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Roman „Anatomie eines Spielers“ auf Deutsch

Mit Romanen wie „Die Festung der Einsamkeit“ oder „Motherless Brooklyn“ wurde Jonathan Lethem weltberühmt. Jetzt erscheint ein schon etwas älteres Werk des US-Autors auf Deutsch.

Von Christina Horsten, dpa Aktualisiert: 29.09.2021, 15:13
Jonathan Lethems „Anatomie eines Spielers“ spielt teilweise auch in Berlin.
Jonathan Lethems „Anatomie eines Spielers“ spielt teilweise auch in Berlin. Klett-Cotta-Verlag/dpa

New York - Alexander Bruno sei wie „der James Bond des Backgammon“, schrieb die „Washington Post“.

Als professioneller Backgammon-Spieler fliegt Bruno um die Welt, um den Reichen das Geld aus den Taschen zu ziehen, bis ihn - verteilt über drei Kontinente und zahlreiche mysteriös-skurrile Figuren - Glück und Gesundheit im Stich lassen.

Der US-Schriftsteller Jonathan Lethem erzählt die Geschichte von Bruno in dem gerade auf Deutsch erschienen Roman „Anatomie eines Spielers“ (übersetzt von Ulrich Blumenbach). Als „großen Berlin-Roman von Jonathan Lethem“ feiert der Klett-Cotta-Verlag das Werk, auch wenn die Geschichte nur zu einem eher kleinen Teil in Berlin und zu einem deutlich größeren in Kalifornien spielt. Trotzdem dürften für deutsche Leser die Ausflüge des Backgammon-Spielers nach Kladow und in die Charité einen besonderen Reiz bieten.

Der 1964 in New York geborene Lethem hat sich längst als einer der ganz Großen unter den zeitgenössischen US-Schriftstellern etabliert. Insbesondere seine in Deutschland Anfang der 2000er Jahre erschienenen Romane „Motherless Brooklyn“ und „Die Festung der Einsamkeit“ wurden zu Welterfolgen. Insgesamt hat der Autor mehr als ein Dutzend Romane, Sachbücher und Erzählungen veröffentlicht und mehrere Preise gewonnen.

Die „Anatomie eines Spielers“ war in den USA bereits 2016 erschienen - und hatte gemischte Kritiken bekommen. Es sei ein „Roman über die Einsamkeit des Lebens in einer Welt, die für die Reichen gemacht ist und in der der Rest von uns nur Geschäfte zum Überleben machen kann“, urteilte die „Los Angeles Times“.

Die Qualität des Buches falle leider zum Schluss hin immer weiter ab, beklagte die „Washington Post“ und auch die „New York Times“ sah das Buch „nicht als eines seiner besten“ an. „Seine Themen sind unterentwickelt und es bewegt sich immer hin und her, wie ein Eichhörnchen im Scheinwerferlicht.“

Das alles ändere aber nichts an der Qualität der Prosa von Lethem, waren sich die Kritiker einig. „Seine Backgammon-Sprache hat ein befriedigendes Knirschen. Sie ist geistreich und sexy“, schrieb die „New York Times“ und schloss: „Nichts, was Jonathan Lethem schreibt, ist je Zeitverschwendung.“

- Jonathan Lethem: Anatomie eines Spielers, aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrich Blumenbach, Klett-Cotta-Verlag, ISBN: 9783608501544, 432 Seiten, 25 Euro.