Landratswahl Landratswahl: Jede Stimme zählt im Salzlandkreis

Bernburg/MZ - CDU-Landratskandidat Gunnar Schellenberger war gerade beim Nudelkochen in einer Schönbecker Sozialeinrichtung, als er von der Entscheidung des Kreisvorstands der Linken erfuhr. Der hatte sich zuvor mehrheitlich gegen eine Wahlempfehlung für den SPD-Kandidaten Markus Bauer vor der Stichwahl ausgesprochen (die MZ berichtete). Schellenbergers Erleichterung war förmlich durch das Telefon zu spüren. „Damit ist das Rennen wieder offen.“
Grund für seine Freude: Mit einem rot-roten Bündnis hätte sein Konkurrent Bauer - gemessen am Ergebnis bei den Kommunalwahlen - wahrscheinlich die besseren Karten für die Stichwahl am Sonntag, 15. Juni, gehabt. Ende Mai kamen die beiden Kandidaten von SPD und Linke bei den Landratswahlen zusammen auf über 60 Prozent der Stimmen, wobei Sabine Dirlich (Die Linke) mit fast 30 Prozent überraschte.
Landes-SPD vollzieht Kurswechsel
Danach entschieden sich die Spitzen der beiden Landesverbände dafür zu werben, in den Landkreisen ihre Kandidaten gegenseitig zu unterstützen. Es geht darum, in insgesamt sechs Kreisen CDU-Politiker als Landrat zu verhindern. Hintergrund für das neue Miteinander zwischen SPD und Linke ist der angestrebte Kurswechsel der Landes-SPD. Mittlerweile kann die sich vorstellen, ab 2016 auch eine Regierung im Land mit den Linken zu bilden.
Schellenberger sagte, nun komme es wieder darauf an, genügend Wähler zu mobilisieren. Er sei optimistisch, dass ihn jetzt zumindest auch Teile der Linken wählen werden. Dabei will er nicht als CDU-Kandidat punkten, sondern als Person. „Ich habe Visionen, die ich gemeinsam mit den Menschen umsetzen will.“
Tatsächlich wird die Wahlbeteiligung entscheidend sein. Das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit. Bei der ersten Stichwahl im neuen Kreis 2007 lag die Beteiligung gerade einmal bei knapp 21 Prozent. Damals setzte sich der aktuelle Landrat Ulrich Gerstner (SPD) mit nur 850 Stimmen mehr gegen Heike Brehmer (CDU) durch.
Bauer sieht keinen Rückschlag
Dass jede Stimme zählt, weiß auch Bauer, der nach der verweigerten Empfehlung der Linken aber nicht von einem Rückschlag sprechen wollte. Er werde auch in den nächsten zwei Wochen weiter Gespräche über Parteigrenzen hinaus führen, „um die Menschen zu überzeugen, zur Wahl zu gehen“. Er sei jedoch davon überzeugt, dass die Ortsverbände der Linken eine eigene Meinung haben. „Eine gute Zusammenarbeit hängt immer von den handelnden Personen ab“, sagte er mit Blick auf die Streitigkeiten zwischen ihm als Nienburger Bürgermeister und den Linken im Stadtrat. Die werfen ihm unter anderem Eigenmächtigkeit und eine mangelnde Informationspolitik vor. Bauer bestreitet das.
Es gelte nun, auf die Schnittmengen beider Parteien hinzuweisen, die es vor allem in der Sozialpolitik gebe, so Bauer. Gleichzeitig geht es bei der Landratswahl für ihn weniger um die Partei, sondern um das Programm und den Kopf, der dahinter- steht. Dabei könne er mit seiner Erfahrung als Bürgermeister durchaus punkten.