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Corona  Corona: Auf die Bank geschickt

Von Kerstin Beier 19.03.2020, 08:29
Handball: eine Leidenschaft, die manchmal auch Leiden schafft.
Handball: eine Leidenschaft, die manchmal auch Leiden schafft. DPA

Aschersleben - Oberbürgermeister Andreas Michelmann hat sich am Mittwoch in eines der Testzentren begeben, einen Abstrich vornehmen lassen und ist anschließend nach Hause gefahren. Die freiwillige Pause von der Arbeit im Rathaus hat einen guten Grund: Einer der Handball-Nationalspieler, die in der vergangenen Woche zu einem Lehrgang und zum Training in Aschersleben waren, ist positiv auf Corona getestet worden.

Als Chef des DHB (Deutscher Handballbund) hatte Michelmann Kontakt zu den Männern, die sich samt Betreuern nun in häuslicher Quarantäne befinden. Der junge Mann habe sich schon bei der Ankunft in Aschersleben angeschlagen gefühlt, aber keine typischen Symptome gezeigt, berichtet Michelmann.

Risiko der Ansteckung ist gering

Dem Oberbürgermeister geht es gut, er verspüre keinerlei Symptome, sagte er der MZ. Das Risiko, sich angesteckt zu haben, bewertet er selbst und nach Rücksprache mit dem Mannschaftsarzt als gering. Dennoch gebiete es die Verantwortung, sich testen zu lassen und vorsorglich zu Hause zu bleiben. Das Ergebnis des Abstrichs wird im Laufe des Donnerstags erwartet. Auch der Fahrer des OB wurde getestet.

Hotel „Villa Westerberge“ bis 3. April geschlossen

Untergebracht war die Mannschaft in der Villa Westerberge, der Hotelchef Daniel Winkelmann ist von Michelmann informiert worden. „Um jedes Risiko für die Gäste auszuschließen, habe ich mich entschlossen, die Mitarbeiter nach Hause zu schicken und das Hotel bis zum 3. April zu schließen“, beschreibt Hotelier Daniel Winkelmann die Folge für ihn und sein Unternehmen.

Zwar habe auch er keinerlei Symptome bei seinen Gästen, die am vergangenen Freitag abgereist sind, feststellen können. Dennoch habe er das Gesundheitsamt informiert und die für ihn schmerzliche Entscheidung getroffen. Er selbst bleibt im Haus, so dass das Telefon besetzt ist und E-Mails bearbeitet werden.

Bisher würden weder er noch seine 18 Mitarbeiter Krankheitszeichen zeigen. Mit der 14-tägigen Schließung wolle er die Inkubationszeit überbrücken und Ende nächster Woche neu entscheiden - auch in Abhängigkeit davon, ob es positive Testergebnisse im Umfeld gibt. Abgesagt ist und bleibt der Oster-Lunch.

Umsatzausfall von 80.000 Euro

Der sich aufgrund der Corona-Krise ohnehin schon abzeichnende Umsatzausfall, der sich nach den Worten von Winkelmann in Größenordnungen von um die 80.000 Euro bewegt, werde sich durch die Schließung noch vergrößern. Es sei aber schon in den vergangenen Wochen viel storniert worden. Das betreffe vor allem Geschäftsreisen, aber auch private Buchungen.

Sich „die Gefahr ins Haus zu holen“, dieses Risiko trage jeder Gastronom und jeder Hotelier. Dieses werde größer, je länger die Krise dauere. Deshalb kritisiert Winkelmann die Landesregierung, die anders als andere Bundesländer Hotels und Gaststätten weiter offen hält. „Das ist unverantwortlich, wir sollten einheitliche Regelungen im ganzen Land haben“, findet er.

Wie es für Oberbürgermeister Andreas Michelmann und seine Mitarbeiter im Ascherslebener Rathaus weitergeht, wird sich am Donnerstag zeigen. „Über ein positives Testergebnis mache ich mir Sorgen, wenn es soweit ist“, sagte er. Erst dann sei über die nächsten Maßnahmen zu entscheiden.

Informationen zur Corona-Krise gibt es auch hier:

https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html

https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html

https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Virologe-Drosten-im-NDR-Info-Podcast,podcastcoronavirus100.html (mz)