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Neo-Folk Stevens und De Augustine: Zarte Songs über harte Filme

Erinnerungen an Filme, in Songs gegossen: Sufjan Stevens und Angelo De Augustine haben daraus ein schönes Folkpop-Album gemacht. So nervenzerfetzend-düster wie einige Kino-Vorlagen wird es aber nie.

Von Werner Herpell, dpa Aktualisiert: 24.10.2021, 12:21
Cover des Albums „A Beginner's Mind“ von Sufjan Stevens & Angelo De Augustine.
Cover des Albums „A Beginner's Mind“ von Sufjan Stevens & Angelo De Augustine. --/Cargo Records/dpa

Berlin - Die Idee klingt spannend: Sufjan Stevens und Angelo De Augustine, zwei renommierte US-Singer-Songwriter aus dem Neo-Folk und Indiepop, haben 14 Lieder auf der Basis mehr oder weniger bekannter Kinofilme geschrieben und aufgenommen.

„A Beginner’s Mind“ ist ein Album, das mit Zartheit bezaubert und einlullt - aber auch verwirrt.

Denn falls blutige Horror-Streifen wie „Die Nacht der lebenden Toten“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ und harte Thriller wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Point Break“ tatsächlich Pate für einige der 14 Songs standen, dann hört man das der Musik nicht an. Stevens (46), den viele für einen der zurzeit weltbesten Songpoeten halten, und der talentierte De Augustine (28) wählen durchweg einen träumerischen, auf Wohlklang bedachten Ton für ihre Erzählungen.

Bei „Back To Oz“, inspiriert vom legendären Filmmusical „Der Zauberer von Oz“, geraten die beiden mal in einen hübsch schunkelnden Midtempo-Groove - er bleibt die Ausnahme. Ansonsten sind es im perfekten Falsett-Harmoniegesang vorgetragene Balladen, mit denen hier persönlichen Kino-Impressionen gefrönt wird.

Das erinnert letztlich an hochmelodische Stevens-Werke wie „Illinois“ (2005) oder seinen größten Erfolg „Carrie & Lowell“ (2015). Aber die Urväter des Akustik-Folkpops sind ebenfalls herauszuhören: Wie einflussreich der über 50 Jahre alte Sound von Paul Simon und Art Garfunkel für heutige Singer-Songwriter noch immer ist, hatten erst kürzlich auch das norwegische Duo Kings Of Convenience („Peace Or Love“) und der Schwede José González („Local Valley“) bewiesen.

Stevens/De Augustine selbst beschreiben ihre leicht überzuckerte Musik folglich als „Simon & Garfunkel mit New-Age-Schnörkeln“. So wünscht man sich als Hörer über die 46 Minuten Laufzeit von „A Beginner’s Mind“ zwar etwas mehr Abwechslung und die eine oder andere düstere Irritation, kann diese hauchfeinen Lieder aber als akustische Streicheleinheiten durchaus genießen.