Oper Halle Oper Halle: Zu viele Bilder versperren die Sicht

Halle (Saale) - Am Ende gibt es am Freitagabend viel Beifall in der halleschen Oper: Für die durchweg fabelhaften Solistinnen und Solisten, für die wegen der Corona-Schutzmaßnahmen reduzierte, aber beherzt und freudig musizierende Staatskapelle unter Jose Miguel Esandi, für die wie stets engagierten Sängerinnen und Sänger des Chores. Und ein paar Buhrufe gibt es auch.
Die gelten dem Regieteam um Julia Lwowski. Sie kann sich dem grummelnden Unmut nicht selbst stellen, weil sie der Premiere ihrer Inszenierung von Giuseppe Verdis „La Traviata“ aus privaten Gründen fern bleiben musste.
Aber vielleicht wird es noch einmal zum Gespräch zwischen Publikum und Regisseurin kommen, der Abend ist prädestiniert dafür. Lwowskis Arbeit zielt auf politischen und feministischen Diskurs. Das ist legitim, Musiktheater muss in der Gegenwart ankommen, wenn es mitreden will. Gleichwohl bleibt die Frage, wie man das anstellt. Und ob das Werk, um das es ja eigentlich geht, dabei Gestalt wie Kenntlichkeit gewinnt. Was in Halle, wiederum aus Hygienegründen, auf pausenlose 100 Minuten zusammenschnurrt, kann diesem Anspruch nur teilweise genügen.
Das liegt nicht daran, dass der Regisseurin nichts eingefallen wäre. Im Gegenteil: Es ist, neudeutsch gesagt, too much. Viel zu viele Bilder, die oft parallel auf der Bühne zu sehen sind, zeitgleich überlagert und kommentiert von Videosequenzen. Und dann gibt es noch die deutschen Übertitel, weil die Oper in italienischer Sprache aufgeführt wird.
Letzteres ist freilich das kleinste der Probleme. Man kennt ja die traurige Geschichte der „Kameliendame“, der Edelprostituierten Violetta, die auf den geliebten Alfredo verzichten muss, weil er zur besseren Gesellschaft gehört.
Hier gibt es die Unglückliche gleich dreifach: von Solen Mainguené wunderbar gesungen, von der Schauspielerin Gina-Lisa Maiwald couragiert zeitgenössisch gespiegelt und von Reinhard Lehmann gestenreich kommentiert.
Ein ehrenwerter Versuch, aber überambitioniert. Es ist kein Ganzes daraus geworden.
››Nächste Aufführungen: 20. 9., 15 Uhr, 26. 9., 19.30 Uhr, Oper Halle (mz)