Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Nächtlicher Ausflug in das Mittelalter
Halberstadt/MZ. - Ein äußerst amüsantes und turbulentes Treiben war für die diesjährige Theaternacht im Nordharzer Städtebundtheater angekündigt. Gefeiert wurde, nachdem 2001 Quedlinburg Gastgeber gewesen war, wieder in Halberstadt. Seit 1996 wird die Theaternacht als besondere Form der Begegnung zwischen den Theatermachern und dem Publikum gefeiert.
Nach Italien, Frankreich und dem Orient wurde dieses Mal nicht zu einer geografischen, sondern zu einer Zeitreise eingeladen. "Fröhliches Mittelalter" lautete das Motto, das jedoch mehr versprach als hielt. Im Vergleich mit vorangegangenen Theaternächten zieht die vom vergangenen Sonnabend eindeutig den Kürzeren.
Der nächtliche Ausflug ins Mittelalter allerdings begann mit Paukenschlägen im wahrsten Sinne des Wortes. Orchester, Chor, Kinderchor und Solisten des Theaters begeisterten gemeinsam mit der Wolfsburger Chorgemeinschaft das Publikum. Sie zauberten unter der Stabführung von Johannes Rieger, musikalischer Oberleiter, Carl Orffs monumentales, musikalisches Mittelaltergemälde "Carmina Burana" auf die Bühne und ernteten frenetischen Beifall. Selbst eine Zugabe mussten die Künstler geben. Fast schien es, als wollten sich die Zuschauer nicht aus dem großen Theatersaal verabschieden, um anschließend durch das weit geöffnete Haus in Halberstadt zu bummeln.
Im Fundus hatte eine Wahrsagerin ihren Platz gefunden, Minnesänger warben um die Gunst der Zuhörer, Zauberer, Scherenschnittmeister, Blechbläser und Schlangentänzerin luden in Probenräume und in den Hof ein. Der war eher Durchgangsort als Treffpunkt, wofür er sich jedoch bestens eignet. Die Darbietungen hier wurden leider nur am Rande wahr genommen, wie zum Beispiel das Spiel um Pyramus und Thisbe.
Doch genau dieses erwies sich der Ankündigung würdig, geriet turbulent und amüsant. Das Schauspielensemble setzte mit viel Witz die alte Romeo-und-Julia-ähnliche Geschichte um Liebe und Tod um. Vor allem Thorsten Köhler wusste als liebreizende Thisbe zu begeistern. Mit einfachsten Mitteln, wie sie sicher auch im Mittelalter benutzt wurden, standen in rein menschlicher Form die im Stück eine wesentliche Rolle spielende Wand, der Mond und der Löwe auf dem Bretterpodest.