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Kinostart: 6. August Kinostart: 6. August: «Maria, ihm schmeckt's nicht!»

30.07.2009, 09:47
Sara (Mina Tander) stellt im Kinofilm «Maria, ihm schmeckt's nicht!» ihren Freund Jan (Christian Ulmen) zu Hause bei ihren Eltern vor. Jan liebt Sara, und er will sie ganz unspektulär heiraten. Die süditalienische Verwandtschaft seiner Braut ist da aber ganz anderer Meinung: Saras Vater besteht auf ein Riesenfamilienfest in Süditalien.
Sara (Mina Tander) stellt im Kinofilm «Maria, ihm schmeckt's nicht!» ihren Freund Jan (Christian Ulmen) zu Hause bei ihren Eltern vor. Jan liebt Sara, und er will sie ganz unspektulär heiraten. Die süditalienische Verwandtschaft seiner Braut ist da aber ganz anderer Meinung: Saras Vater besteht auf ein Riesenfamilienfest in Süditalien. Constantin Film Verleih GmbH

HAMBURG/DPA. - Und auch derlässig-moderne Jan (Christian Ulmen) - nunmehr Gianni - ist geschocktvon dem, was ihn in dem süditalienischen Bergort erwartet: uralteSteinhäuser, Armut, Tradition und Glauben, unüberschaubarerFamilientrubel samt Jahrzehnte währender Clan-Fehden - und natürlichjede Menge Essgelage. Von den Irritationen, Sympathien undAnnäherungen zwischen zwei Kulturen erzählte Jan Weiler 2003unterhaltsam und witzig in seinem autobiografisch inspiriertenBestsellerroman «Maria, ihm schmeckt's nicht!» Der Autor undJournalist traf den Nerv von 1,7 Millionen Käufern wohl auch deshalb,weil seine Geschichte bezüglich Migrations- und ToleranzthematikSpaghettini-genau im Trend lag.

Kein Wunder, dass sein Buch nun verfilmt wurde: Die jungeRegisseurin Neele Leana Vollmar («Urlaub vom Leben», 2005) schuf einesommerliche Wohlfühl-Komödie ohne viele Widerhaken, die mitMentalitäts-Klischees spielt und dabei - auch dank originellerDarsteller - ein großes Publikum zum Lachen bringen dürfte. Wie sehrderzeit im Kino mit Humor und Menschlichkeit für Verständigungzwischen kulturell Andersartigen geworben wird, zeigen etwa auch diefranzösischen Erfolgskomödie «Willkommen bei den Sch'tis» und AliSamadi Ahadis gerade angelaufene Produktion «Salami Aleikum» übereinen Deutsch-Iraner.

Außer Ulmen, dem angesagten Entertainer, Moderator undSchauspieler («Herr Lehmann», 2003), der hier trefflich - quasi inder Eichendorff-Nachfolge - den arglos-charmanten Italienreisendenabgibt, spielt der italienische Star-Komiker Lino Banfi eine tragendeRolle: Er mimt Jans Gastarbeiter-Schwiegervater Antonio Marcipane.Langsam, aber stetig spielt sich der korpulente und kahlköpfige Banfi(73) in die Zuschauerherzen - zeigt bissiges Temperament, versteckteGutmütigkeit sowie lebensklugen Redefluss auf Trapattoni-Deutsch:«Deutsche sucht immer Probleme. Italiener hat schon Probleme -braucht nicht zu suchen.»

Köstliche Teutonen-Karikaturen gelingen hingegen Gundi Ellert undPeter Prager als Jans mittelständisch-saturiertes Elternpaar: Derstaubtrockene, spießige Linksakademiker in Urlauber-Bermudas istgenauso eine Figur, die man zu kennen meint wie die hirnlosplappernde italophile Mutter, die Italiener vorzugsweise mit Gnocchiund toskanischem Wein beschenkt.

Oft quietschkomisch, mal nachdenklich, gelegentlich aber auchetwas schwungarm kommt die Komödie daher. Neben dem chaotischen,schnell in Streitigkeiten verstrickten bi-nationalen Personal zeigtdie Kamera immer wieder sonnendurchflutete, karge Hügellandschaftensowie malerisch heruntergekommene Straßenzüge, die so ganz andersaussehen als Krefeld oder das Gastarbeiter-Ziel Osnabrück der 60-erJahre. Insgesamt wirkt das alles so lecker und locker wie eineCassata: Viel mehr gibt «Maria, ihm schmeckt's nicht!» jedoch auchnicht her - schon allein deshalb, weil derlei Zwiste zwischenDeutschen und Italienern heute gesellschaftlich so harmlos anmuten.