Bestattungeskultur Bestattungeskultur: «Tod bleibt in Deutschland ein Tabu»

Dresden/dpa. - Bei der Fachmesse für Bestattungsbedarf und Friedhofskultur «Pieta» von diesem Freitag bis Sonntag in Dresden stellt sich der Verband vor.
Thanatologen sind für das Einbalsamieren von Leichen zuständig.Sie sollen Tote wieder so herrichten, dass für die Hinterbliebenen eine Abschiednahme am offenen Sarg möglich ist. Fachleute wie Todt werden auch nach Naturkatastrophen mit vielen Opfern eingesetzt.
Einen offenen Umgang mit diesen Themen erhofft sich Todt unteranderem vom Ethikunterricht in den Schulen. «Wenn bestimmte Kreise der Gesellschaft gezielt auf diese Fragen angesprochen werden, ist eine Veränderung in der Haltung spürbar», sagte der 46-Jährige. In Deutschland sei die Beschäftigung mit dem Tod in den vergangenen 100 Jahren verkümmert. «Während damals eine Aufbahrung der Toten üblich war, ist diese Form der Abschiednahme heute nicht mehr die Regel. Die meisten Menschen haben keinen normalen Umgang mehr mit dem Tod. Sieverstehen ihn nicht als Bestandteil im Kreislauf des Lebens.»
Nach Ansicht Todts sind individuell gestaltete Trauerfeiern dieAusnahme. Am ehesten seien neue Einflüsse noch bei der Auswahl derMusik spürbar. «Mittlerweile muss es nicht mehr unbedingt Bach oderMozart sein.» Die Mehrzahl der Angehörigen habe kaum eineVorstellung, wie das Begräbnis gestaltet werden soll. Todt räumteein, dass diese Lebensphase für Familienmitglieder schwer zubewältigen ist. «100 Sterbefälle sind 100 verschiedene Probleme undAnsichten im Umgang mit dem Tod.» Von den Bestattern sei da vielFingerspitzengefühl gefragt.
Todt zufolge hat der Bestatter sein Amt dann richtig ausgeübt,wenn Angehörige mit einem gewissen Gefühl von Zufriedenheit denFriedhof verlassen. «Sie müssen das Gefühl haben, dass ihrFamilienmitglied würdevoll bestattet ist. Das Begräbnis muss einGesamtkunstwerk sein.»