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TV-Tipp „Solo für Weiss - Das letzte Opfer“ im ZDF

Was für ein Drama gleich zu Beginn: Der Chef der Kommissarin bringt sich um. Sie versucht herauszufinden, warum er das tat, und stößt dabei gleich auf mehrere Geheimnisse.

Von Klaus Braeuer, dpa 29.11.2021, 00:17
Nora Weiss (Anna Maria Mühe) im Einsatz.
Nora Weiss (Anna Maria Mühe) im Einsatz. Christine Schroeder/ZDF/dpa

Berlin - Seit 2016 gibt es die Krimiserie „Solo für Weiss“ mit Anna Maria Mühe als Zielfahnderin Nora Weiss im ZDF.

Nun bekommt sie es mit einem kniffligen Fall zu tun, der ihr persönlich stark zu schaffen macht. Die sechste Folge mit dem Titel „Das letzte Opfer“ ist an diesem Montag um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Nora Weiss (Mühe) hat eine dunkle Ahnung, während ihr Chef, der Leitende Kriminaldirektor Kurt Böhnisch (Hannes Hellmann), seine Abschiedsrede hält. Irgendetwas dabei lässt sie aufhorchen, sie geht ihm nach, doch er erschießt sich vor ihren Augen in seinem Wagen. Weiss erfährt erst jetzt, dass er eine Tochter hat, die zudem seit zwei Jahren spurlos verschwunden ist.

Tod des Chefs als Vermächtnis

Was sie ebenfalls nicht wusste: Böhnischs Nachfolger in Kiel wird ihr Kollege Jan Geissler (Peter Jordan), mit dem sie eine Liaison hat. Als eine junge Frau tot am Strand gefunden wird, ermittelt Weiss gemeinsam mit Simon Brandt (Jan Krauter) von der Kripo Lübeck, wobei sein kleiner Sohn in Gefahr gerät. Er ist gerade zu Besuch auf dem Revier, wo er natürlich gar nicht hingehört.

Eine Ermittlerin des LKA hat eigentlich andere Aufgaben. Doch Weiss entdeckt Ähnlichkeiten mit einem früheren ungeklärten Frauenmord in Rostock, stößt beim damals ermittelnden und heute sichtlich zermürbten Kommissar (sehr gut: Florian Lukas) zunächst auf Abwehr. Nora Weiss betrachtet den jähen Tod ihres Chefs als Vermächtnis, das Schicksal seiner verschollenen Tochter aufzuklären. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen ihrem Verschwinden und dem Mord an zwei Frauen.

Damit steht sie allerdings weitgehend allein, denn niemand will ihr glauben. Auch Geissler nicht, der noch immer zwischen der Affäre mit ihr und seiner Ehefrau schwankt und nicht weiß, was er denn machen soll: „Sind wir eigentlich noch ein Paar?“ fragt er Nora, und sie antwortet: „Wir waren nie eins“.

Anna Maria Mühe darf Gefühle zeigen

Regisseurin Esther Bialas („Wo kein Schatten fällt“) hat diesen Krimi ziemlich verschachtelt und ungewöhnlich emotional, aber teils etwas überfrachtet (Buch: Mathias Klaschka) inszeniert. Es tauchen gleich mehrere ziemlich verzweifelte und vom Leben enttäuschte Menschen auf, die aus unterschiedlichen Gründen kein großes Interesse an der Lösung des Falles zu haben scheinen. Was auch kein Wunder ist, denn angesichts zerstörter Beziehungen wollen sie vermutlich einfach nur ihre Ruhe haben. Allein, daraus kann nichts werden, denn zu groß ist das Geflecht von gegenseitigen Abhängigkeiten.

Außerdem geht es in diesem Krimi - leider nur nebenbei - um die Rolle und das Verschwinden von Vätern, woran insbesondere Weiss bis heute zu knabbern hat. Überhaupt spielt Anna Maria Mühe (36, „Unsere wunderbaren Jahre“) ihre Figur als nicht mehr ganz so wortkarge, verschlossene Frau, die nun durchaus Gefühle zeigen darf. Sie beginnt sich offenbar zu fragen, warum ihr privat kein Glück beschieden ist. Ihren Chef mochte sie nicht sonderlich - trotzdem macht sie sich Vorwürfe, dass sie seinen Suizid nicht verhindern konnte. Dummerweise kommt sie zum Schluss dem Frauenmörder näher als ihr lieb sein kann, und wie in vielen TV-Krimis üblich, ist sie dabei ohne ihren Kollegen. Meistens sind solche Alleingänge keine so gute Idee.