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Dschungelcamp - Tag 4 Dschungelcamp - Tag 4: Der langweilige Jörn im Regenwald der Harmonie

Von Martin Weber 20.01.2015, 05:45

Abend für Abend sehen sich unsere Autoren Annika Leister, Philip Sagioglou und Martin Weber die neunte Staffel des Dschungelcamps an. In einem Briefwechsel tauschen sie sich täglich über ihre Erlebnisse aus - und schreiben sich ihren Schmerz von der Seele. Folge 4:

Liebe Annika, lieber Philip,

ich bin enttäuscht. Nicht vom Leben im Allgemeinem, und auch nicht vom Internet im Besonderen. Und erst recht nicht von der Kräuterbutter-Reklame mit dem Profi-Allzweck-Testimonial Helene Fischer: Die war super wie immer. Was auch ganz hübsch war in den vergangenen 24 Stunden: Mal wieder bei der Zoohandlung in meiner Nachbarschaft vorbeizugehen und zu überprüfen, ob da alles so ist, wie es sein soll. Und was soll ich euch schreiben? Ist es.

Sie bieten dort immer noch die Bioresonanz-Therapie für Kleintiere an, und allein die Vorstellung, wie Aquarianer im Stuhlkreis ums Becken herumsitzen und stolz die Therapiemaßnahmen bei ihren Spitzschwanzguppys beäugen, gibt mir Halt und Sicherheit. So etwas ist eine feine Konstante im Leben. War IBES bisher auch immer. Und mehr noch: IBES ist ein fester Bestandteil des Januar-Alltags, mit dem es sich verhält wie mit Persil. Genau wie beim Waschmittel gilt für IBES: Da weiß man, was man hat. Normalerweise.

Und dann kommt da Tag 4 von IBES in der Version von 2015. Und was muss ich da sehen? Das Gemächt von Walter Freiwald, der seinen Dödel in die Nachsichtkameras hält. Weil er, obwohl biologisch 60, so hilflos wie ein Dreijähriger vom Dschungelplumpsklo stakst. Toilettenpapier war nicht vorrätig, und vor lauter Schreck darüber ist er dann einfach mit runtergelasser Buxe raus, der Walter.

Rolfe, seine Dschungelplumpsklobegleitung, hat das dann dem Rest der Camp-Insassen natürlich erzählt. Brühwarm, und in etwa so oft, wie Helene Fischer im vergangenen Jahr „Atemlos durch die Nacht“ gesungen hat. Und was resultierte daraus? So gut wie nichts. Ein paar klitzekleine Geplänkel, ein bisschen Getuschel hier, ein bisschen Geplapper dort. Was mir als Fan des Formats natürlich viel zu wenig ist. Geht’s euch da genauso, Annika und Philip?

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Ich will Beef und Biss, ich will Schaden- und Schabenfreude bei IBES, ich will, ganz egal, ob echt oder gespielt, Hass und Häme. Und von all diesem gab’s an Tag 4 im Fernsehdschungel so gut wie nichts. Angelina Heger holt bei der Dschungelprüfung zehn von elf Sternen. Hin und wieder gequietscht hat sie dabei, sympathisch war sie durchgehend. Aus Souveränität erwächst aber keinerlei Spannung. Sondern nur eine extragroße Portion Langeweile.

In diese Kategorie sortiert sich ein anderer Kandidat gleich selbst ein. Womöglich ehrlicherweise, denn er ist nun mal nicht ganz so aufregend wie die Struktur einer Raufasertapete. Aber auch ohne Not. Jörn Schlönvoigt polarisiert nicht, hält sich selbst für langweilig und sagt das auch noch. Ich lande schon wieder bei Helene Fischer: Deren größter Makel ist ja bekanntlich ihre Makellosigkeit, und in der Garage parkt auch der öde Jörn. Wenn das mit dem Typen so weitergeht, holt RTL Linda de Mol aus der TV-Mottenkiste und lässt die käseblonde holländische Kuppelmutti nach Australien einfliegen.

Und dann wird geheiratet. Die erste „Traumhochzeit“ im Dschungelcamp. Live und in Farbe. Potentielle Bräute so far: Patricia Blanco, Maren Gilzer, Rebecca Siemoneit-Barum. Sehr hübsch der Song, der zu den Verbalbalzereien der drei Damen vom RTL-Grill lief. Porter mit „Surround Me With You Love“. Mir wäre da aber eher nach einem anderen. Nämlich dem hier:

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Denn: Mir war an Tag 4 im Camp viel zu viel Eintracht und Einverstandensein. Der TV-Regenwald der Harmonie muss dringend abgeholzt werden. Ich weiß nicht, wie’s euch diesbezüglich in der IBES-Fankurve geht, Annika und Philip. Ich für meinen Teil sehnsüchtele nach ein paar hochkalibrigen Kandidaten aus der RTL-Dschungel-Historie. Nach Larissa Marolt, die so zuverlässig wie hemmungslos über Baumstämme und durch ihre Gedankenwelt stolperte. Nach Georgina, die ihren Kopf in erster Linie zum Haareschneiden hat und mit ausgeprägter Logorrhoe vollkommen schmerzbefreit überall mitplapperte.

Nach Joey Heindle, diesem ausgemacht tumben Tropf und Dschungelkönig in der Version 2013, der komplette Kücherkalenderrückseiten mit seinen ganz eigenen Weisheiten volltextete, file under: „Let’s getty to Rambo!“ Von Nattern wie Sarah Dingens und Guilia Siegel, die giftiger waren als eine mit Schwarzen Mambas randvolle Schlangengrube, jetzt mal ganz zu schweigen.

Ich will mehr Beef und Biss in der Show und keinen einordnenden Verständnisheimer wie Rolfe. Und die Walter-Festspiele, die schnarchen mich komplett an. Der Mann ist kein fieses, ausgebufftes Früchtchen – wie etwa der Typ in diesem immer noch komplett gültigen Song aus den 80ern:

Sondern in der Verfassung einfach nur eine eindimensionale Kotzfrucht. Ein grumpy old man, der den Rest der Welt für seine persönliche Lebenssituation verantwortlich macht. Okay, DMA (= Der Mann Aurelio) hat Walter zurechtgewiesen, als der Vogelstimmen imitierte. Und womöglich hat DMA im Zusammenhang mit Walter auch schon mal an eine Walther PPK gedacht. Aber die gibt’s ja im Dschungel nicht. Zum Glück. Für Walter. Ich wäre jedenfalls schon voll im Team Aurelio, wenn er mal kräftig einatmen würde. Und Walter spätestens beim zweiten Einatmen unter seiner Nase hängen hätte. Verdient hätte er’s, der Dämlack Walter. Spätestens, als er auf Ein-Mann-PEGDIDD (Patriotischer Europäer gegen die Italianisierung des Dschungels) machte und folgenden Flachsinn in Richtung von Aurelio absonderte: „Soll er doch nach Italien gehen, das Arschloch.“  

So Leute, ich muss Schluss machen. Domian läuft schon, und wenn ich durchkomme, frage ich ihn mal, ob er es gerecht findet, dass es Tanja Tischwitsch bisher nicht in den „Playboy“ geschafft hat. 

Auf der To-do-Liste für morgen: Auschecken, wo man sich komische Köter auf Kissen drucken lassen kann (Mein lieber Scholli: „Luxusgegenstände“ können verdammt hässlich sein - nicht wahr, Angelina?) 

Auf der To-do-Liste für heute Nacht: Nicht schon wieder davon träumen, dass Thomas Roth seinen Abschied verkündet und live in den „Tagesthemen" bekanntgibt, dass Walter Freiwald sein Nachfolger wird. 

In stiller Hoffnung auf mehr Krawall und Remmidemmi grüßt euch herzlich:    

Martin