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MZ-Interview mit Verbraucherschützerin MZ-Interview mit Verbraucherschützerin: Bakterien-Boom durch Hitze

25.07.2006, 15:21

Halle/MZ. - Bei welchen Lebensmitteln muss man besonders aufpassen?

Bergmann: Fleisch, Wurst, Fisch, Milch- und Milchprodukte, Eier. Aber auch in Kräutertees wurden schon Salmonellen nachgewiesen. Deshalb gilt, dass diese unbedingt mit sprudelnd heißem Wasser aufgegossen werden müssen und die Ziehdauer eingehalten wird.

Was gehört sonst noch zu den Grundregeln?

Bergmann: Nach dem Einkauf schnell nach Hause und nicht noch eine Extra-Runde drehen. Die Kühlkette nicht unterbrechen, also für Fleisch eine Kühltasche benutzen. Wenn man zu Hause ist, die Produkte schnell in den Kühlschrank legen und möglichst bald verzehren. Bei rohem Fleisch muss auch darauf geachtet werden, dass die Verpackung dicht ist, sonst werden möglicherweise andere Lebensmittel mit Bakterien verunreinigt. Fleisch, besonders Geflügel, nur durchgegart verzehren. Säuglinge, Kleinkinder, alte und abwehrgeschwächte Menschen sollten keine rohen Lebensmittel tierischer Herkunft essen. "Rohmilch ab Hof" muss abgekocht werden.

Geht die größte Gefahr nach wie vor von Salmonellen aus?

Bergmann: Die Zahl der Erkrankungen ist seit Anfang der 90er Jahre, wo rund 200 000 Fälle gemeldet wurden, rückläufig. 2005 waren es nur 52 000. Allerdings hat laut einer aktuellen Studie, die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlicht wurde, fast jeder dritte große deutsche Legehennenbetrieb Salmonellen in seinem Bestand. Die Dunkelziffer der Infektionen beim Menschen ist wahrscheinlich hoch. Die Krankheitsverläufe mit Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sind oft leicht. Es gibt aber auch sehr schwere und manchmal tödlich endende Fälle.

Das BfR hat auch festgestellt, dass ein anderes Bakterium mit Namen Campylobacter den Salmonellen den Rang abläuft.

Bergmann: 2005 wurden erstmals mehr Erkrankungen durch Campylobacter gemeldet als durch Salmonellen. Diese Bakterien kommen häufig in Geflügel, in Rohmilch oder verunreinigtem Trinkwasser vor. Für eine Infektion des Menschen kann schon eine vergleichsweise geringe Zahl ausreichen. Der Krankheitsverlauf ähnelt dem einer Salmonelleninfektion. Nicht zu unterschätzen sind auch EHEC-Bakterien, die im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen können. Sie stammen vor allem aus Rinderprodukten und Milch.

Häufig wird gesagt, dass Wasser verderben kann. Was ist da dran?

Bergmann: Eine angebrochene Flasche Wasser, vor allem, wenn sie nicht mit Kohlensäure versetzt ist, soll man wegen der Gefahr von Keimen nicht länger ungekühlt stehen lassen. Probleme gibt es auch mit Wasserspendern, die oft in Geschäften stehen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kinder und ältere Menschen lassen besser die Finger davon.

Und Eiswürfel im Getränk?

Bergmann: Eine offizielle Untersuchung ist mir nicht bekannt, aber bei Stichproben, die vor kurzem vom WDR in 20 Lokalen durchgeführt worden sind, waren nur sechs unbelastet.

Rat der VZ zum Thema Di und Do 10-16 Uhr unter Telefon 01805 / 70 66 00 (12 Cent / Min.)