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E-Mobilität boomt -  E-Mobilität boomt - : Ladeinfrastruktur lässt zu wünschen übrig

10.12.2020, 08:10
Es gibt immer mehr E-Autos auf deutschen Straßen. Allerdings wächst die Ladeinfrastruktur nicht im gleichen Maß. Deshalb hat die Bundesregierung nun ein Förderprogramm aufgelegt, um das Laden zuhause zu forcieren.
Es gibt immer mehr E-Autos auf deutschen Straßen. Allerdings wächst die Ladeinfrastruktur nicht im gleichen Maß. Deshalb hat die Bundesregierung nun ein Förderprogramm aufgelegt, um das Laden zuhause zu forcieren. Pixabay © joenomias

Die aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes zeigen, dass die E-Mobilität stark auf dem Vormarsch ist. Insbesondere das Elektroauto erlebt derzeit einen Boom. Im September 2020 gab es insgesamt 21.188 neu zugelassene E-Autos, was einem Zuwachs von 260,3 Prozent gegenüber September 2019 entspricht. Insgesamt waren es 265.227 Neuzulassungen, der Anteil der E-Autos beträgt demnach acht Prozent. Grund für den Boom könnten die Fördergelder sein, die es von der Bundesregierung gibt, und die zusätzlichen Finanzspritzen von Bund, Ländern, Städten und Kommunen.

Das Aufladen macht Kopfzerbrechen

Ein Thema, das jeden E-Auto-Besitzer beschäftigt, ist das Aufladen des Automobils. Derzeit laden etwa 20 Prozent der Nutzer ihre E-Autos an öffentlichen Ladesäulen auf. Dazu stehen aktuell circa 21.200 Ladesäulen zur Verfügung, so die Informationen von Statista.de. Es gibt sie überwiegend bei den Energieversorgern, aber auch bei Dienstleistern wie ADAC sowie Telekom. Im Einzelhandel bei einigen Supermarktketten ist sogar kostenloses Laden möglich.

Die Ladetarife sind sehr uneinheitlich und unübersichtlich. Die Abrechnungsmodelle variieren von Preis pro Kilowattstunde, Preis pro Ladung und Abrechnung nach Ladezeit bis hin zur Flatrate. Batteriegröße und Ladezeit entscheiden wesentlich, ob ein Tarif günstig oder teuer ist. Das AC-Laden mit Wechselstrom ist dabei am weitesten verbreitet. DC-Ladesäulen mit Gleichstrom haben in der Regel allerdings eine wesentlich höhere Ladeleistung und laden den Akku viel schneller wieder auf. Da sie viel teurer sind, sind sie nur selten zu finden. An Autobahnraststätten sind sie etwas häufiger.

Laden zuhause als Alternative

Für das Laden zuhause gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten: eine normale Haushaltssteckdose oder eine spezielle Ladestation mit passendem Ladekabel. Problematisch beim Laden mit der Haushaltssteckdose ist, dass diese nicht für eine solche Leistung ausgelegt ist. Zudem ist die Ladeleistung begrenzt. Es kann sogar brenzlig werden, mit einer normalen Steckdose und eventuell noch einem haushaltsüblichen Verlängerungskabel zu laden. Das Kabel wird heiß.

Im harmlosesten Fall fliegt die Sicherung heraus. Schlimmstenfalls kommt es zu einem Kabelbrand. Deshalb sollten alle, die einen Stromer zuhause laden wollen, eine sogenannte Wallbox installieren. Diese sind sehr kompakt, lassen sich an der Wand befestigen und bieten Sicherheit und Schnelligkeit beim Aufladen des E-Mobils. Die Kosten für eine solche Wallbox liegen zwischen 500 und 2.500 Euro. Vom Bund gibt es dazu eine Wallbox-Förderung.

Die Installation sollte ein Elektriker oder ein Techniker vornehmen. Er kann dann auch gleich die zuführenden Leitungen überprüfen, um zu sehen, ob sie diese Belastung aushalten. Für zusätzliche Sicherheit sorgen beispielsweise Leistungs- oder Fehlerstrom-Schutzschalter.

Wie lange dauert das Laden des E-Autos?

Die Ladedauer hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen spielen Größe und Leistung der Ladesäule eine Rolle. Zum anderen ist auch die maximale Ladeleistung des Auto-Ladegeräts ausschlaggebend. Hat ein Auto beispielsweise eine maximale AC-Ladeleistung von 7,5 Watt, kann es die volle Leistung einer Ladesäule mit 11 kW gar nicht aufnehmen. Das Laden dauert länger. Außerdem lässt sich nicht jedes Auto mit den schnelleren DC-Ladesäulen aufladen. Darüber hinaus beeinflusst auch der Ladezustand der Batterie die Ladezeit.

Worauf ist beim Kauf einer Wallbox zu achten?

Wichtig ist zunächst einmal zu prüfen, ob das häusliche Elektronetz den Anforderungen standhalten kann. Ist das nicht der Fall, ist hier unbedingt nachzurüsten. Diese Arbeit erledigt am besten eine Elektrofachkraft. Dasselbe gilt für die Installation der Wallbox. Ein qualifizierter Elektroinstallateur kennt sich mit den Normen und Vorschriften für das Anschließen einer Wallbox aus. Dann ist auch das Laden über mehrere Stunden sicher.

Je nach Fahrzeughersteller gibt es unterschiedliche Steckersysteme. Der Typ-2-Stecker ist in Europa Standard. Viele ältere Modelle und auch die Fahrzeuge von US-amerikanischen oder japanischen Fahrzeugen haben einen Typ-1-Stecker. Dieser ist nicht für Schnellladestationen ausgelegt. Wer flexibel sein möchte, was die Stecker betrifft, benutzt eine Wallbox ohne fest installiertes Kabel. Hier kann mithilfe von Adaptern jedes Kabel eingesetzt werden.

Die Bedienung der Wallboxen ist teilweise drahtlos möglich. Diese Modelle lassen sich via App steuern. Nutzer können den Ladevorgang aus der Ferne starten und stoppen. Die Apps bieten außerdem einen Überblick über den Ladezustand, den Energieverbrauch und die entstehenden Stromkosten. Die Steuerung ist auch über ein kleines Display am Gerät möglich. Dort sind alle Informationen ablesbar.

Zu den Kosten für die Wallbox kommen noch die Kosten für Montage und Installation. Dieser Kostenfaktor ist nicht ganz unbedeutend und hängt vom Umfang der notwendigen Arbeiten ab. Dabei spielen die für den geplanten Ladestandort notwendigen Arbeiten eine Rolle und auch der Zustand des Elektronetzes zuhause.

Schutz vor unbefugter Nutzung bieten Chipkarten oder Schlüssel, die zum Freischalten notwendig sind. RFID ist flexibler einsetzbar. Mit einem Schlüssel lassen sich gleich mehrere Ladestationen freischalten, beispielsweise die zuhause und die auf dem Firmenparkplatz.

Wer eine Photovoltaik-Anlage sein eigen nennt, kann auch diesen Strom zum Aufladen seines Elektroautos nutzen. Allerdings sollte dies nicht die einzige Lademöglichkeit sein. Der Sonnenstrom unterliegt starken Schwankungen und die Leistung der Anlagen sind beschränkt. Ein Energiemanager hilft dabei, den Überschussstrom der Photovoltaikanlage für das E-Auto zu benutzen, wenn es eingesteckt ist.

Smarte Ladestationen haben als Zusatzmodul ein Lastmanagement-System. Damit ist es möglich, gleichzeitig mehrere E-Autos bei gleichbleibender Anschlussleistung zu laden. Das System verteilt die verfügbare Leistung gleichmäßig auf die zu ladenden E-Fahrzeuge. Das ist vor allem für Unternehmen oder Hotels interessant, wo es mehrere Ladestationen gibt. Durch ein entsprechendes Energiemanagement lassen sich auch Stromspitzen vermeiden, sodass sich der Leistungspreis nicht erhöht.