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Ungewöhnliche Satire „Der Masseur“ entwickelt einen ganz eigenen Sog

Er scheint magische Hände zu haben - Zhenia, der Masseur. Als Retter wird er gar verehrt. Was macht diesen Mann so besonders?

Von dpa Aktualisiert: 20.09.2021, 09:57
Zhenia (Alec Utgoff) hat eine besondere Gabe.
Zhenia (Alec Utgoff) hat eine besondere Gabe. Jaroslaw Sosinski/Lava Films/MatchFactoryProductions/dpa

Berlin - Was für eine Wohltat eine Massage sein kann! Wenn sich die Finger sanft in die Muskeln drücken und jede noch so hartnäckige Verspannung lösen.

Auch Zhenia, die Hauptfigur in „Der Masseur“, scheint besonders begabt zu sein. Zumindest können seine Kundinnen und Kunden nicht genug von ihm bekommen. Doch was geht da wirklich vor?

Schon die ersten Szenen dieser deutschen Ko-Produktion scheinen rätselhaft. Mit einer Massageliege über der Schulter flieht Zhenia von der Ukraine über die Grenze, setzt einen Zollbeamten in eine Art Trance und verschwindet. Später taucht er in einer wohlhabenden, abgeschotteten Vorort-Siedlung voller Einfamilienhäuser auf. Dort geht er von Tür zu Tür und wird bereits erwartet.

Eine frustrierte Ehefrau sehnt sich nach seinen Berührungen und träumt von sexuellen Freiheiten. Ein krebskranker Mann setzt all seine Hoffnungen auf Zhenias Gabe, und bei einem anderen Termin soll der Masseur sein Können sogar bei Hunden anwenden. Wer aber dieser Mann ist, den sie so nah an sich heranlassen, woher er kommt, das interessiert niemanden.

In Rückblenden erfährt man zwar, dass Zhenia als Kind die Katastrophe von Tschernobyl miterlebte. Inwiefern ihn das veränderte, wird allerdings nur angedeutet. Stattdessen werfen die polnischen Filmemacher Malgorzata Szumowska und Michal Englert in dieser still erzählten Satire einen ungewöhnlichen Blick auf unsere Wohlstandsgesellschaften.

Vor allem aber entwickelt „Der Masseur“ gerade wegen seiner Unvorhersehbarkeit, wegen der absurden, teilweise sehr komischen Situationen einen ganz eigenen Sog, dem man sich nicht so leicht entziehen kann.

Der Masseur, Polen, Deutschland 2020, 123 Min., FSK o.A., von Malgorzata Szumowska, Michal Englert, mit Alec Utgoff, Agata Kulesza, Maja Ostaszewska