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Hurra, wir sind Kanonenfutter „Starship Troopers Terran Command“ angespielt

Sie lieben das Leben? Dann besser nicht mit der Mobilen Infanterie in den Krieg ziehen. In „Starship Troopers Terran Command“ kämpft man gegen fiese Insekten - und stirbt wie die Fliegen.

Von Till Simon Nagel, dpa Aktualisiert: 04.01.2023, 15:29
Das Setting ist bekannt: Die Menschheit kämpft in „Starship Troopers“ auf diversen Planeten gegen die insektoiden Bugs. Warum? Egal.
Das Setting ist bekannt: Die Menschheit kämpft in „Starship Troopers“ auf diversen Planeten gegen die insektoiden Bugs. Warum? Egal. Siltherine Software/dpa-tmn

Berlin - Ein Menschenleben ist nicht viel wert und für den Fortschritt der Föderation werden auch mal etliche Schwadronen der Mobilen Infanterie geopfert - muss halt sein. Willkommen in der Welt von „Starship Troopers Terran Command“, einem Echtzeitstrategiespiel (RTS) in der Welt von Robert A. Heinleins gleichnamiger Sci-Fi-Welt.

Das Setting ist bekannt: Die Menschheit kämpft auf diversen Planeten gegen die insektoiden Bugs. Warum? Egal. Immer feste drauf! Und bloß nicht zu viele Fragen stellen. Die Erdarmee bietet alles auf: Vom einfachen Grunt mit Gewehr über Elektrogewehre, Raketenwerfer, Flottenoffiziere oder gepanzerte Mechs voller feuerspeiender Waffen. Für den Sieg ist alles recht.

Fokus liegt auf der Action

Im Gegensatz zu RTS-Klassikern wie „Age of Empires“ und Co. wird nicht geforscht und auch nicht viel gebaut. Vielmehr werden Radiostationen eingenommen und die Ausrüstung wird per Dropship aus dem Orbit geliefert. So gelangt auch Verstärkung für im Kampf dezimierte Truppen auf die Planeten.

Die ist auch bitter nötig, denn der einzelne Soldat hat in „Starship Troopers Terran Command“ ein eher kurzes Leben. Hackende Bugs, explodierende Bugs, beißende Bugs, Bugs, die Plasma schießen oder Säure spucken - die Anzahl der möglichen Tode in der Mobilen Infanterie ist groß.

Wer schlau taktiert, stirbt später

Wer nur stumpf gegen die Käfer in den Krieg zieht, wird nutzlos viele junge digitale Erdenbürger verheizen. Vielmehr muss das Terrain schlau ausgenutzt werden. Erhöhungen geben Sichtweite und Reichweite, Engstellen lassen die Fähigkeiten einzelner Einheiten besonders zur Geltung kommen.

So gewinnen die Einheiten an Erfahrung und neuen Fähigkeiten - ein kleiner Anreiz, sie nicht zu verheizen. Wer seine Truppen schlau platziert, räuchert die Bug-Bauten effizient aus. Wer wild schießend durch die Gegend läuft, den holen dagegen die Bugs.

Manchmal ist die Übermacht aber einfach zu groß. Das Flottenkommando hat da allerdings wenig Mitleid. Ran an den Feind, heißt es. Frieden schaffen mit noch mehr Waffen bitteschön. Selbst wenn man mit sinnlosem Verharren bis zur letzten Patrone auch mal nur anderen Truppen etwas Zeit verschafft: Egal, die Föderation werde sich schon an das Opfer erinnern, sagt die Stimme aus dem Funk.

Ist das hier ein Alptraum?

Wer sich nun in einem militaristischen Alptraum wähnt: Ja, so kann „Starship Troopers Terran Command“ einem vorkommen. Das Spiel reitet ständig auf der Rasierklinge zwischen Kriegsgeilheit und Satire - wobei nicht immer ganz klar ist, was nun Sache ist.

Einerseits ist jeder „Sieg“ - ständig steht man kurz vor dem großen Sieg - in einer Mission gefühlt eine Niederlage, weil ständig große Teile der eigenen Leute in den Sand beißen. So was kann einem doch nur die faschistisch anmutende Leitung der Föderation als Sieg verkaufen, oder? Die menschenverachtenden Befehle und Kommentare von oberster Heeresleitung und Spezialkräften kommentiert das Alter Ego auch recht ätzend. Ist das etwa Kritik am Militarismus? Kann sein.

Teils nur schwer zu ertragen

Andererseits schickt man aber doch ständig digitale Soldaten in den relativ sicheren und ziemlich sinnlosen Tod. Macht aber nichts: Auf Knopfdruck segeln ja sofort frische Truppen vom Himmel - der Einzelne ist nichts wert. Besonders makaber: In einer Mission muss man einen flüchtigen Gefangenen zu seiner – natürlich live im TV übertragenen – Hinrichtung eskortieren und eine Gefangenenrevolte niederschlagen. An anderer Stelle werden Minenarbeiter in Bug-verseuchte Bergwerke gezwungen.

Wer Heinleins Buch „Starship Troopers“ von 1959 und den ätzend satirischen Film „Starship Troopers“ von Paul Verhoeven (1997) kennt, kann die Videospielumsetzung hoffentlich gut einordnen. Wer die Vorlage nicht kennt, muss hart verdrängen können. Anders lässt sich das Spiel in Teilen sonst schwer ertragen.

Fazit: Gut für Echtzeitstrategen

Gleichwohl ist „Starship Troopers Terran Command“ ein spannendes RTS-Spiel mit abwechslungsreichen Missionen, guter Balance und gegenseitiger Abhängigkeit der Einheiten. Das Herausforderungslevel ist hoch - wer ständig scheitert, kann den Schwierigkeitsgrad herunterschrauben. Die Mobile Infanterie macht vieles gut, erfindet das Genre aber auch nicht neu.

Alles in allem werden Genre-Fans aber nicht enttäuscht. Für das ganze Drumherum sind Roman und Film eine echte Empfehlung. Mit aktuell 25 Euro Kaufpreis (Steam oder GOG für PC) sind die fordernden Schlachten gegen die fiesen Bugs auch nicht allzu teuer.