Städtereisen Sightseeing mit Flatrate: Lohnen sich Citypässe?
Freie Fahrt mit Bus und Bahn, Rabatte oder freier Eintritt bei wichtigen Sehenswürdigkeiten. Für Städtereisen erscheinen Touristentickets und Citypässe verlockend. Worauf es beim Kauf zu achten gilt.

Berlin - Nur wenige Tage in London, Barcelona oder Rom, und so viel zu sehen: Tower, Sagrada Familia, Kolosseum. Wie bekommt man das alles unter? Und wo gibt es die Tickets dafür möglichst günstig?
Citypässe versprechen an dieser Stelle eine bequeme Lösung: Sie locken mit freiem Eintritt zu wichtigen Sehenswürdigkeiten oder versprechen zumindest Rabatte. Und oft fährt man mit ihnen auch gratis Bus und Bahn. Doch wann lohnt sich die Investition in so einen Pass wirklich?
Um die Frage zu beantworten, gilt es zunächst, zu unterscheiden. Denn gerade in Metropolen steht oft nicht nur ein Angebot zur Wahl. Meist gibt es neben Pässen der städtischen Tourismusorganisationen noch Angebote privater Anbieter wie Turbopass, Go City und anderen, die eine bestimmte Anzahl Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten bündeln und im Paketpreis verkaufen.
Bus und Bahn dabei? Die müssen dann auch gefahren werden
Werfen wir zunächst einen Blick auf die offiziellen Tourismuskarten der Städte: Deren Alleinstellungsmerkmal und größtes Verkaufsargument ist fast immer, dass für den Nutzungszeitraum die öffentlichen Verkehrsmittel dabei sind.
„Das macht einen signifikanten Anteil von deren Preis aus – wenn ich sie kaufe, sollte ich also Bus und Bahn schon regelmäßig nutzen“, sagt Patrick Kühne, der auf dem Portal „Citypassvergleich.de“ für viele Metropolen die verschiedenen Angebote listet und detailreich analysiert.
Ein Beispiel ist die Bundeshauptstadt: Hier gibt es die Berlin Welcome Card, die als „offizielles Touristenticket“ vermarktet wird. Für 48 Stunden kostet sie 26,90 Euro, wenn man nur im Stadtgebiet unterwegs sein möchte.
Bis zu drei Kinder bis 14 Jahre dürfen dabei bei einem Erwachsenen mitfahren. Dazu gibt es eine Reihe von Rabatten, darunter etwa 25 Prozent Rabatt für ein Fernsehturm-Aussichtsticket. Zum Zeitpunkt unserer Recherche kostete das Turm-Ticket 25,50 Euro. Mit 25 Prozent Rabatt kostet es noch 18,75 Euro. Macht eine Ersparnis von 6,75 Euro.
Schon mit dieser einen Attraktion hätte sich die Mehrausgabe für das Touristenticket im Vergleich zum Kauf normaler ÖPNV-Tickets also gelohnt: Die kosten für 24 Stunden nämlich je 10,60 Euro, was für 48 Stunden 21,20 Euro macht. Und für Kinder müsste man ebenfalls zahlen, denn die fahren in Berlin nur bis sechs Jahre gratis. Hier muss man gerade als Familie nicht lange rechnen, wenn man mehr als einmal am Tag U-Bahn oder Bus fahren will - es dürfte sich lohnen.
Plan machen, dann nach Angeboten gucken
Dennoch: Auch wenn eine Touristenkarte die öffentlichen Verkehrsmittel enthält, sollte man hinschauen, was eigentlich noch an Nachlässen drin ist und ob sich das mit dem deckt, was man in der Stadt erleben möchte – das gilt umso mehr für Pässe, bei denen Bus und Bahn nicht inkludiert sind.
Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät deshalb dazu: Erst einen Plan machen, was man an seinem Urlaubsort machen möchte. Dann sollte man die angebotenen Citypässe mit seinem Urlaubsplan vergleichen. Ist die Ersparnis mit dem Pass dann größer als dessen Kosten, rechnet sich das.
Wenn es zwei Tage nach London geht, kann man sich zum Beispiel vornehmen: Ich will eine Stadtrundfahrt machen, in den Tower of London gehen, Madame Tussauds angucken und das Riesenrad London Eye fahren.
Das ist ein Plan, auf dessen Basis man schauen kann. „Einen Citypass kaufen und dann sehen, was es vor Ort alles gibt, das würde ich nicht machen“, sagt Buttler. Denn vielleicht bieten die Pässe nur attraktive Nachlässe für Dinge, die man vor Ort wirklich nicht machen will.
London ist auch deshalb ein gutes Beispiel, weil in der britischen Hauptstadt viele Museen kostenlos sind. Wer vor allem museal unterwegs sein will, braucht da definitiv keinen Citypass. „Will ich hingegen London Eye, Tower und anderes besuchen, kann sich das lohnen“, sagt Vergleichsexperte Patrick Kühne.
Was man in dem Zusammenhang im Blick haben sollte, wenn man günstig unterwegs sein will: Für bestimmte Personen, Studierende etwa, gibt es oft ermäßigte Eintrittspreise – teils kommen sie gratis rein. Gleiches gilt für Kinder und Jugendliche. Da sollte man schauen, ob das die Citypass-Angebote mit reduzierten Tarifen abbilden. Oder ob es sie überhaupt braucht.
Der Aspekt der Bequemlichkeit
Ob sich durch die Pässe sparen lässt, ist aber nicht der einzige Aspekt, der eine Rolle spielt. Es geht auch um Bequemlichkeit – im Englischen gibt es dafür das schöne Wort Convenience. Die Pässe sind meist digital auf einer App auf dem Smartphone, die Tickets also an einer Stelle gebündelt: „Das ist ein großer Vorteil, dass du alles an einem Ort hast“, sagt Kühne.
Beispiel Rom: In der italienischen Hauptstadt stehen auch mehrere Pässe privater Anbieter zur Wahl. Zum Recherchezeitpunkt gab es etwa den Rom Explorer Pass bei Go City mit vier Attraktionen und Aktivitäten, die man aus einer großen Liste auswählen kann, für 134 Euro zu kaufen. Zur Wahl stehen Klassiker wie das Kolosseum und die Vatikanischen Museen, aber auch Abseitigeres wie eine Weinverkostung oder ein Opernkonzert.
„Es ist auf jeden Fall teurer, als würdest du rechtzeitig selbst anfangen, auf den offiziellen Websites Tickets zu kaufen“, sagt Kühne zu diesen Kombi-Tickets für Rom – im Gegensatz zu manchen Angeboten etwa für London und New York böten sie kein Sparpotenzial. Dafür aber bestenfalls: Convenience.
Warum man im Zweifel lieber früh bucht
Zwei Aspekte fallen beim Blick auf das genannte Angebot für Rom auf: Zum einen ist da die Gültigkeit – sobald man die erste Attraktion besucht, hat man mit dem Explorer Pass 30 Tage Zeit, um die weiteren drei zu besuchen. Zum anderen gibt es etwa für das Kolosseum Zeitfenster, die man buchen muss.
Die Zeitfenster zur Steuerung der Besucherströme an stark frequentierten Orten wie dem Kolosseum, der Sagrada Familia in Barcelona oder dem Schloss Versailles bei Paris können ein Fallstrick sein. „Wenn du deinen Citypass einen Tag vorher erst kaufst, kann es sein, dass es dann für den Wunschtermin keine mehr gibt“, sagt Kühne. Hier gilt: Lieber frühzeitig buchen.
Bestenfalls lassen sich die Zeitfenster schon beim Kauf des Passes direkt wählen, dann ist man auf der sicheren Seite. Es kann aber auch sein, dass man das Ticket auf der offiziellen Seite buchen muss und dann durch die Eingabe eines Codes aus seinem Pass die jeweilige Ermäßigung erhält.
Im Zweifel ist es ratsam, erst mal auf der offiziellen Seite der Attraktion zu schauen, ob am Wunschtag noch gute Zeitfenster zur Verfügung stehen, diese zu reservieren – und dann den Citypass mit der entsprechenden Vergünstigung zu kaufen, rät Verbraucherschützer Oliver Buttler. Denn eine Rückerstattung des Geldes, weil am Wunschtag in einer der enthaltenen Attraktionen alles ausgebucht ist, kann in den Geschäftsbedingungen ausgeschlossen sein.
Ein Tag Gültigkeit? Oder drei? Oder mehr?
Und dann ist da noch die Gültigkeitsdauer: Viele Citypässe haben keinen flexiblen Nutzungszeitraum, sondern einen klar festgelegten – dabei gilt dann in der Regel: Je länger, desto mehr kostet es. Doch was ist ein guter Zeitraum?
Patrick Kühne hat hier eine klare Empfehlung: „Der optimale Bereich liegt so bei drei bis vier Tagen Gültigkeit“, sagt er. „Bei einem Tag ist der Pass meistens so teuer, dass man schon echt viele Sachen machen muss, damit sich das lohnt.“ Bei fünf und mehr Tagen sei es eher das Problem, das es irgendwann nicht mehr genug attraktive Dinge zu tun gibt.
Fazit: Ob solche Pässe für eine Städtereise ein gutes Geschäft sind, hängt von den persönlichen Plänen ab. Wer das mögliche Sparpotenzial ermitteln möchte, kommt um etwas Recherche und Rechnerei kaum herum. Immer ratsam ist aber: Möglichst frühzeitig planen, was man in einer Stadt wirklich sehen will – und erst dann die Angebote vergleichen.