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schuppenflechte Deshalb lohnt sich die dauerhafte Behandlung der Schuppenflechte

22.06.2021, 09:34
Schuppenflechte
Schuppenflechte (Foto: RODNAE Productions, pexels.com)

Rund zwei Millionen Menschen leiden hierzulande unter Schuppenflechte. Drei Viertel der Patienten erkranken erstmals vor dem 40. Lebensjahr, meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Doch die chronisch-entzündliche Hauterkrankung kann Männer und Frauen jeden Alters treffen. Und viele Betroffene haben Familienangehörige, die ebenfalls unter Schuppenflechte leiden.

Bei der nicht ansteckenden Hautkrankheit Psoriasis, so der medizinische Begriff, vermehren sich die Hautzellen fast zehnmal schneller als normalerweise. Die Folge sind schuppende rote Hautveränderungen, die als kleine Pusteln bis hin zu handtellergroßen Flächen überall am Körper auftreten können. Besonders häufig sind Handrücken, Ellenbogen, Kopfhaut, Knie und die Fußregion befallen. Bei der Nagelpsoriasis trifft es sogar Finger- oder Fußnägel. Der damit verbundene quälende Juckreiz ist eine der quälendsten Auswirkungen. Das und die Stigmatisierung durch Außenstehende führt bei vielen Betroffenen zu sozialer Isolation und Depressionen.

Vielfältige Gründe für Therapieverzicht und Abbruch der Behandlung

Viele Menschen mit Schuppenflechte verzichten trotz hohen Leidensdrucks auf eine Behandlung oder brechen eine begonnene Therapie ab. Laut Studie der US-Organisation National Psoriasis Foundation sind es bis zu 30 Prozent aller Betroffenen. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Ist die Schuppenflechte nur leicht ausgeprägt, verzichten viele Betroffene laut dem Karlsruher Dermatologen Dr. Dirk Meyer-Rogge auf eine Behandlung. Zudem sind zeitintensive Kombi-Therapien wie die Balneophototherapie, bei der auf ein zwanzigminütiges Bad noch eine UV-Bestrahlung folgt, oft nicht vereinbar mit dem Job. Zu den weiteren Gründen für die Entscheidung gegen eine Therapie gehören lange Anfahrtswege und hohe Kosten. Die häufigsten Ursachen für den Abbruch einer Behandlung sind dagegen mangelnde Wirksamkeit und unerwünschte Nebenwirkungen.

Gefährliche Begleiterkrankungen erkennen und behandeln

Betroffene verstecken befallene Stellen häufig unter langer Kleidung. Und sie vermeiden Situationen, in denen die Haut zu sehen ist, wie beispielsweise im Schwimmbad und beim Sport. Nur der quälende Juckreiz lässt sich nicht ignorieren. Genauso wenig wie die vielfältigen Begleitkrankheiten der chronischen Hauterkrankung. „Psoriasis ist eine systemische Erkrankung, die nicht nur die Haut betrifft, sondern es kann jederzeit auch an anderen Stellen im Körper zu Entzündungen kommen – in jedem Alter und umso wahrscheinlicher, je stärker die Psoriasis schon auf der Haut ausgeprägt ist“, erläutert Dr. Meyer-Rogge. Zu solchen Begleiterkrankungen zählen zum Beispiel Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Übergewicht und Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck. Der Dermatologe ergänzt: „Am häufigsten, nämlich bei etwa einem Drittel aller Betroffenen, kommt es zu einem begleitenden Gelenkbefall, der Psoriasis-Arthritis. Der Facharzt kann schon die ersten Anzeichen solcher Begleiterkrankungen erkennen und behandeln. So können beispielsweise bei der Psoriasis-Arthritis dauerhafte Gelenkschäden durch frühzeitige Therapie verhindert werden.“

Wirksamkeit moderner Therapien

Auch wenn Schuppenflechte nicht heilbar ist, können ihre Symptome mit der richtigen Therapie in der Regel effektiv unterdrückt werden. Auch Begleiterkrankungen lassen sich rechtzeitig erkennen und behandeln. Bei Patienten mit einem mittelschweren bis schweren Verlauf haben sich moderne Biologika als überaus wirksam erwiesen. Die biotechnologisch hergestellten Antikörper richten sich gezielt gegen die Komponenten des Immunsystems, die an den Prozessen der Erkrankung beteiligt sind. Laut Studien sind Biologika wirksamer als unspezifische Immunsuppressiva und gut verträglich. In der Regel reicht eine monatliche Spritze aus, mit einem Pen ist dies sogar in Selbstbehandlung möglich.

„Zahlreiche sehr gut wirksame Biologika aus der Gruppe der TNF-alpha-, Interleukin-17- und Interleukin-23-Inhibitoren blockieren den Entzündungsprozess an verschiedenen Stellen erfolgreich. Das Hautbild verbessert sich um 90 Prozent. Die Psoriasis ist also so gut wie nicht mehr sichtbar. Die Patienten sind beschwerdefrei“, beschreibt Dr. Meyer-Rogge die Wirkung der Biologika. Allerdings muss die Therapie konsequent durchgeführt werden. Bei Behandlungsabbruch kehren die Hautsymptome wieder zurück – inklusive der damit verbundenen psychischen Belastungen. „Spätestens diese Erkenntnis ist für viele Patienten ein großer Anreiz, die Therapie wieder fortzusetzen“, berichtet Dr. Meyer-Rogge und fügt hinzu: „Wenn der Leidensdruck zu groß wird oder die Psyche zu sehr leidet, rate ich zur Therapie. Und grundsätzlich rate ich allen Psoriasis-Erkrankten, regelmäßig einen Facharzt aufzusuchen.“

Dr. Dirk Meyer-Rogge, 
Dr. Dirk Meyer-Rogge, 
(Foto: privat)