Grillzeit Grillzeit: Finger weg von Wackelkandidaten

Hamburg/Berlin/dpa. - Kaum scheint die Sonne, wird in Parks,auf Terrassen und selbst auf Balkonen der Grill angeworfen. Dochstatt mit saftigen Steaks und leckeren Würstchen enden Grillpartys immer wieder in der Notaufnahme des Krankenhauses. Durch Leichtsinn und eine unsichere werden jedes Jahr etwa 4000 Menschen beim Grillenverletzt, schätzt die Aktion Das Sichere Haus (DSH) in Hamburg.Zwischen 400 und 500 Opfer erlitten dabei schwerste Verbrennungen.Manchmal wird der Grillspaß aber auch aus weitaus wenigerdramatischen Gründen vorzeitig beendet - etwa dann, wenn Nachbarn sich über Gerüche und Rauchschwaden beschweren.
«Bei der Wahl des Grills schwören Romantiker auf Holzkohle,Pragmatiker setzten eher auf Gas- oder Elektro», sagt Lothar Beckmann von der Stiftung Warentest in Berlin. Tests hätten gezeigt, dass Sicherheit und Qualität nicht vom Brennstoff abhängen. Bei allen dreiGerätetypen gibt es gute und schlechte Geräte. Auch der Preis hat keinen Einfluss auf die Qualität.
Wer einen neuen Grill zusammenbauen will, braucht Zeit. «Viele Grills müssen aus mehreren größeren Teilen und einem Säckchen mit über hundert Kleinteilen zusammengebaut werden», erzählt Beckmann.Der Zusammenbau sei zeitaufwendig und könne angesichts schlechter Beschreibungen «ziemlich nerven». Einige Holzkohle, Elektro- oder Gasgrills seien im Test durch ein sehr wackeliges Gestell negativ aufgefallen. Um die Standsicherheit selbst zu überprüfen, sollte beim Kauf am aufgebauten Exemplar gerüttelt werden.
Geduld ist auch beim Anheizen von Holzkohlegrills von Nöten. «Erst wenn die Holzkohle mit einer feinen weißen Ascheschicht überzogen ist, kann gegrillt werden», erklärt Beckmann. Dies dauert - je nachGrill - bis zu 55 Minuten. Holzkohlebriketts brauchen sogar nochetwas länger. Dafür halten sie die Temperatur besser.
«Zum Anzünden und Beschleunigen des Anheizens schüttenUnbelehrbare immer noch Flüssigkeiten wie Brennspiritus und Benzin auf die Holzkohle», warnt Susanne Woelk von der DSH. Dadurch können große Stichflammen entstehend, die oft zu schweren Verbrennungen führen. Um Feuergefahren vorzubeugen, sollte außerdem bei schlechtem Wetter nicht unter dem Sonnenschirm oder der Markise gegrillt werden.Außerdem muss der Grill fest stehen, am besten auf einem ebenen Stück Rasen oder auf Pflastersteinen. Der Grill selbst sollte der Industrienorm DIN 66077 genügen und ein so genanntes GS-Prüfsiegel oder DIN-CERTCO-Zeichen tragen.
«Weniger gefährlich als beim Holzkohlegrill sind bei Gas- oder Elektrogrillgeräten das Anheizen und Bedienen», sagt Woelk. Diese Modelle haben zudem den Vorteil, das sie laut Stiftung Warentest nur 5 bis 15 Minuten Anheizzeit benötigen. «Eine Gasflasche reicht meist für mehrere Grillpartys», sagt Beckmann. Elektrogrills brauchtenallerdings eine Steckdose, weshalb sie für viele Laubenpieperausscheiden.
Stress machen kann aber nicht nur ein ungeeignetes Grillgerät, sondern auch der Nachbar. «Sowohl im Garten als auch auf dem Balkon darf gegrillt werden», sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund (DMB) in Berlin. Allerdings verbietet das Immissionsschutzgesetz das Grillen im Freien, wenn Qualm konzentriert in die Wohnung und Schlafräume der Nachbarn zieht. Wer seine Nachbarn einräuchert, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einer Geldbuße rechnen.Nach einer Entscheidung des Landesgerichts Essen (Az.: 10 S 438/01) kann das Grillen auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses durch eine Regelung im Mietvertrag verboten werden. Hält sich der Mieter nicht an dieses Gebot, sondern grillt trotz Abmahnung weiter, droht ihmsogar die fristlose Kündigung.
Informationen: Das Faltblatt «Feuer und Flamme für sicheresGrillen» kann kostenlos bestellt werden bei der Aktion Das Sichere Haus, Holsteinischer Kamp 62, 22081 Hamburg.