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Experte Im Alter steigt Risiko für schwere Magen-Darm-Infekte

Ein Mettbrötchen oder ein Stück geräucherter Lachs sind doch kein Problem, oder? Ein Mikrobiologe sieht das etwas anders. Aus seiner Sicht sollten Ältere bei solchen Lebensmitteln vorsichtig sein.

Von dpa Aktualisiert: 28.09.2021, 11:49
Keime in Lebensmitteln können gefährliche Magen-Darm-Infektionen auslösen.
Keime in Lebensmitteln können gefährliche Magen-Darm-Infektionen auslösen. Christin Klose/dpa-tmn

Oberhausen - Im Alter wird unser Körper anfälliger für Infektionen. Denn unser Immunsystem wird aus verschiedenen Gründen schwächer. Es verliert dann an Abwehrkraft und das macht es Erregern leichter, in den Körper zu gelangen und Schaden anzurichten.

So sei im Alter zum Beispiel das Risiko erhöht, dass durch Noroviren oder Campylobacter-Bakterien hervorgerufene Magen-Darm-Erkrankungen schwerer verlaufen, sagt der Mikrobiologe Heribert Keweloh.

Ein Grund dafür seien Veränderungen in der Magenschleimhaut. Viele Erreger werden durch deren Säure abgetötet. Doch das funktioniert bei vielen älteren Menschen nicht mehr so gut, weil bei ihnen der pH-Wert im Magen zu hoch ist. Die Folge: „Viele Keime gehen vom Magen in den Darm weiter“, sagt Keweloh. Dort können sie Schaden anrichten.

Gefahr durch rohes Fleisch

Der Experte für Lebensmittelhygiene, der an einem Buch rund um das Thema Infektionen im Alter mitgeschrieben hat, wirbt deshalb für Vorsicht. Für ihn ist es zum Beispiel unverständlich, dass eine 90-jährige Frau aus seinem Bekanntenkreis noch rohes Fleisch isst. „Mett etwa kann gefährliche Keime enthalten“, sagt er. Listerien zum Beispiel. Von ihnen ausgelöste Infektionen könnten bei älteren Menschen zum Tod führen, sagt Keweloh, selbst schon 67 Jahre alt.

Eine Quelle sehr vieler Infektionen sei Geflügelfleisch. „Extrem gefährlich“, so Keweloh. Hier sei Küchenhygiene besonders wichtig. Messer und Schneidbretter sollten generell gründlich - am besten in der Spülmaschine - gesäubert werden, nachdem man darauf rohes Fleisch geschnitten hat. Das gilt auch für die Hände. Oder man zieht sich beim Verarbeiten des Fleisches Gummihandschuhe an.

Das Abspülen ist wichtig, weil auf Klinge und Brett sonst Keime zurückbleiben. Wird danach dort der Rohkostsalat fürs Essen geschnitten, wird das Gemüse womöglich kontaminiert und die Keime gelangen bei dessen Verzehr in den Körper.

Räuchern tötet nicht alle Keime ab

Klar ist, dass rohes Fleisch nur gut durchgegart gegessen werden sollte. Auch bei anderen Rohprodukten rät der Wissenschaftler zur Vorsicht. Dazu zählen Rohmilch und Erzeugnisse daraus, zum Beispiel Rohmilchkäse, und roher Fisch. Geräucherter und gebeizter Fisch ist Keweloh zufolge ebenfalls nur bedingt für Ältere zu empfehlen: „Das Räuchern ist nicht ausreichend, um alle Keime abzutöten.“

Ein Problem sieht der Experte in Säureblockern. Deren Einnahme sei zwar unheimlich beliebt, etwa bei Sodbrennen. Keweloh gibt aber zu bedenken: „Dadurch wird die Säurebildung im Magen noch stärker reduziert.“ Was unter Umständen die Infektionsanfälligkeit erhöht. Sein Rat für mehr Abwehrkraft: Vielfältig und vor allem regelmäßig essen. „Denn wer zu wenig isst, schadet seinem Immunsystem auch.“