Österreich Österreich: Männer mit Kutte bauen ihren Ruhm aus

Wien/dpa. - Mit einem von denMönchen auf der Internetplattform «YouTube» veröffentlichten Videohaben sie ungewollt das erreicht, wofür tausende Casting-Show-Teilnehmer täglich beten. Eine große internationale Plattenfirmawurde auf ihre gregorianischen Gesänge aufmerksam. In den nächstenTagen erscheint die CD «Chant» der Männer mit Kutte weltweit.
Doch die klösterliche Stille wird in Heiligenkreuz durch die ausLondon angereisten Plattenbosse nicht zum ersten Mal gestört. Immerwieder haben die heiligen Mauern im Wienerwald, deren rund 70Bewohner sich gerne als «moderne» Mönche mit Handy, Homepage undImagebroschüre darstellen, in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht.Ein Nebeneffekt: Heiligenkreuz hat mit seiner päpstlichen Hochschuleals eines der wenigen katholischen Klöster keine Nachwuchssorgen.
Zuerst holte der Neffe von Abt Gregor Henckel Donnersmarck,Florian Henckel von Donnersmarck, mit seinem Stasi-Drama «Das Lebender Anderen» einen Oscar. Das Drehbuch schrieb er im Kloster, eineNebenfigur benannte er nach Pater Wallner. Dann reiste im vergangenenJahr unter großem Medienrummel Papst Benedikt XVI. an. Zudembesichtigen jährlich rund 170 000 Besucher die Abtei.
«Die Mönche in Heiligenkreuz tun das, was ich mir von allenKlöstern wünschen würde», sagt der Sprecher der Erzdiözese Wien,Erich Leitenberger. Über die offensive Vermarktung des Klosters undden Medienrummel mache sich die Mutterkirche keine Sorgen. «DieMönche in Heiligenkreuz sind sicher in ihrer Spiritualität sogefestigt, dass sie sich nicht durch das Licht der Scheinwerfer vonihrer Berufung abbringen lassen.»
«Wir sehen uns nicht als Popgruppe, wo dann Fanclubs entstehen»,beruhigt der Abt nach dem jüngsten Platten-Deal. Die PlattenfirmaUniversal hatte in einem internationalen Wettbewerb nach den bestenInterpreten von gregorianischen Gesängen gesucht. «Uns haben immermehr Anfragen nach dieser Musik erreicht», sagt der Leiter derKlassikabteilung von Universal, Dickon Stainer. Durch den Hinweiseines Freundes erfuhr Pater Wallner vom Wettbewerb und schickte amletzten Tag vor Einsendeschluss eine E-Mail mit dem Link zu dem«YouTube»-Video ab. «Wir wussten sofort, dass wir die Richtigengefunden haben», sagt Stainer. Die Qualität des Gesanges seiunglaublich.
«Als ich die gute Nachricht erhielt, wusste ich zuerst gar nicht,was Universal ist - ich dachte, das ist so eine Art wallisischerTrachtenverein», sagt Pater Wallner. Die Musikproduzenten - dienormalerweise mit Künstlern wie Eminem oder Elton John zu tun haben -seien sehr rücksichtsvoll gewesen. Als Aufnahmestudio diente den 17auf der CD zu hörenden Mönchen die Reliquienkapelle im Stift.
Seit der Gründung von Heiligenkreuz 1133 treffen sich in derStiftskirche die Zisterzienser fünfmal am Tag zu ihrengregorianischen Gesängen in lateinischer Sprache. «Es ist die ältesteForm von geschriebener Musik überhaupt», sagt Stainer. Das hört derAbt jedoch nicht so gern: «Ich bestehe darauf, dass es in ersterLinie Gebet und nicht Musik ist.»
Die CD-Einnahmen sollen komplett in die Priesterausbildungfließen, eine Tournee sei sicher nicht mit dem Klosterlebenvereinbar. Wer die singenden Mönche dennoch «live on stage» erlebenmöchte, ist jeden Tag zu den Gebetszeiten in die Klosterkircheeingeladen. «Sollten Groupies entstehen - die sind uns täglich ab5.15 Uhr in der Abteikirche willkommen», scherzt Pater Wallner.