu neuen Brettern verarbeitet zu werden. Die Technologie wurde zum Patent angemeldet. Novo-Tech stellt im Stammwerk im Gewerbegebiet Güsterner Straße mit 160 Mitarbeitern aus Holzspänen und Polymeren sowie Additiven ein vollständig kreislauffähiges Material her. Dieses wird zu unterschiedlichen Erzeugnissen wie Terrassen, Fassaden, Zäunen, Blumenkästen, Sportbelägen und mehr verarbeitet. Der Grundwerkstoff ist vollständig wiederverwertbar.

Rund 30 Prozent des glasfaserverstärkten Materials werden in der neuen Serie enthalten sein. Der Holzanteil wird somit auf 50 Prozent reduziert. Das Material im Kreislauf halten, das ist das Ziel, dem sich Sasses Firma verschrieben hat. Für die neue Firma wurde Ende Juli der erste Spatenstich getätigt. Vor sechs Wochen war gerade etwas Schotter auf der Fläche, auf der nun für die neue Halle Richtfest gefeiert wird, hieß es. In sechs Wochen sollen die Maschinen in der beheizten Halle montiert werden, kündigt Architekt Ronny Sasse an. „Nach dem 6. Januar wird hier produziert“, gibt Holger Sasse das Ziel vor. 40 neue Arbeitsplätze soll es geben.

Binnen weniger Wochen ist der Rohbau errichtet worden.
Binnen weniger Wochen ist der Rohbau errichtet worden.
Foto: Detlef Anders

4. Ascherslebener Architekturtag

„Was ihr hier leistet, ist einfach super“, galt der Dank der Unternehmerfamilie so auch allen am Bau beteiligten und lud sie am Vortag des 4. Ascherslebener Architekturtages nach dem Richtspruch zur Feier in die Mutterfirma ein.

„Das was wir mit Novo-Tech Circular machen, ist ein Stückchen zukunftsweisend“, findet Holger Sasse. Er habe das aber nicht allein entschieden, sondern die Entscheidung in die Hände seiner Kinder gelegt. „Die Suppe müssen sie ja auslöffeln. Und sie haben ja gesagt“, so Sasse stolz und auch gleichzeitig sehr dankbar.

Er habe es schon in Brüssel als Europaabgeordneter spannend gefunden, was in Aschersleben mit dem Recycling von Windrädern passieren soll, gesteht Sven Schulze am Rande gegenüber der MZ. „Es ist ein Projekt, das wir in Sachsen-Anhalt brauchen, weil es sehr innovativ ist“, denkt der Wirtschaftsminister. Er kenne in Europa kein anderes Unternehmen, das so etwas kann und das mache es spannend.

„Das Wetter zeigt uns heute, dass wir stürmische Zeiten haben“, stellt Holger Sasse am windigen Donnerstag fest. Doch er meint nicht allein das Wetter, sondern auch die absehbar stürmischen Zeiten für alle im Leben.

„Da es Mähdrescher gab, war die Chance zum Überleben ganz gut“, stellt Holger Sasse zu seinen nicht so überragenden Qualitäten beim Dengeln der Sense des Großvaters fest. „Ich bin nicht lebendigen Leibes verhungert.“ Und er habe den starken Glauben daran, dass die junge Generation den Staffelstab, den sie ihr übergeben, auch annehmen wird und die junge Generation nun auch im Wirtschaftsleben und in der Politik maßgeblichen Anteil an einer Weiterentwicklung haben wird. Sein Sohn Danny habe sich im Vorfeld Gedanken über die Inhalte machen müssen, und Ronny zeigen müssen, dass er richtig bauen kann. „In der kurzen Zeit hätte ich es nicht besser machen können“, sagte er schmunzelnd. Vielleicht erkennen ja immer mehr Menschen, wie wichtig solch visionäres Denken um die Kreislaufwirtschaft angesichts immer knapper werdender Ressourcen auf der Erde sind.