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@ichbinsophiescholl Instagram-Serie: Was würde Sophie Scholl posten?

Die Verbrechen des Nationalsozialismus und der Widerstand der Weißen Rose - für viele Jugendliche ist das Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Das will die Instagram-Serie @ichbinsophiescholl ändern.

Von dpa 06.05.2021, 13:12
Sophie Scholl (Luna Wedler) im Schulbüro. Sie wurde beim Verteilen der Flugblätter erwischt.
Sophie Scholl (Luna Wedler) im Schulbüro. Sie wurde beim Verteilen der Flugblätter erwischt. SWR/BR/Sommerhaus/Rebecca Rütten/dpa

Stuttgart/München

Sophie Scholl ist jetzt bei Instagram - sie filmt ihr Leben, teilt Fotos, Zeichnungen, Dokumente und schreibt über das, was sie denkt und fühlt.

Der Kanal „@ichbinsophiescholl“ begleitet in Echtzeit die letzten zehn Monate im Leben der Münchner Studentin, die wegen ihres Widerstands gegen die Nationalsozialisten am 22. Februar 1943 hingerichtet wurde.

Luna Wedler („Biohackers“) spielt Sophie, Max Hubacher ist als ihr Bruder Hans zu sehen. Vor allem junge Leuten sollen so mehr über die mutige junge Frau erfahren, deren 100. Geburtstag am Sonntag (9. Mai) gefeiert wird.

Es ist ein Mammutprojekt, mit dem der Südwestrundfunk (SWR) und der Bayerische Rundfunk (BR) für Aufsehen sorgen. Am Donnerstag, zwei Tage nach dem Start, waren es bereits mehr als 430.000 Abonnenten, Tendenz steigend.

Dass die Idee gut ankommt, verwundert nicht. „@ichbinsophiescholl“ zeigt die Studentin als freche und auch widersprüchliche, junge Frau, die sich mit Neugier ins Leben stürzt, die sich mit ihrem Verlobten Fritz Hartnagel wunderschöne Briefe schreibt und auch mal mit der Liebe hadert. Bei aller Lebenslust ist sie entsetzt über die grausamen Verbrechen der Nationalsozialisten. Hier will sie nicht länger tatenlos zusehen und schreitet mutig zur Tat.

Wedler sieht Sophie als großes Vorbild und als moderne Frau. „Dass mich Sophie Scholl bei Instagram anspricht, gibt mir das Gefühl, ganz nah an ihr dran zu sein“, sagt die Schauspielerin, die so wie ihre Figur auch 21 Jahre alt ist.

Akribisch hat das Team um Regisseur Tom Lass in Briefen, Tagebüchern und historischen Dokumenten recherchiert. Manches ist auch fiktional, etwa wenn Sophie in die Kamera spricht. Doch das geschieht mit Respekt und Umsicht, ohne Sophie Scholl zu vereinnahmen.

Start war bereits am Dienstag - an dem 4. Mai, an dem Sophie auch im Jahr 1942 von Ulm nach München reiste, um Philosophie und Biologie zu studieren. Endlich raus aus der Provinz: „Studieren in der Großstadt, ich freu mich, auf alles was kommt“, jubelt Sophie in die Kamera.

Alles ist aufregend! Eine Überraschungsparty, die ihr Bruder Hans zu ihrem 21. Geburtstag für sie schmeißt. Das Einleben in München. Und über Hans der Kontakt zu Alexander Schmorell und anderen aus der Weißen Rose, die in Flugblättern die Verbrechen der Nazis anprangern.

Erzählt wird bis zu jenen schicksalhaften Tagen, als Scholl und ihr Bruder am 18. Februar 1943 verhaftet werden, während sie im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München Flugblätter verteilen. Vier Tage später werden sie hingerichtet.