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Mythen zu Corona Mythen zum Coronavirus: Was stimmt, was stimmt nicht? Was rät die WHO?

18.03.2020, 14:28
Eine Ärztin mit Atemschutzmaske hält ein Blutentnahmeröhrchen und ein Biogefährdungsschild in den Händen. 
Eine Ärztin mit Atemschutzmaske hält ein Blutentnahmeröhrchen und ein Biogefährdungsschild in den Händen.  www.imago-images.de

Halle (Saale) - In sozialen Netzwerken und im Internet kursieren derzeit zahlreiche Mythen über das Coronavirus.

Diese werden zum Beispiel über Whatsapp in Form von Kettenbriefen verschickt. Darin heißt es unter anderem, die Infektion mit dem Coronavirus könne sich leicht über einen einfachen Atemtest nachweisen, oder dass Knoblauch und Alkohol gegen eine Ansteckung mit dem Virus schützen würden.

WHO: „Fake-News sind genauso gefährlich wie das Coronavirus“

Bei dieser Masse an Falschinformationen und Gerüchten machen sich die Behörden Sorgen, ihr Einsatz und ihre Arbeit könnte behindert werden. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagt: „Wir kämpfen nicht nur gegen eine Epidemie, sondern auch gegen eine Infodemie. Fake News verbreiten sich schneller und einfacher als dieses Virus, und sie sind genauso gefährlich.“

Um die Mythen und Falschinformationen einzudämmen, versuchen Organisationen wie die WHO und das deutsche Beratungszentrum für Hygiene (BZH) mit Info-Kampagnen gegenzusteuern. Sie klären auf, welche Aussagen wahr sind und welche nicht.

Die häufigsten Mythen zum Coronavirus: Wahr oder falsch?

Hier sind die häufigsten Mythen zum Coronavirus und die wissenschaftlichen Fakten von Behörden wie der WHO und des BZH dazu:

Ist es sicher, einen Brief oder ein Paket aus China zu erhalten?

Personen, die Pakete aus China erhalten, seien nicht gefährdet, sich mit 2019-nCoV zu infizieren, so das BZH. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine Übertragung über unbelebte Oberflächen bisher nicht dokumentiert: „Eine Infektion mit SARS-CoV-2 über Oberflächen, die nicht zur direkten Umgebung eines symptomatischen Patienten gehören, wie z.B. importierte Waren, Postsendungen oder Gepäck, erscheint ... unwahrscheinlich“, so das RKI.

Können Haustiere 2019-nCoV verbreiten?

Derzeit gebe es keine Hinweise darauf, dass Haustiere mit 2019-nCoV infiziert werden können. Es sei jedoch immer angeraten, sich nach dem Kontakt mit Haustieren die Hände mit Wasser und Seife zu waschen, um die Übertragung anderer Erreger wie E. coli und Salmonellen zu verhindern.

Schützen Impfstoffe gegen Lungenentzündung vor dem neuen Coronavirus?

Nein. Impfstoffe gegen Lungenentzündung wie Pneumokokken-Impfstoff und Haemophilus-Influenza-Typ-B-(Hib)-Impfstoff würden keinen Schutz gegen das neue Coronavirus bieten. Derzeit würde an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen 2019-nCoV geforscht. Zum Schutz der Gesundheit empfiehlt die WHO aber die Grippeschutzimpfung.

Kann regelmäßiges Spülen der Nase mit Kochsalzlösung helfen, eine Infektion mit dem neuen Coronavirus zu verhindern?

Nein. Zur Zeit gebe es darauf keine Hinweise. Auch für die Annahme, dass regelmäßiges Nasenspülen mit Kochsalzlösung dazu beitragen kann, dass sich Menschen schneller von einer Erkältung erholen, gebe es nur wenige Hinweise.

Kann Gurgeln mit Mundwasser vor einer Infektion mit dem neuen Coronavirus schützen?

Nein, auch darauf gebe es keine Hinweise. Einige Mundspülungen könnten bestimmte Mikroben für einige Minuten im Speichel eliminieren, das hieße aber nicht, dass sie auch vor einer Infektion mit 2019-nCoV schützen.

Kann der Verzehr von Knoblauch helfen, eine Infektion mit dem neuen Coronavirus zu verhindern?

Knoblauch ist gesund und weist antimikrobielle Eigenschaften auf. Es gebe aber keine Beweise dafür, dass Knoblauch vor 2019-nCoV schützt, meint das BZH.

Blockiert das Auftragen von Sesamöl das Eindringen des neuen Coronavirus in den Körper?

Nein. Sesamöl würde das neue Coronavirus nicht abtöten. Es gebe einige chemische Desinfektionsmittel, die das 2019-nCoV auf Oberflächen abtöten können. Dazu würden Bleichmittel (chlorbasierte Desinfektionsmittel), 75% Ethanol, Peressigsäure und Chloroform gehören.

Befällt 2019-nCoV ältere Menschen oder sind auch jüngere Menschen anfällig?

Menschen jeden Alters können infiziert werden. Ältere Menschen und Menschen mit bereits bestehenden Erkrankungen (wie Asthma, Diabetes, Herzerkrankungen) würden jedoch für schwere Verläufe anfälliger erscheinen.

Sind Antibiotika bei der Prävention und Behandlung des neuen Coronavirus wirksam?

Nein. Antibiotika würden bei 2019-nCoV nur im Fall einer bakteriellen Koinfektion eingesetzt werden.

Gibt es spezifische Medikamente zur Prävention oder Behandlung des neuen Coronavirus?

Bis heute gebe es kein spezifisches Medikament, das zur Vorbeugung oder Behandlung von 2019-nCoV empfohlen wird. Einige spezifische Behandlungen würden derzeit untersucht und in klinischen Studien getestet werden. Die WHO sowie eine Reihe von Partnern würden die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen unterstützen, um die Herstellung zu beschleunigen.

Kann das COVID-19-Virus in Gebieten mit heißem und feuchtem Klima übertragen werden?

Nach den bisherigen Erkenntnissen könne das COVID-19-Virus in allen Gebieten übertragen werden, auch in Gebieten mit heißem und feuchtem Wetter, sagt die WHO. „Treffen Sie unabhängig vom Klima Schutzmaßnahmen, wenn Sie in einem Gebiet leben oder in ein Gebiet reisen, in dem COVID-19 gemeldet wird.“

Der beste Weg, sich vor COVID-19 zu schützen, bestehe darin, die Hände häufig zu reinigen. Auf diese Weise würden die Viren beseitigt, die sich möglicherweise auf den Händen befinden, und Infektionen vermieden werden, die auftreten können, wenn danach Augen, Mund und Nase berührt werden.

Können kaltes Wetter und Schnee das neue Coronavirus töten?

Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass kaltes Wetter das neue Coronavirus oder andere Krankheiten töten könne, sagt die WHO. Die normale Körpertemperatur des Menschen bliebe unabhängig von der Außentemperatur oder dem Wetter zwischen 36,5°C und 37°C. Der effektivste Weg, sich vor dem neuen Coronavirus zu schützen, bestehe darin, die Hände häufig mit alkoholbasiertem Handreiben zu reinigen oder sie mit Wasser und Seife zu waschen.

Kann das neue Coronavirus durch Mückenstiche übertragen werden?

Bisher gebe es weder Informationen noch Hinweise darauf, dass das neue Coronavirus von Mücken übertragen werden könnte. Das neue Coronavirus sei ein Atemwegsvirus, das sich hauptsächlich durch Tröpfchen verbreite, die beim Husten oder Niesen einer infizierten Person entstehen, oder durch Speicheltröpfchen oder Ausfluss aus der Nase.

„Um sich zu schützen, reinigen Sie Ihre Hände häufig mit einer alkoholbasierten Handmassage oder waschen Sie sie mit Wasser und Seife“, rät die WHO. „Vermeiden Sie außerdem engen Kontakt mit Personen, die husten und niesen.“

Kann das Sprühen von Alkohol oder Chlor über Ihren ganzen Körper das neue Coronavirus töten?

Wenn Alkohol oder Chlor über den ganzen Körper gesprüht werden, würden keine Viren abgetötet werden, die bereits in den Körper eingedrungen sind. Das Sprühen solcher Substanzen könne darüber hinaus schädlich für Kleidung oder Schleimhäute (Augen, Mund usw.) sein. Die WHO weist daruf hin, dass sowohl Alkohol als auch Chlor zur Desinfektion von Oberflächen nützlich sein würden, sie jedoch gemäß den entsprechenden Empfehlungen verwendet werden müssten.

Aufklärung von Fake-News zum Coronavirus

Auch die österreichische Internetseite MIMIKAMA klärt Falschmeldungen zum Coronavirus auf, die täglich im Internet verbreitet werden. Hier sind einige der neuesten und verrücktesten Fake-News zum Coronavirus, die von MIMIKAKA widerlegt wurden:

Kann Toilettenpapier mit dem neuartigen Coronavirus kontaminiert sein?

In einer Eilmeldung wird derzeit im Internet verkündet, dass Toilettenpapier vom Discounter den neuen Coronavirus übertragen könne. Es würde sich hierbei jedoch um eine Falschmeldung handeln.

Viren würden auf porösen Oberflächen nur schwer überleben. Laut Rachel Graham, Epidemiologin an der Universität von North Carolina, würden sich die Viren in den winzigen Zwischenräumen „verfangen" und könnten nur schlecht übertragen werden. Zudem würde sich SARS-CoV-2 in der Umwelt instabil zeigen.

Nahrungsergänzungsmittel als Schutz gegen das Coronavirus?

Da es noch keine Medikamente oder Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus gibt, erhoffen sich viele Menschen eine gewisse Stütze oder Verstärkung des Immunsystems durch Nahrungsergänzungsmittel. Aktuell findet ein Boom statt. Produkte werden beworben und versprechen allerhand Wirkungen und Heilchancen.

Doch Abwehrkräfte können vor allem durch ausgewogene Ernährung und Bewegung gestärkt werden. Hinweise, ob Pflanzenstoffe und Mikronährstoffe Einfluss auf das Immunsystem haben, gebe es keine.
Die meisten Vitaminpräparate seien außerdem so hoch dosiert, dass der Körper überflüssige Mittel wie zum Beispiel Vitamin C wieder ausscheidet.

Hilft Schwimmen im gechlorten Wasser gegen das Coronavirus?

In einem Post im Internet rät ein Spezialist für Infektionskrankheiten, Chlorwasser in Schwimmbecken hilft den neuen Coronavirus abzutöten.

Ja, Substanzen wie Chlor könnten tatsächlich dabei helfen, SARS-CoV-2 unschädlich zu machen, solange er sich noch nicht im Körper befindet. Hier wurden jedoch zwei Fakten durcheinander geworfen. Der Ersteller meinte wohl, dass Schwimmen SARS-CoV-2 – also den Erreger, das Virus selbst – töten kann, denn bei COVID-19 handelt es sich bereits um die Atemwegserkrankung. In diesem Zustand schwimmen zu gehen wäre jedoch recht sinnlos, denn das Virus befindet sich dann bereits im Körper.

Bierkonsum gegen Covid-19?

Aktuell macht ein Screenshot im Netz, meist via WhatsApp, die Runde, auf dem man einen Ausschnitt der Webseite des“ ORF“ erkennen kann! Angeblich gab es ein ZIB2 Interview mit dem Virologen Markus P., welches von Armin Wolf geführt wurde. In diesem angeblichen Interview wurde gesagt, dass der Genuss von großen Mengen an Bier immunisierend gegen COVID-19 wirken soll. Das würde nicht stimmen. Dieses Interview, sowie auch diesen Text, hätte es nie beim ORF gegeben.

Was sind Fake-News?

Durch die bewusste und unbewusste Verbreitung sogenannter Fakenews verbreiten sich Falschmeldungen jeglicher Form. Häufig kursieren sie in sozialen Medien oder Messengerdiensten. Beispielsweise verbreitete sich am Wochenende eine Sprachnachricht über Whatsapp, in der angebliche Erkenntnisse der Universität Wien erläutert wurden und vom Einnehmen bestimmter Schmerzmittel abgeraten wurde. Die Medizinische Uni dementierte die Angaben aus der Nachricht daraufhin scharf und bezeichnete sie als Fakenews - aber zu dem Zeitpunkt war die Sprachnachricht bereits unzählige Male geteilt worden.

Wie lassen sich Falschnachrichten erkennen?

Der Verein Deutschland sicher im Netz appelliert an die Vernunft: „Menschenverstand anschalten“, warnt Vereinsgeschäftsführer Michael Littger. Wenn eine Aussage seltsam wirkt oder auch extrem lustig ist, seien Zweifel an der Seriosität angebracht.

Bei Fakenews seien die Informationen häufig vage und unvollständig, erläutert der Verein weiter. Beispielsweise fehlen demnach oft wichtige Details wie die Quelle, Namen und Orte, und es wird auf Formulierungen wie „ein Arzt“ ausgewichen. Auch lohnt sich den Empfehlungen des Vereins zufolge die Frage, wer von einer Meldung profitieren könnte - bei einer einseitigen Meldung kann es sich auch um Lobbyarbeit handeln.

Was ist ein guter Umgang mit Falschnachrichten?

Bei Verdacht auf Fakenews sollten Meldungen auf keinen Fall weitergeleitet oder anderweitig verbreitet werden. Falsche Gesundheitsinformationen können extrem gefährlich sein. Außerdem gibt es bei Diensten wie Facebook, Instagram oder Twitter die Möglichkeit, Inhalte zu melden. Diese werden dann gegebenenfalls gelöscht. Darüber hinaus rät der Verein dazu, Menschen oder Institutionen darauf aufmerksam zu machen, wenn sie Teil einer Falschmeldung sind - wie im Fall der Wiener Uni.

Woher können seriöse Informationen bezogen werden?

Gerade bei vermeintlich exklusiven Meldungen aus sozialen Netzwerken oder Nischenportalen sei grundsätzlich Vorsicht geboten, warnt der Verein. „Echte Meldungen werden hingegen meist von seriösen Nachrichtenportalen aufgegriffen“, erläutert Littger.

Es ist also immer sicherer, bekannte und seriöse Medien aufzusuchen und zu überprüfen, ob diese ebenfalls berichten. Aber auch mehrere Behörden veröffentlichen aktuell regelmäßig online den jüngsten Kenntnisstand zur Coronakrise. Seriöse Quellen sind beispielsweise örtliche Gesundheitsämter, das Robert-Koch-Institut, das Bundesgesundheitsministerium und die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Fakt ist: Glauben Sie nicht alles aus dem Internet

Fakt ist also: Man sollte nicht alles glauben, was einem im Internet gesagt wird. Wenn man wirklich wissen möchte, womit man sich gegen das neue Virus schützen kann, sollte man sich auf die Informationen verlassen, die die zuständigen Behörden veröffentlichen.

So ist regelmäßiges Händewaschen und das Befolgen der allgemeinen Hygienevorschriften noch immer die einfachste und effektivste Methode, sich gegen eine Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. (afp/mz/acs)