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Ein Platz zum Trauern Ein Platz zum Trauern: Erste Gemeinschaftsbestattung von Sternenkindern

Von Kerstin Beier 22.10.2014, 15:29
Ein Ort der Trauer und der Erinnerung.
Ein Ort der Trauer und der Erinnerung. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.“ Diese Worte auf dem Grabstein erklären eindrucksvoll, worum es beim Projekt Sternenkinder geht: Um das Gedenken an stillgeborene Kinder, die viel zu früh und nicht lebensfähig mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm zur Welt gekommen sind und die bisher nur in den Herzen der betroffenen Familien einen Platz hatten. Denn eine gesetzliche Regelung zur Bestattung für diese Kinder gibt es nicht.

Der kleine weiße Sarg, der Mittwochnachmittag auf dem Friedhof in Aschersleben in die Erde gelassen wurde, symbolisiert die erste Gemeinschaftsbestattung der Sternenkinder der vergangenen Jahre. Die Initiative dazu ging von der Geburts- und Frauenklinik des Ameos-Klinikums Aschersleben aus. Mit Hilfe von Partnern wurde aus der Idee schnell Wirklichkeit, den Familien einen Ort der Bestattung und Trauer zu schaffen.

Pfarrerin Anne Bremer fand in einem Gedenkgottesdienst in der Friedhofskapelle bewegende, tröstende Worte für Eltern, Großeltern und Geschwister. Sie schloss in ihr Gebet aber auch Ärzte und Schwestern ein, die gleichfalls leiden, wenn sie manchmal nicht helfen können.

Familie Witte legte stellvertretend für ihre Schwiegertochter, die inzwischen erneut schwanger ist, eine weiße Rose am Grab nieder. Sie wissen, dass die junge Frau den Verlust der Zwillingsjungen sehr schwer verkraftet hatte. Wittes sind dankbar, diesen besonderen Ort besuchen zu können. Anne Bremer, die in den vergangenen Monaten Gelegenheit hatte, mit betroffenen Frauen zu sprechen, sagte: „Ich habe Dinge gehört, die kaum auszuhalten sind.“

Und deshalb versteht die leitende Hebamme Katrin Herrmann auch, dass nur wenige am Mittwoch den Mut gefunden haben, bei der Bestattung dabei zu sein. „So etwas wühlt auf, für manchen ist das schwer.“ Aus Gesprächen weiß sie, dass die Frauen trotzdem kommen wollen. Später. Allein. Und in Ruhe. (mz)