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  7. Zecke Hyalomma geht im Sommer auf die Jagd: Riesenzecke in Deutschland auf dem Vormarsch

für menschen gefährlich Diese Zecke geht im Sommer auf die Jagd: Riesenzecke in Deutschland auf dem Vormarsch

Eine exotische Riesenzecke gilt seit kurzer Zeit als Bedrohung für Mensch und Tier in heimischen Gefilden. Nicht zuletzt dadurch, dass sie schwere Krankheiten übertragen kann. Warum sich vor dieser ungemein großen Zecke in Acht genommen werden sollte.

Aktualisiert: 08.08.2022, 12:17
Die Zecke Hyalomma marginatum (r) ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock (l, Ixodes ricinus) und kann Zecken-Fleckfieber auf den Menschen übertragen. Foto:
Die Zecke Hyalomma marginatum (r) ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock (l, Ixodes ricinus) und kann Zecken-Fleckfieber auf den Menschen übertragen. Foto: Lidia Chitimia-Dobler/Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr/dpa

Magdeburg/DUR/lb - Sommer bedeutet auch: Zeckensaison. Neben der bekannten "herkömmlichen" Zecke, sorgte eine ganz besondere Art bereits vor wenigen Jahren für Aufruhr - die Hyalomma, eine tropische Riesenzecke. Nun sind die Spinnentierchen in Deutschland weiter auf dem Vormarsch.

Hyalomma-Zecke: Aussehen und Größe

Die Hyalomma-Zecken stammen eigentlich aus den tropischen Gebieten in Afrika und Südasien und sind wahrscheinlich über Zugvögel oder Reisende mit Haustieren in Deutschland eingeschleppt worden. Sie ist bis zu dreimal größer, als eine hier heimische Holzbock-Zecke und kann bis zu zwei Zentimeter groß werden. Ein Erkennungsmerkmal sind neben der Größe auch die gestreiften, langen Beinchen.

Die Gattung Hyalomma ist deutlich größer als heimische Exemplare.
Die Gattung Hyalomma ist deutlich größer als heimische Exemplare.
Foto: Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr/ dpa

Riesenzecke Hyalomma: Überträger von Fleckfieber und Krim-Kongo-Fieber

Die exotische Riesenzecke ist besonders für den Menschen gefährlich, da sie durch ihren Biss Fleckfieber und Krim-Kongo-Fieber übertragen kann.

Beim Fleckfieber oder auch "Zecken-Fieber" genannt, sind hohes Fieber, das tagelang anhält, und Hautausschlag typische Symptome. Bei rechtzeitiger Behandlung heilt Fleckfieber jedoch folgenlos ab.

Beim Krim-Kongo-Fieber zählen hohes Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Benommenheit und Magen-Darm-Beschwerden zu den häufigsten Symptomen. Gegen das Krim-Kongo-Fieber-Virus helfen weder Medikamente, noch gibt es derzeit einen Impfstoff. Je nach Virusstamm liegt die Sterblichkeitsrate im Falle einer Erkrankung mit dem Krim-Kongo-Fieber bei bis zu 50 Prozent, da es beim Menschen zu einem schweren hämorrhagischen Fieber kommen kann, berichtet das Ärzteblatt.

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Riesenzecke geht aktiv auf Jagd

Ein weiterer erstaunlicher Unterschied zu der herkömmlichen, hier bekannten Zecke: Die Hyalomma jagt. Sie kann ihre Opfer bis zu 100 Meter weit erkennen und setzt dann zur Verfolgung an. Nicht nur Tiere sondern auch Menschen könne sie über längere Strecken verfolgen.

Hyalomma-Zecke: Erster Fleckfieberfall 2018

Noch sei die Riesenzecke in unseren Gefilden nicht heimisch geworden und ist den hierzulande typischen Zeckenarten in der Menge noch weit unterlegen. Doch die Verbreitung könnte voran schreiten.

Die Hyalomma trat bereits 2018 vereinzelt in Deutschland und Österreich auf. Ein Mann aus Nordrhein-Westfalen wurde 2018 im Juli durch eine Hyalomma-Zecke auf der Jagd gestochen. Der Pferdebesitzer erkrankte dadurch an Fleckfieber. Die sofortige Behandlung mit Antibiotika wirkte allerdings rasch und erfolgreich. In den darauffolgenden Jahren wurden immer mehr Zecken dieser Art gesichtet - und das in fast allen Bundesländern.

Eine Hyalomma rufipes (Männchen) Zecke liegt auf einer Ein-Cent-Münze.
Eine Hyalomma rufipes (Männchen) Zecke liegt auf einer Ein-Cent-Münze.
Foto: Fabian Sommer/ dpa

Weitere Verbreitung der Riesenzecke möglich

Die milden Winter lassen das Spinnentier leicht überwintern und die immer mehr zu erwartenden Hitzesommer begünstigen die weitere Ausbreitung. "Es ist unklar, ob die im Winter überlebenden Tiere ausreichen, um langfristig eine eigene Population in Deutschland aufzubauen", veröffentlichte das RKI im Juli 2020 zu dieser Thematik.

Dr. Peter Hagedorn, tätig am RKI im Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene Hochpathogene Viren, gab jedoch auf Anfrage einen Ausblick, warum sich die Hyalomma Zecke durchaus weiter ausbreiten könnte. Es gebe einige Kriterien für das Risiko, dass sich eine Art als invasiv herausstellt. Folgende erfüllt die Riesenzecke:

  • Fehlen von Feinden
  • Hohe Anzahl von Nachkommen (Hyalomma mit bis zu 15.000 Eier, Holzbock bis zu 1.000 Eier)
  • Hohe ökologische Toleranz (Riesenzecke kommt in tropisch-feuchten sowie in trockenen Gebieten zurecht)
  • Hohe Mobilität (z.B. durch den Transport durch Vögel oder das Anheften an Tieren)

Es reiche allerdings ein Ausschlusskriterium, um die Besiedlung eines Gebietes zu verhindern. "Im Falle der Hyalomma-Zecke könnte das die Temperatur sein, die über drei Wochen durchgängig über 20 Grad Celsius liegen sollte, damit sich ein großer Teil der angekommenen Nymphen zum erwachsenen Tier entwickeln kann", erklärt Dr. Hagedorn.

Ist die Hyalomma-Zecke auch in Sachsen-Anhalt auf Jagd?

In vielen Bundesländer konnte das Vorkommen der Riesenzecke bereits bestätigt werden - in Sachsen-Anhalt scheinbar bisher noch nicht. Dr. Peter Hagedorn vom RKI erklärte auf Anfrage: "In den Jahren gab es für Sachsen-Anhalt meines Wissens nach weder Hyalommafunde noch Meldungen von durch Hyalommastichen verursachten Erkrankungen."

Aktuelle Zahlen liegen dem Institut ebenfalls nicht vor, da aufgrund der Pandemiesituation in den vergangenen Jahren der Fokus vermehrt auf Covid-19 lag. Auch Informationen zum Verbreitungsgebiet sind noch nicht zugänglich "Wir bemühen uns unter anderem mit dem Projekt Zecken und ihre Pathogene im Klimawandel (ZEPAK) einen Überblick über die in Deutschland vorkommenden Zeckenarten zu bekommen und diese dann in einem Zeckenatlas zusammenzufassen", so Dr. Hagedorn.

Sollte eine mögliche Hyalomma Zecke gefunden worden sein, bitten das RKI und Dr. Hagedorn um die Einsendung dieser Zecke. Das gilt auch für Personen, die in Sachsen-Anhalt leben. "Im Moment gebe ich jedem Einsender, der eine Telefonnummer oder E-Mail Adresse angibt individuell Rückmeldung. Geplant ist jede Zecke mit Art und gefundenen Krankheitserregern auf der Website zu veröffentlichen."

Wie entferne ich eine Zecke?

Zunächst sollte schnell gehandelt werden, um die Zecke zu entfernen. In der Regel können Zecken mit einer feinen, spitzen Pinzette entfernt werden. Dafür die Zecke mit der Pinzette knapp über der Haut ergreifen und langsam unter gleichmäßigem Zug gerade herausziehen. Es gibt auch spezielle Zecken-Pinzetten dafür. Bei Unsicherheit sollte jedoch immer der Hausarzt aufgesucht werden. Nach der Entfernung der Zecke sollte jedoch sowieso ein Arzt aufgesucht werden, denn nicht selten werden durch einen Zeckenbiss Krankheitserreger übertragen

Wie schütze ich mich vor einem Zeckenbiss?

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt geschlossene Kleidung,  Insektenschutzmittel für die Haut und das aktive Absuchen nach einem Aufenthalt in hohem Gras oder Wäldern, um sich vor Zeckenbissen zu schützen.

Was ist nach einem Zeckenstich zu beachten?

Nach dem Zeckenbiss sollte die Einstichstelle gründlich beobachtet werden. Das RKI erklärt auf ihrer Informationsseite dazu: "Auch ein Foto von der Stichstelle kann hilfreich sein. Sollte nach einigen Tagen bis Wochen eine deutliche ringförmige Hautrötung, typischerweise im Zentrum blasser als am Rand, entstehen und sich ausweiten, sollte ein Arzt zwecks weiterer Abklärung aufgesucht werden." Das gilt auch bei grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen .