1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik
  6. >
  7. Hape Kerkeling wird auf neuem Album sehr persönlich

Mal unter uns... Hape Kerkeling wird auf neuem Album sehr persönlich

Nach seinem Katzen-Buch wartet Hape Kerkeling mit einer neuen Überraschung auf: Er hat ein Album mit 14 teils sehr persönlichen Songs aufgenommen. Das hat viel mit einem besonderen Faible von ihm zu tun.

Von Christoph Driessen, dpa Aktualisiert: 24.10.2021, 06:01
Hape Kerkeling hat seine niederländischen Lieblingshits mit deutschen Text neu eingesungen.
Hape Kerkeling hat seine niederländischen Lieblingshits mit deutschen Text neu eingesungen. Susie Knoll/Sony Music/dpa

Köln - Hape Kerkeling hat was mit Holland. Man denke nur an seinen legendärsten Auftritt 1991 als Königin Beatrix.

In einer spektakulären Aktion war es dem damals 26-jährigen Entertainer gelungen, beim Staatsbesuch der Oranier-Monarchin in passender Verkleidung am Schloss Bellevue vorzufahren und ein „lecker Mittagessen“ einzufordern.

Die Orientierung zum Nachbarland liegt bei ihm in der Familie: „Kerkeling ist niederländisch oder auch niederdeutsch und bedeutet nichts anderes als: Kirchling“, stellt er in seinen Kindheitserinnerungen „Der Junge muss an die frische Luft“ klar.

„Seit meiner Geburt habe ich verwandtschaftliche Beziehungen in die Niederlande, auch viele freundschaftliche Verbindungen“, erzählt der heute 56-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Er ist regelmäßig drüben, von seinem Wohnort Bonn aus ist es auch nur ein Sprung. Jetzt ist aus diesem Faible etwas Besonderes entstanden: ein Album seiner niederländischen Lieblingshits - mit neuem Text von ihm auf Deutsch gesungen. Der Titel: „Mal unter uns...“

Kreativitätsschub in der Pandemie

Das Album ist eine Frucht der Corona-Pandemie. Da ist ihm nämlich zuhause in Bonn „die Decke auf den Kopf gefallen“, wie er sagt. „16 Monate an eine Wohnung gefesselt zu sein, das haben ja viele von uns miterlebt. Das war jetzt nicht so berauschend.“ In seinem ganzen Leben hat er noch nie so lange an einem Ort festgehangen. „Man ist ja sonst wenigstens mal in die Niederlande, nach Belgien, nach Luxemburg, Frankreich oder Dänemark gefahren. All das ging ja nicht. Das möchte ich so nicht nochmal haben.“

Als Folge davon sei es bei ihm aber quasi automatisch zu einem Kreativitätsschub gekommen. „Ich hab mich gefragt: Was möchte ich denn künstlerisch noch so alles realisieren? Und da sind mir einige Sachen in den Sinn gekommen, die ich jetzt so peu à peu abarbeite.“ Zuerst erschien sein Katzenbuch „Pfoten vom Tisch!“, jetzt folgt das Album.

Die Lieder stammen aus den letzten 30, 40 Jahren. „Es ist ein buntes Gemisch“, sagt er dazu. „Es sind ganz aktuelle Hits dabei, Lieder, die vor drei, vier Jahren die Charts in den Niederlanden gestürmt haben. Aber es sind auch Lieder dabei, die Ende der 80er mal in den Top Ten waren. Das Album umfasst meine persönlichen Top Fourteen, meine absoluten Lieblingslieder aus Holland.“

Einige hat er bei Partys zum ersten Mal gehört. „Wenn ich in Holland war oder bin, gehe ich aber auch gerne mal in Platten- oder Buchläden und greife nach dem Neuesten, was in den Charts oder in den Bestsellerlisten ist. Also insofern ist mir die niederländische Kultur schon sehr nahe.“ Die Niederlande, so sagt er, seien grundsätzlich liberaler als Deutschland: „Man lässt ausländische Einflüsse allein deshalb schon eher zu, weil man sich der eigenen Kultur sicher ist.“

Sehr persönliche Lieder

Natürlich brauchten die Lieder deutsche Texte. Diese stammen im Wesentlichen von dem Songwriter Tobias Reitz, der auch schon viel für Helene Fischer gemacht hat. „Wir haben uns dann jeweils gemeinsam überlegt: In welche Richtung sollen die Lieder gehen?“, erzählt Hape Kerkeling bei einem Kaffee. „Wir sind nicht immer ganz dicht am Original geblieben, sondern haben auch schon mal einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Also insofern: Es sind sehr persönliche Songs, aber ich habe nicht alle Texte selber geschrieben.“

Sehr persönlich ist zum Beispiel der Song „Glaub an Dich“: Eine Hommage an seine beiden Omas Änne und Bertha. Oma Änne hatte ihm kurz vor ihrem Tod gesagt: „Aus dir wird einmal etwas ganz Besonderes werden, denn du wirst eines Tages sehr berühmt sein!“ Oma Bertha hatte ihn nach dem Suizid seiner Mutter bei sich aufgenommen und sich liebevoll um ihn gekümmert. „Die Welt ist kaputt? Na und! Dann baut meine Großmutter eben eine neue auf“, schreibt der gebürtige Recklinghäuser über sie in seinen Erinnerungen.

Der andere auffallend persönliche Titel heißt „Einen einzigen Tag“. Er handelt davon, was man tun würde, wenn man nur noch einen Tag zu leben hätte. Man würde die Dinge dann vermutlich wieder mit der gleichen Verwunderung wie ein Kind wahrnehmen, heißt es im Text.

Im Interview erläutert Kerkeling: „Sobald wir uns der Vergänglichkeit stellen, sobald wir uns mit dem Tod beschäftigen, wird das Leben tatsächlich wieder lebendiger. Ich gehe ja jetzt auch schon stramm auf die 60 zu, und da sieht man dann langsam den Horizont näherkommen. Ich glaube, ab dem 50. fängt man an, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.“

In dem Song „Darf ich dann zu dir“ heißt es am Ende: „Wenn es dunkel wird, am Ende meiner Tage, darf ich dann zu dir?“ Es ist ein Gedanke, den viele wohl eher verdrängen: Am Ende des Lebens könnte man komplett auf den Partner angewiesen sein. Etwa im Endstadium einer Krankheit. Oder bei Demenz. Der Partner steht dann vor einer ganz großen Herausforderung - ob er stark genug ist, sie anzunehmen? „Das ist eine Hoffnung, die wahrscheinlich jeder in sich trägt, und das bringt dieser Song zum Ausdruck“, sagt Kerkeling.

Kennzeichnend für die niederländischen Lieder sei Optimismus in Kombination mit einer gewissen Melancholie. „Auch textlich geht es manchmal über eine Grenze, über die man bisher in Deutschland so noch nicht gegangen ist.“ Ob das hier auch so funktioniert wie drüben im Königreich? „Wir probieren es jetzt einfach mal.“